Freisinger Innenstadtkonzeption:Sinneswandel

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Einige CSU-Stadträte sind nach dem Hochwasser jetzt gegen eine Moosach-Öffnung. Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher ist irritiert.

Von Kerstin Vogel

Völlig überraschend haben sich am Donnerstag im Stadtrat Teile der CSU-Fraktion gegen die geplante Öffnung der Moosach an der Oberen Hauptstraße gewendet. Erstmals ist damit ein Beschluss zur neuen Freisinger Innenstadtkonzeption nicht einstimmig gefallen. Auch die Christsozialen hatten bislang alle Entscheidungen - inklusive Moosachöffnung - in allen politischen Gremien mitgetragen. Nach dem Hochwasser Anfang Juni aber haben einige offenbar umgedacht.

Tatsächlich war es in der Stadtratssitzung nicht einmal direkt um den künftigen Fluss durch die Altstadt gegangen. Die Stadträte hätten lediglich dem Auslobungstext für den Realisierungswettbewerb zur Umgestaltung der Innenstadt zustimmen

sollen. Dieser enthält jedoch die Moosachöffnung als zentrales Element - und damit sind zumindest CSU-Fraktionssprecher Erich Irlstorfer, Zweiter Bürgermeister Rudi Schwaiger und Josef Krimmer nun offenbar nicht mehr einverstanden. Einzig Hubert Hierl blieb bei seinem bisherigen Votum für den offenen Fluss.

Er hätte über den Wettbewerb, der unter anderem auch Ideen für den höhengleichen Ausbau der Hauptstraße und die künftige Gestaltung der Zugänge in die Stadt liefern soll, gerne getrennt von der Frage der Moosachöffnung abgestimmt, meldete sich Irlstorfer zu Wort. Weil das aber wohl nicht möglich sei, würden Teile seiner Fraktion dann gegen den Auslobungstext stimmen, kündigte er an. Als Begründung nannte er unter anderem die Sorge, was mit der geöffneten Stadtmoosach wohl bei einem Hochwasser wie zuletzt Anfang Juni erlebt, passieren würde.

Natürlich könne man jetzt nicht mehr über einzelne Teile des Auslobungstextes gesondert abstimmen, bestätigte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher leicht irritiert. Was die Angst vor Hochwasser angehe, so spiele es jedoch keine Rolle, ob die Moosach nun geöffnet sei oder nicht, weil die eigentliche Engstelle ja unterhalb der Karlwirtskreuzung liege. "Was da nicht durchpasst, kann auch die Innenstadt nicht überschwemmen, egal ob offen oder unter einem Deckel ."

Man habe nach dem Hochwasser in der CSU neu diskutiert, erläuterte Irlstorfer den Meinungsumschwung am Freitag: "Wir entwickeln uns ja weiter und sind nicht beratungsresistent." Zudem sei die Moosachöffnung nicht der wichtigste Punkt in der Innenstadtkonzeption, dafür aber der teuerste: "Wir sehen das kritisch." Natürlich trage man die anderen geplanten Maßnahmen, beispielsweise den höhengleichen und barrierefreien Ausbau der Innenstadt weiterhin mit und stehe dahinter, so Irlstorfer: "Unserer Meinung nach gehört aber auch die Sanierung des Asamkomplexes in die Konzeption."

"Nicht ganz nachvollziehbar" nannte Eschenbacher am Freitag den Sinneswandel bei der CSU, "aber das müssen die mit sich selbst ausmachen". Was die Einschätzung der Hochwassergefahr angeht, erhält der Oberbürgermeister jedenfalls Rückendeckung aus dem Wasserwirtschaftsamt. Es spiele in der Tat keine Rolle, ob die Moosach an der Oberen Hauptstraße geöffnet oder geschlossen verlaufe, bestätigte der zuständige Abteilungsleiter Winfried Adam. Unter der Targo-Bank könnten maximal 4000 Liter pro Sekunde durchfließen, also sei dahinter keinesfalls mit Überschwemmungen zu rechnen: "Mehr kommt in der Oberen Hauptstraße einfach nicht an."

© SZ vom 06.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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