Freisinger Krankenhaus:Am Rande der Kapazität

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Erdinger Landrat Bayerstorfer bleibt bei seiner Aussage. Freising reagiert darauf mit heftiger Kritik

Von Florian Tempel und Peter Becker, Freising/Erding

Das Klinikum Erding hat auf die Kritik von Landrat Josef Hauner (CSU) und Andreas Holzner, Geschäftsführer des Freisinger Klinikums reagiert. Beide hatten Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) vorgeworfen, mit seinen Äußerungen den Eindruck zu erwecken, das Krankenhaus sei unter dem Einwirken der Corona-Krise bereits am Rande seiner Kapazitäten angelangt und müsse Patienten daher in den Nachbarlandkreis verlegen. Bayerstorfer bleibt allerdings dabei, dass er recht habe. In einer Pressemitteilung aus dem Landratsamt Erding heißt es, dass das Klinikum Erding in den vergangenen Tagen vier Patienten aus Freising übernommen habe. Und: "Bei allen vier Übernahmen wurde als Grund angegeben: keine Beatmungskapazität mehr im Klinikum Freising vorhanden."

Der Freisinger Landrat Hauner und Klinikgeschäftsführer Holzner haben ihrer Verärgerung in einer Presseerklärung Ausdruck verliehen. Darin wird zunächst festgestellt, dass der Landkreis Freising einer der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Landkreise in Bayern ist. Deshalb habe sich der Landkreis Freising auch schon früh mit dem Aufbau von Kapazitäten für die Betreuung der Infizierten und der Beschaffung von medizinischem Material befassen müssen. Dies in Frage zu stellen und "von erschöpften Kapazitäten zu sprechen, verunsichert die Bevölkerung und entspricht nicht den Tatsachen", kritisiert Holzner.

Landrat Bayerstorfer hatte bei einer Pressekonferenz am Dienstag berichtet, dass der erste Corona-Infizierte aus Freising ins Erdinger Klinikum verlegt worden sei, da im Nachbarlandkreis keine Kapazitäten mehr frei seien. Außerdem sagte er, dass man das Hilfskrankenhaus am Fliegerhorst nicht nur für Erdinger Bürgern aufbauen wolle. Man sei es auch den Menschen im Landkreis Ebersberg und Freising schuldig, die ebenfalls zum Rettungsdienstverband Erding gehören.

Aus dem Landratsamt Erding hieß es am Freitag zur Rechtfertigung von Bayerstorfers Aussagen, man habe in den vergangenen Tagen vier Patienten, die im Landkreis Freising wohnhaft sind, im Klinikum Erding aufgenommen. "Drei dieser vier Patienten kamen aus der Notaufnahme des Klinikums Freising mit Verdacht auf Covid-19 und sich abzeichnender Beatmungspflicht. Der vierte Patient wurde bereits intubiert und maschinell beatmet aus dem Klinikum Freising übernommen."

Die Pressemitteilung endet aber versöhnlich: "Abschließend möchte das Klinikum Erding ausdrücklich betonen, dass es den Kollegen in Freising gerne geholfen hat und dies als selbstverständliche kollegiale Zusammenarbeit erachtet."

© SZ vom 28.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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