Freisinger Wiesn:Volksfest am Limit

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Mehr Besucher, mehr Bier, mehr Essen: Die neuen Rekorde führen zu der Frage, ob die Zeltkapazität erweitert oder weniger für das jährliche Spektakel geworben werden soll

Von Peter Becker, Freising

"Das Freisinger Volksfest stößt an seine Grenzen." So lautet das Fazit von Erich Bröckl, der seit 25 Jahren bei der Stadt Freising für dessen Organisation verantwortlich ist. "Im Zelt geht nicht mehr viel", stellte Bröckl während einer Pressekonferenz zur Volksfestbilanz fest. Das bedeutet: Festwirt Ludwig Tauscher muss spätestens in zwei Jahren die Kapazität erweitern. Eine Alternative wäre, die Werbung für das Volksfest herunterzufahren. Denn die Besucher, welche für einen neuen Rekord beim Bierausschank sorgten, kommen nicht aus Stadt und Landkreis Freising allein. Trotz aller Euphorie über die vergangenen zehn Festtage bleiben auch Makel. Am Sonntagabend war kalte Küche im Festzelt angesagt. Und da bleibt noch der Schatten, den die Vergewaltigung einer 30-Jährigen auf ihrem Heimweg auf eine ansonsten unbeschwerte Zeit wirft. Der Polizei gelang es bislang nicht, das Verbrechen aufzuklären.

1050,53 Hektoliter Bier sind heuer laut Bröckl durch die durstigen Kehlen geflossen. Das sind 65,2 Hektoliter mehr als im vergangenen Jahr. Dies entspricht dem Umsatz eines mittelprächtigen Tages. Zum Vergleich: Laut Bröckl sind am vergangenen besucherschwachen Mittwoch "nur" 59,81 Hektoliter aus den Zapfhähnen geflossen. Am ersten Volksfestsamstag waren es 147,02 Hektoliter. Dies sei ein Rekord, sagte Zweite Bürgermeisterin Eva Bönig, auf den die Stadt keinen Wert lege.

Laut Festwirt Tauscher gingen jeden Tag etwa 2750 Hendl über die Theke. Über 1000 Portionen Bio-Geflügel sind ebenfalls in der Bilanz dabei. Tauscher musste sich den Vorwurf gefallen lassen, dass am späten Sonntagnachmittag nur noch wenige warme Mahlzeiten im Angebot waren. Er gab zu, von den Besuchermassen überrannt worden zu sein. "Am Mittag haben wir die doppelte Menge an Essen verkauft wie am selben Tag im Vorjahr", entschuldigte sich Tauscher. So etwas sei schlichtweg nicht kalkulierbar.

Immerhin: Trotz des rauschenden Festes und des Rekords mussten keine Bierleichen bei der Polizei ausgenüchtert werden. Deren Chef, Florian Neuner, sprach von einem friedlichen Volksfest, trotz einer Maßkrug-Schlägerei. So etwas sei nie auszuschließen, bedauerte er. Insgesamt haben Körperverletzungen und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz leicht zugenommen. Sorge bereitet Neuner die zunehmende Zahl von Jugendlichen, die auf dem Weg zum Volksfest zum Teil mit hochprozentigen Alkohol "vorglüht".

Diesen Auswuchs einzudämmen, gehört mit zu den "Denksportaufgaben", welche die Verantwortlichen bis zum nächsten Jahr zu lösen haben. Für Max Riemensperger, dem Betreiber der Weinhalle, gehört dazu die steigende Zahl an Autofahrern einzuschränken, die seiner Meinung nach ohne Befugnis Parkplätze belegen und Zufahrten verstopfen. Statt dessen solle es rund um die neue Eishalle mehr Behindertenparkplätze geben, forderte er.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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