Für Menschen mit Handicap:Gut erreichbar

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Barbara Scholz-Wittig hat die Auszeichnung aus den Händen von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher entgegengenommen. (Foto: Einfeldt)

Acht Geschäfte in Freising dürfen sich mit einem neuen Zertifikat für ihre Senioren- und Behindertenfreundlichkeit schmücken: Sie sind auch mit Rollator oder Rollstuhl zugänglich, die Gänge sind breit, die Waren nicht zu weit oben

Von Kerstin Vogel, Freising

Acht Geschäfte der Stadt dürfen sich seit Montag mit dem neuen Zertifikat für "senioren- und behindertenfreundliches Einkaufen in Freising" schmücken. Dass sie Träger dieser Auszeichnung sind, wird an einem Aufkleber mit einem lachenden Freisinger Bären an ihren Türen zu erkennen sein. Initiiert wurde die kostenlose Zertifizierung von den Projektgruppen "Seniorinnen und Senioren" und "Menschen mit Behinderung" des Agenda-Sozialbeirats. Sie hoffen nun, dass von der Auszeichnung der ersten Unternehmen eine Signalwirkung ausgeht und langfristig weitere Geschäfte folgen.

Zwei Jahre lang hatten engagierte Mitglieder der beiden Projektgruppen an dem Zertifikat gearbeitet. Ein Katalog mit 30 Kriterien für Senioren- und Behindertenfreundlichkeit wurde zusammengestellt, ein Punktesystem ersonnen und der Aufkleber designt. Im Sommer 2014 schrieb man 150 Geschäfte in der Freisinger Innenstadt an und machte sie auf die Möglichkeit, sich zertifizieren zu lassen, aufmerksam, wie Helmut Hoof von der Projektgruppe "Senioren" am Montag schilderte. Lang habe es gedauert, bis die ersten Reaktionen gekommen seien, räumte er ein - und letztlich hat wohl eine Initiative der Geschäftsleitung des neuen Steincenters im Norden der Stadt Bewegung in das Projekt gebracht. Allein in dem Einkaufscenter wurden die Edeka-Filiale, die Niederlassungen von Aldi und Drogerie Müller sowie die Sonnen-Apotheke zertifiziert. Aus der Innenstadt folgten noch Haushaltswaren Grimm, das Sanitätshaus Rattenhuber mit beiden Niederlassungen und das Schuh- und Sportfachgeschäft Gerlspeck.

Wegen der durchaus hohen Anforderungen für die Zertifizierungen seien vier weitere Bewerber zunächst gescheitert, berichtete Hoof. Überprüft habe man unter anderem, ob die Geschäfte für Rollstuhlfahrer oder mit dem Rollator zugänglich, die Gänge breit genug und die Waren nicht zu weit oben platziert seien. Doch auch mit kompetenter Fachberatung oder einem Zustellservice konnten die Bewerber punkten. Insgesamt waren 229 Punkte zu erreichen, mit 70 Prozent davon sind die Voraussetzungen für die Zertifizierung erfüllt.

Grundsätzlich soll das neue Zertifikat Betriebe fördern und darin unterstützen, senioren- und behindertengerechte Lösungen, Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Denn der demografische Wandel führe auch in Freising dazu, dass die Kaufkraft der über 60-Jährigen bedeutender werde, erklärte Sozialamtsleiter Robert Zellner: "Die Stadtgesellschaft muss auf diese neuen Anforderungen reagieren."

Für die Geschäftsinhaber bedeute die Entscheidung, etwas für diese Zielgruppe zu tun, teilweise natürlich auch einen Verzicht auf Ladenfläche, gab Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher mit Blick auf die doch eher schwache Beteiligung zu bedenken. Das sei angesichts der hohen Quadratmeterpreise in Freising oft gar nicht so einfach. Der Vorsitzende des Werbevereins "Aktive City", Max Kirchmaier, erklärte die bislang mangelnde Resonanz außerdem mit den baulichen Bedingungen in der Innenstadt. In den engen Altstadthäusern sei ein barrierefreier Umbau oft schwer zu realisieren.

Trotzdem hoffen nun alle Beteiligten, dass die ersten Bären-Aufkleber an den Ladentüren einen "Wettbewerbseffekt" haben werden und weitere Unternehmer in Sachen Senioren- und Behindertenfreundlichkeit aktiv werden. "Jede neue Idee braucht eben eine Anlaufzeit", fasste es Christl Steinhart, Sprecherin der Stadt Freising, zusammen.

Firmen, die an einer Zertifizierung interessiert sind, können sich an den Treffpunkt Ehrenamt im Haus der Vereine wenden (0 81 61/5 44 31 31; johann.sticksel@freising.de).

© SZ vom 09.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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