Freisinger Stadrat:Transparente Politik sieht anders aus

Es bleibt die Frage, warum die Referenten ohne Öffentlichkeit bestimmt werden

Kommentar von Kerstin Vogel

Alles vorab im Geheimen vom Ältestenrat ausgehandelt, alle möglichen Streitpunkte unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgeräumt: Die Besucher, die sich am Montagabend zur konstituierenden Sitzung des neuen Freisinger Stadtrats in die Luitpoldhalle verirrt hatten, durften sich zwar insgesamt 14 Mal die von den neuen Stadträten gesprochene Eidesformel anhören und die wenig spektakuläre, weil auch vorab so vereinbarte, Bürgermeisterinnenwahl miterleben, über die sonstigen Personalien des neuen Freisinger Stadtrats aber erfuhren sie - nichts.

Die Namen der Referenten - immerhin nun schon 17 an der Zahl - wurden nicht einmal mehr vorgelesen, geschweige denn, dass man erfahren hätte, wie da die eine oder andere Personalie zustande gekommen ist. Wieso hat man sich entschieden, ein Jugend- und ein Geschichtsreferat neu zu installieren? Warum ist ein über 70-jähriger Mann, durchaus verdienstvoller, früherer dritter Bürgermeister plötzlich der geeignete Planungsreferent in einer jungen, sich gerade selbst modernisierenden Stadt wie Freising? Weshalb braucht es plötzlich wieder einen eigenen Volksfestreferenten.

Vermutlich gibt es auf all diese Fragen sogar plausible Antworten, zumindest wäre das zu hoffen. Doch solange derartige Entscheidungen als geheime Verschlusssache behandelt werden, bleibt - wenn man nicht den unschönen Vorwurf der Mauschelei erheben will - gleich zu Beginn der neuen Amtsperiode zumindest die Feststellung: Transparente Stadtratsarbeit sieht jedenfalls anders aus.

© SZ vom 09.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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