Freisinger Mitte setzt auf Kultur:Italien näher als gedacht

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Domführer Gernot Anders (rechts) erläutert den Mitgliedern der Freisinger Mitte das Italienische am Freisinger Dom. (Foto: Marco Einfeldt)

Domführer Gernot Anders weiht die Mitglieder des Wählervereins in seinen "Anfangsverdacht" zum Mariendom ein

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Traditionsgemäß überlässt die Freisinger Mitte am Aschermittwoch das Politisieren den anderen und geht stattdessen in sich - mit Kultur, einem Gottesdienst und einem gemütlichen Beisammensein. Den Kulturpart hat diesmal Domführer Gernot Anders mit einer Domführung unter dem Motto "Das Italienische am Freisinger Dom" übernommen.

Anders ist seit zehn Jahren Domführer, laut eigenen Aussagen Italienfan und kann sich am Tag auch schon mal vier Kirchen anschauen. Immer wieder hatte er sich die Frage gestellt, warum bei der Beschreibung des Freisinger Mariendoms auf die langobardischen Einflüsse verwiesen wird. Es müsse eine enge Beziehung zwischen Freising und Italien bestanden haben, sagte er sich.

Anfangsverdacht nennt er seine Erkenntnisse, beansprucht nicht, dass sie historisch fundiert sind, "obwohl ich mich bei den Recherchen wirklich geplagt habe", versicherte er. Fakten konnte er für die frühen Beziehungen zwischen Freising und Italien durchaus nennen. Am Grab des Heiligen Nonnosus in der Krypta begann die Führung. Das Italienische daran: Der Brauch, Heilige oder Märtyrer in einer Krypta zu bestatten, stamme aus der Zeit der Christenverfolgung, als sich die Menschen an den Gräbern ihrer Glaubensgenossen versammelt hätten, um Beistand zu suchen, so Anders.

Später habe man dann Kirchen über diesen Gräbern errichtet, so auch den Petersdom. Dieses Verfahren aus der Antike sei dann aber wieder aufgegeben worden, außer in Oberitalien - und in Freising. Wohl auch, so vermutete Anders, um die römisch-italienische Identität gegenüber dem ersten deutschen Kaiser Otto I. zu behaupten, der Oberitalien "geschnupft" habe, wie es der Domführer formulierte.

Auch strategisch betrachtet habe Freising in der Achse zwischen Regensburg und Italien eine wichtige Position inne gehabt. Goethe sei auf seiner Italienreise an Freising vorbeigekommen, ebenso die Römer. Fakt sei, dass es 200 nach Christus in dieser Region nur vier große Städte gegeben habe. Augsburg, Regensburg, Passau und Salzburg. 500 Jahre lang habe sich daran nichts geändert. "Dann entsteht auf einmal die Herzogstadt Freising. Man gründet doch nicht so einfach eine Stadt, das hatte doch einen Grund", so Anders. Zumal dann wieder 500 Jahre lang nichts passiert sei.

Erwiesen sei, dass die Römer stets nach einer Strecke von 40 Kilometern Raststationen eingerichtet hätten, in denen Mönche Reisende mit Essen versorgten und Kranke pflegten. Von der letzten Station der alten Römerstraße bei Landshut bis nach Freising seien es exakt 40 Kilometer. Die Form des Hochaltars im Freisinger Dom finde sich außerdem ebenso in der Franziskanerkirche von Venedig, geschaffen von Tizian. Rubens sei zuvor durch Italien gereist und habe sich dort inspirieren lassen, bevor er das Altarbild für den Freisinger Dom geschaffen habe. Anders wusste außerdem von einem Münzfund in Lerchenfeld zu berichten. "Die Geldstücke stammten alle aus Italien, die meisten aus Mailand", berichtete er. So wie sich das anhört, ist Freising Italien in der Tat näher, als man bisher vermutet hätte.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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