Führungen kommen gut an:Checken, was in einer Brauerei abgeht

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Martin Krottenthaler leitet die Brauereiführung beim Studieninfotag an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. (Foto: Lukas Barth)

Beim Studieninformationstag erhalten Schüler erste Einblicke in das Angebot der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Von Lea Wahode, Freising

"Man muss Motivation mitbringen", das betont Martin Krottenthaler am Studieninformationstag der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) schon zu Beginn seiner Führung. Zehn Mädchen und 13 Jungen haben sich für die Brauereibesichtigung entschieden. Die meisten sind noch nicht sicher, was genau sie studieren wollen und nutzen die Gelegenheit, einen Einblick in das Feld der Bio- und Brautechnologie zu erhalten.

"Mich interessiert vor allem die Chemie hinter der Lebensmitteltechnik", erzählt Lukas. Manuela möchte eigentlich Landwirtschaft studieren, die Arbeit kennt sie vom elterlichen Hof. In der Brauerei schaut sie trotzdem gerne vorbei. Neben Führungen durch Institute und Labore wie das Biotechnikum, das Forstgebäude und das Biogaslabor veranstaltet die Hochschule auch Schnupperseminare, Vorträge zu den Studiengängen und einen Info-Talk mit Studierenden.

An der HSWT liege der Fokus auf den fachlichen Basics und dem Allgemeinverständnis technischer Prozesse, erklärt Martin Krottenthaler zwischen den Gärtanks der Brauerei. Er ist Professor für Brautechnologie und Getränkeherstellung. Die Studiengänge bauen auf vier Säulen auf, wie er erklärt: BWL, Werkstofftechnik, Analytik und der Theorie hinter biologischen Abbauprozessen. Durch die breit angelegten Studienschwerpunkte könnten die Absolventen vielfältig eingesetzt werden. "Letzten Endes macht es keinen Unterschied, ob die Studierenden später in einer Brauerei oder einer Molkerei arbeiten. Die Prozesse sind die gleichen", sagt Krottenthaler. Ein Kollege arbeite sogar in der Herstellung von Babycremes. Eigentlich ist er Brautechniker.

Neben der großen Bandbreite der Berufsfelder ermögliche das Prinzip der vier Säulen den Studierenden vor allem, komplexe Prozesse im Blick zu behalten und sich im Gegensatz zu hoch spezialisierten Fachkräften nicht nur auf ein Gebiet zu konzentrieren. "Checken, was in einer Brauerei so abgeht," nennt Martin Krottenthaler das. Weil die einzelnen Bereiche dadurch nicht so sehr vertieft werden können, spricht er auch ironisch von "Universaldilettantismus". Ziel des Unterrichts sei, den Studenten Werkzeuge an die Hand zu geben, damit Absolventen später im Betrieb eigenständig Entscheidungen treffen können.

Um diese Fähigkeit zu schulen, werden in der Vorlesung schon einmal Bierverkostungen angeboten. "Ihr müsst aus dem Bauch heraus entscheiden können!", findet Krottenthaler. Spezialgebiete, die im Berufsleben wichtig sind, könnten dann im Betrieb vertieft werden. Die Jobaussichten für Absolventen seien gut: "Ich habe momentan mehr Arbeitsangebote als Absolventen." Wer Interesse am Studium zeige und durch Praktika und Werkstudentenjobs oder eventuell im Dualbetrieb - mit einer parallel laufenden praktischen Ausbildung - seinen Horizont erweitere, der brauche sich keine Sorgen zu machen.

Quirin, der dieses Jahr in München sein Fachabitur machen wird und ursprünglich zur Polizei gehen wollte, ist begeistert: "Eigentlich habe ich nur mal vorbeigeschaut, aber der hat mich jetzt überzeugt. Ich denke, man muss wirklich drinstecken, dann wird das was." Die Infovorträge fand er weniger hilfreich, da ihm der Bezug zu den Studiengängen fehlte. Insgesamt habe ihm der Studieninformationstag jedoch gut gefallen. Sein Fazit am Nachmittag: "Jetzt überlege ich mir auf jeden Fall, hier zu studieren."

© SZ vom 13.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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