Freisinger Modellversuch:Gegen den Fachkräftemangel

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Neuer Ausbildungsberuf für die Betreuung von Grundschülern

Von Petra Schnirch, Freising

An der Freisinger Berufsschule soll im Herbst 2020 ein neuer Ausbildungsberuf etabliert werden. Bisher gibt es dafür nur einen Arbeitstitel. "Fachkraft für Grundschulkindbetreuung" lautet die etwas sperrige Bezeichnung. Diese Neuerung soll dazu beitragen, dem Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe zu begegnen, wie Berufsschulleiter Matthias Fischer beim Pressegespräch der Freisinger Arbeitsagentur zum Ausbildungsmarkt erläuterte.

Die Absolventen sollen künftig beispielsweise im Hort, in der Mittagsbetreuung oder in der offenen Ganztagsbetreuung an Grundschulen mitarbeiten. Hintergrund dieses vom Kultusministerium ausgeschriebenen Modellversuchs ist der in wenigen Jahren bevorstehende Rechtsanspruch auf die Betreuung von Kindern im Grundschulalter und der sich dadurch weiter verschärfende Fachkräftemangel.

"Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr starten können", sagte Fischer. Der Landkreis müsse noch zustimmen. Der Schulausschuss befasst sich kommenden Donnerstag mit dem Thema. Die Hürden für Interessenten sind relativ hoch: Voraussetzung sind die Mittlere Reife und ein Berufsabschluss. Außerdem müssen sie ein sechswöchiges Praktikum im sozialpädagogischen Bereich vorweisen. Der Modellversuch ist zunächst auf fünf Jahre angelegt.

Ansprechen soll das Angebot laut Fischer beispielsweise Frauen, die wegen der Kinder ein paar Jahre zu Hause geblieben sind und sich in der Mittagsbetreuung engagieren, oder Leute, die beruflich umsatteln wollen. "Sie können sich so einen professionellen Input holen", schilderte der Berufsschulleiter. Im ersten Jahr überwiege der theoretische Unterricht, im zweiten dominiere die Praxis, dann gebe es auch eine Vergütung. Der Trend gehe ganz klar dahin, neue Zielgruppen für Sozialberufe zu gewinnen, sagte Fischer. Es gebe nicht mehr nur den einen klassischen Weg in der Kinderpfleger- beziehungsweise Erzieher-Ausbildung.

Ein weiteres Beispiel dafür ist der Modellversuch Optiprax, eine neue Form der Erzieherausbildung im dualen System, die sich an Schulabgänger mit Abitur oder Fachabitur richtet. An der Berufsfachschule für Kinderpflege in Freising ist in diesem Herbst die erste Klasse mit 21 Teilnehmern gestartet. Die Ausbildung findet je zur Hälfte an der Berufsschule und in der Kindertagesstätte statt. Und: Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen verdienen vom ersten Tag an Geld, wie Fischer betonte. Seine Bilanz fällt bisher positiv aus. Durch dieses Modell stiegen, so die ersten Erfahrungen, auch mehr Männer in die Erzieherausbildung ein. Bayernweit seien es doppelt so viele wie bisher. In Freising ist ein junger Mann in der Klasse. Die Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher dauert auf diesem Weg nur drei Jahre und nicht fünf.

Groß ist aber auch die Nachfrage an den beiden regulären Klassen für Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger. Mit je 32 Schülern seien diese voll, sagte Fischer. "Mehr können wir nicht aufnehmen." Eine dritte Klasse pro Jahrgang könnte er problemlos füllen, allerdings fehle dafür der Platz. Etwa 150 Anmeldungen seien für die 64 Plätze eingegangen. An der Fachakademie für Sozialpädagogik gibt es zudem je zwei Klassen pro Jahrgang für die reguläre Ausbildung zur Erzieherin.

© SZ vom 19.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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