Freisings CSU vor Zerreißprobe:Acht Stadträte treten aus der Fraktion aus

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Innerparteiliche Differenzen und die Startbahn-Debatte spalten Freisings CSU. Acht Stadträte verlassen die Fraktion.

Birgit Goormann-Prugger und Petra Schnirch

Die CSU in Freising steht vor einer Zerreißprobe, nachdem acht Stadträte ihren Austritt aus der Fraktion bekannt gegeben haben. Dazu zählen Tobias Eschenbacher, Reinhard Fiedler, Oliver Pflüger, Toni Frankl, Hans Hölzl, Ludwig Kropp, Maria Lintl und Florian Notter. Bis auf den parteilosen Fiedler sowie Kropp und Lintl treten alle auch aus der Partei aus. Die CSU-Fraktion besteht nur noch aus Erich Irlstorfer, Hubert Hierl und dem OB-Kandidaten und 2. Bürgermeister Rudi Schwaiger.

Die acht Abtrünnigen begründen ihren Schritt mit "unüberwindbaren Differenzen" im Ortsverein und der Entscheidung der Regierung für den Bau der dritten Startbahn. Am Dienstag hatte sich die Runde im Haus von Maria Lintl getroffen, um die aktuelle Lage zu besprechen. "Und da war eigentlich schnell klar, dass es für uns keine andere Möglichkeit gibt, da mussten wir gar nicht groß diskutieren", sagte Fiedler. Er war einer der Ersten, die Schwaiger nach der Nominierung zum OB-Kandidaten die Gefolgschaft verweigerten. Aus seiner Enttäuschung darüber, dass nicht Tobias Eschenbacher das Rennen gemacht hatte, machte er nie ein Hehl. "2008 haben wir gedacht, die CSU ist auf einem neuen Weg, wir können was ändern und gestalten, aber jetzt haben wir gemerkt, bei der Freisinger CSU ändert sich nichts", so Fiedler weiter.

Die Motivation für den Austritt aus der Fraktion sei bei jedem anders gelagert, sagte Eschenbacher, bisher Fraktionsvorsitzender. "Bei mir war es natürlich in erster Linie die Stimmung im Ortsverein", vor allem nach der Nominierung in der Luitpoldhalle. "Dabei geht es mir gar nicht so sehr um das Ergebnis, sondern um die Begleitumstände."

Es war kolportiert worden, Schwaiger habe noch zahlreiche Neumitglieder geworben, um seine "Hausmacht" bei der Abstimmung zu vergrößern. Die acht Ausgetretenen wollen sich jetzt zu einer eigenen Liste zusammenschließen. Über den Namen will man sich in den nächsten zwei Wochen einig werden. Ob Eschenbacher doch noch als OB-Kandidat antritt, ist noch nicht klar. "Das kann ich jetzt nicht sagen, da muss ich erst noch drüber nachdenken und mit den anderen reden".

CSU-Kreisvorsitzender Florian Herrmann sagte zu dem Fraktionsaustritt: "Das hat mich zutiefst enttäuscht." Er spricht gar von einem "Wortbruch" Eschenbachers, der vor der Nominierung versichert habe, eine Niederlage zu akzeptieren. Deshalb machte Herrmann auch in erster Linie persönliche Gründe für die Austritte verantwortlich. "Man kann nicht immer alles auf die Startbahn schieben". Davon nimmt er expliziert nur Hans Hölzl aus, der im besonders betroffenen Attaching wohnt. Die anderen wollen sich nach Ansicht Herrmanns "auf Kosten der CSU profilieren". Die Wahl Schwaigers zum OB-Kandidaten bezeichnete er als "transparente, basisdemokratische Entscheidung" von 250 Parteimitgliedern.

Freisings OB Dieter Thalhammer war am Mittwochabend vom CSU-Ortsvorsitzenden Erich Irlstorfer über die jüngste Entwicklung informiert worden. "Ich bin überrascht und irritiert", kommentierte er diesen Schritt. Das Argument mit der Startbahn halte er für vorgeschoben "So engagiert wie Herr Knur in Berglern hat sich noch nie jemand von der Freisinger CSU gegen die Flughafen-Ausbaupläne eingesetzt", sagte Thalhammer. Knur hatte die CSU Anfang August verlassen. Für Thalhammer ist die Entscheidung der acht Abtrünnigen das Ergebnis "persönlicher Ressentiments".

© SZ vom 02.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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