Freisings neues Gesicht:Der Anfang ist gemacht

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In der Heiliggeistgasse können sich die Freisinger einen Eindruck davon verschaffen, wie die gesamte Innenstadt einmal aussehen wird. Protest kommt von den Anwohnern, die an den Kosten der Neugestaltung beteiligt werden

Von Kerstin Vogel, Freising

Für manch einen jugendlichen Mode-Fan war das mit Blick auf die Freisinger Innenstadt wohl die wichtigste Nachricht des Jahres 2016: H & M ist da. Nach einer etwas mehr als anderthalbjährigen Bauzeit eröffnete das Modekaufhaus Mitte Oktober dort, wo früher das alte Bavaria-Kino ebenfalls junge Leute anzog - wenn auch auf andere Weise. Für die Macher der Innenstadtkonzeption freilich ist die Ansiedlung des neuen Kundenmagneten nur ein kleiner Baustein bei der Umgestaltung der Freisinger City, die heuer zum ersten Mal für jeden so richtig sichtbar geworden ist.

Neben weiteren Arbeiten an den Leitungen im Untergrund, die zum Jahresende hin auch eine Sperrung der Bahnhofstraße mit sich brachten, wurde im Sommer mit dem höhengleichen Ausbau der Heiliggeistgasse begonnen, das neue Natursteinpflaster wurde verlegt und seit Ende des Jahres können die Freisinger hier einen Eindruck davon bekommen, wie sich die gesamte Altstadt in einigen Jahren präsentieren wird. 1,53 Millionen Euro kostete dieser erste Bauabschnitt für die Umgestaltung der Freisinger Innenstadt, der den Ausbau der Heiliggeistgasse und der Unteren Domberggasse samt Instandsetzung der Brücke über die Stadtmoosach umfasste.

Ganz neues Gefühl: In der Heiliggeistgasse ist das neue Pflaster bereits verlegt, es gibt auch keine Gehwege mehr. (Foto: Marco Einfeldt)

Schon lange vor Beginn der Pflasterarbeiten konnten die Bürger den künftigen Bodenbelag ausgiebig testen. Mitte Februar war im Bereich der Unteren Hauptstraße 5 eine 40 Quadratmeter große Musterfläche mit dem Pflaster angelegt worden. Den verwendeten hellen, graugelblichen Belag hatten die Stadträte sorgfältig ausgesucht - doch der kugelgestrahlte Berbinger Granit stieß nicht auf ungeteilte Begeisterung.

Vor allem aber eine Rinne mit abgerundeten Kanten, die das Regenwasser ableiten und Menschen mit Sehbehinderung als Orientierungshilfe dienen sollte, wurde als Stolperfalle so massiv kritisiert, dass die Stadt hier erst Pflanzkästen zur Absicherung aufstellte und dann gemeinsam mit Geh- und Sehbehinderten sowie Menschen im Rollstuhl Alternativen erarbeitet hat, bevor es tatsächlich an die Pflasterung der Heiliggeistgasse ging.

Neues gab es 2016 auch in Sachen Straßenausbaubeitragssatzung. Die Frage, wer bei dem geplanten Ausbau wie viel mitzahlen muss, hatte die Anlieger in der Innenstadt zuvor monatelang umgetrieben - im Januar kamen Fakten auf den Tisch. Seither steht fest: Die Anwohner werden für die Neugestaltung zwar zur Kasse gebeten, allerdings nicht ganz so stark wie befürchtet. Denn das Landratsamt hat die Straßen, die zu der künftigen Fußgängerzone rund um den Freisinger Marienplatz hinführen, als sogenannte Haupterschließungsstraßen eingestuft. Damit muss die Stadt 55 Prozent der Kosten für die Ausbaumaßnahmen tragen, an den Anwohnern bleiben die restlichen 45 Prozent hängen. Befürchtet hatten die Bürger in der Innenstadt sogar einen Anteil von 70 Prozent. Und: Sollte sich die Stadt beim Ausbau für Materialien entscheiden, die höherwertig und damit teurer sind als bei einem Standardausbau, dann dürfte sie diese Kosten zwar auf die Anwohner umlegen, sie muss es aber nicht tun. Offensichtlich haben die Stadträte hier einen gewissen Spielraum, der den Prozentsatz, den die Anlieger am Ende zu zahlen haben, sogar auf 40 Prozent drücken könnte, wie Stadtjurist Gerhard Koch erläuterte.

Die Anwohner allerdings empfinden es nach wie vor als zutiefst ungerecht, dass nur sie an den Kosten für die Sanierung beteilt werden. "Wenn alle von der Umgestaltung für die gute Stube profitieren, dann sollen auch alle dafür zahlen", so die Forderung der Bürgerinitiative Innenstadtsanierung.

© SZ vom 30.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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