Fünf Fragen:"Konflikte lassen sich nicht mit Krieg lösen"

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Jugendreporterin Luisa Huesmann hakt bei Linken-Politiker Guido Hoyer nach

Interview von Luisa Huesmann

Für die Freisinger SZ hat Luisa Huesmann, Jugendreporterin des Kreisjugendrings, fünf Fragen an Guido Hoyer gestellt.

Ihre Schwester ist als Bürgermeisterin tätig, da liegt die Vermutung nahe, dass Sie schon früh mit Politik in Kontakt gekommen sind, stimmt das?

Als Jugendlicher habe ich schon den Leistungskurs Sozialkunde in der Schule belegt und dann begonnen, mich mit politischen Fragen zu beschäftigen. In dem Alter bin ich zu den Grünen und deren Friedensbewegung gegangen und habe dann später auch Politikwissenschaft studiert, wobei man hier eher die Grundlagen lernt.

Was hat Ihre inhaltliche Politik geprägt, warum vertreten Sie genau diese Politik?

Zum einen hat mich die Friedensbewegung geprägt. Frieden ist ein ganz wichtiges Thema, das bei vielen Parteien zu kurz kommt. Konflikte lassen sich nicht mit Krieg lösen, wie man jetzt in Afghanistan sieht. Damals in den Achtzigerjahren war ja das Problem des Wettrüstens. Wenn Krieg ausgebrochen wäre, hätte der die Welt mit den ganzen Atombomben zehn Mal vernichten können, gegen diese unerträgliche Situation musste man etwas unternehmen.

Und dann geht es mir um die Frage der sozialen Gerechtigkeit, ich möchte eine Gesellschaft haben, in der nicht der eine Flaschen aus Mülltonnen sammelt und der andere nicht weiß, was er mit seinen x Millionen machen soll. Da muss ein Ausgleich her und den muss die Politik leisten, indem wir sehr hohe Einkommen höher besteuern und gleichzeitig eine Mindestrente von beispielsweise 1000 Euro gewährleisten. Die durchschnittliche Rente von Frauen auch in Bayern beträgt 610 Euro, weil während der ganzen Zeit der Kindererziehung nicht in die Rentenkassen eingezahlt wird. Solche Beträge müssen unbedingt geändert werden!

Ganz ein anderes Thema: Sie sind ein großer Militärgegner, dabei leistet unsere Bundeswehr doch auch einen Beitrag zur Friedenssicherung oder etwa nicht?

Da bin ich absolut anderer Meinung. Wir sprechen hier nicht von Katastrophenschutz, dafür hat man das THW und andere Institutionen. Wenn natürlich Elbhochwasser ist und die Bundeswehr dort zum Helfen eingesetzt wird, dann ist das super, aber das ist ja nicht ihre eigentliche Aufgabe. Die Auslandseinsätze, die geführt werden, sind problematisch. Ist Afghanistan sicherer geworden durch den Krieg, der dort geführt wird, bei dem es täglich Tote gibt? Nein, ist es nicht, die Probleme sind ungelöst und Flüchtlinge kommen weiterhin. Es wird lediglich so dargestellt, dass dort viel Gutes getan wird.

Sind Sie also grundsätzlich gegen die Bundeswehr?

Ich bin für eine Bundeswehr, die die Grenzen verteidigt: Wir sind momentan nicht in einer Situation, in der wir das Militär abschaffen können, aber dass in aller Welt Krieg geführt wird, ist abzulehnen. Das Geld, das hierfür ausgegeben wird, könnte man gut in Entwicklungshilfe oder Aufbauprojekte stecken und damit sinnvoller verwenden.

Wie machen Sie politisch und privat jeden Tag die Welt etwas besser?

Ich versuche es zumindest, ich bin zum Beispiel davon überzeugt, dass die politische Richtung, die ich vertrete, richtig ist und ich versuche, Tag für Tag Menschen davon zu überzeugen. Im Privaten sind es eher die kleinen Dinge, da verwende ich zum Beispiel immer dann, wenn ich es zeitlich nicht mehr schaffe, mir zuhause einen Tee zu machen, einen wiederverwendbaren Becher, den ich mir am Bahnhof befüllen lasse, so spare ich Plastik. Oder auch wenn ich mein Essen kaufe, schau ich, dass ich Bio-Produkte aus regionalem Anbau bekomme und boykottiere die größten Gaunereien beim Fleisch wie diese schrecklichen Hähnchenmastanlagen. Stattdessen gehe ich auf den Markt zu meinem Metzger und weiß dann, wo das Fleisch herkommt, genauso natürlich auch beim Gemüse, das ich dort vom Bauern kaufe.

© SZ vom 25.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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