Freisinger Innenstadt:Schnell geht hier gar nichts

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(Foto: N/A)

Die Stadt Freising steht vor einem großen Umbruch. Viel sehen wird man aber heuer noch nicht davon, es sind etliche Vorarbeiten notwendig. Für die SZ erläutert Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher bei einem Rundgang durch die Stadt die wichtigsten Projekte

Von Kerstin Vogel, Freising

Am Ende des kleinen Stadtspaziergangs ist Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher selber fast ein bisschen beeindruckt, was man sich für die kommenden Jahre alles vorgenommen hat. Zukunftsfähig soll Freising werden, um im Konkurrenzkampf mit den anderen Städten in der Umgebung bestehen zu können, man will den Bürgern etwas bieten und dem Verkehrskollaps entgegentreten - eine gewaltige Aufgabe, wie der Rundgang mit insgesamt neun Stationen zeigt.

2015 ist dabei noch einmal ein Jahr der Planungen, all zu viel sehen wird man von dem bevorstehenden großen Umbruch noch nicht, wie Eschenbacher sagt. Das aber hat er in den mittlerweile fast drei Jahren seiner Amtszeit auch schon gelernt: "Wenn man es am Ende richtig gemacht haben will, braucht man zunächst einmal Geduld. Schnell geht auch in der Kommunalpolitik gar nichts."

1) Kombibad am Rabenweg

Das Freibad am Lerchenfelder Rabenweg, wo der Spaziergang an diesem kalten Freitagvormittag beginnt, soll in ein Kombibad mit Schwimmhalle umgebaut werden. Hier geht es 2015 an die Detailplanung - und der Bebauungsplan sollte laut Eschenbacher fertig werden. Zum Jahresende hin könnte auch schon die Baustelle eingerichtet werden, möglicherweise würden auch schon die notwendigen Baumfällarbeiten durchgeführt. Die "richtigen" Baumaßnahmen beginnen laut Eschenbacher jedoch erst 2016.

2) Unterführung "Bahnposten 15"

Zu den Projekten, mit denen man eigentlich gerne schon weiter wäre, gehört die Unterführung am ehemaligen Bahnposten 15. Wer zu Fuß oder mit dem Rad einigermaßen gefahrlos und schnell von Lerchenfeld in die Freisinger Innenstadt möchte, kommt um diese Verbindung eigentlich kaum herum. Doch der Tunnel unter der Bahnlinie und der Bundesstraße 11 ist dunkel, eng und für Radfahrer, Menschen mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer schwer bis gar nicht zu bewältigen.

Der Umbau gestaltet sich jedoch schwierig, weil vor allem auf der Innenstadt-Seite der Platz für lange Rampen und breite Bauwerke fehlt. Eine bereits recht weit gediehene Planung wurde von der Stadtverwaltung bereits im Mai vergangenen Jahres kassiert, weil sie schlicht nicht umsetzbar gewesen wäre.

Inzwischen zeichnet sich ab, dass man wohl auf beiden Seiten einen Aufzug wird bauen müssen, um die gewünschte Barrierefreiheit herzustellen, schildert Eschenbacher. Dann könnten die Rampen wiederum etwas steiler und damit Platz sparend ausfallen. Im Februar will die Verwaltung einen Zwischenbericht zum Stand der Planung vorlegen. Der Oberbürgermeister formuliert als Ziel schon einmal, dass der Umbau 2016 abgeschlossen wird.

3) Heiliggeistgasse

In der Heiliggeistgasse wird in diesem Jahr der geplante Umbau der Freisinger Innenstadt erstmals wirklich sichtbar werden. Hier werden zunächst die "Sparten" tätig, wie Eschenbacher an der zweiten Station des Stadtspaziergangs erklärt. Das heißt, es sollen alle nötigen Kabel und Rohre verlegt und auch die maroden Trinkwasserleitungen erneuert werden, bevor es 2016 dann an den eigentlich geplanten höhengleichen Ausbau geht. Man will schlicht vermeiden, dass man das schöne neue Pflaster am Ende gleich wieder aufreißen muss, weil ein Kabel oder ein Rohr fehlt.

"Unspektakulär, aber notwendig und einfach zu machen", nennt der Oberbürgermeister diese Maßnahme. Die Heiliggeistgasse sei ohnehin sanierungsbedürftig, es biete sich also an, hier auch mit der Umsetzung der neuen Innenstadtkonzeption zu beginnen - parallel zu den Planungsarbeiten an anderer Stelle. Natürlich müssten die Anwohner deshalb mit Behinderungen rechnen, räumt Eschenbacher ein. Man werde die Bürgerinnen und Bürger aber - wie bei allen geplanten Maßnahmen in der Zukunft - rechtzeitig über alles informieren, so das Versprechen des Oberbürgermeisters.

4) Angerbaderareal

Ein wichtiges Projekt für die Zukunft der Innenstadt ist auch die Neugestaltung und Bebauung des Angerbaderareals, zu dem unter anderem auch das derzeit brachliegende ehemalige Aldi-Gelände im Nordosten der Altstadt zählt. Hier soll ein neuer, repräsentativer Zugang in die Freisinger Innenstadt geschaffen werden und man möchte die im Zentrum noch fehlenden Einzelhandelsflächen hier unterbringen, wie der Oberbürgermeister erklärt. Die Aufstellung eines Bebauungsplanes ist bereits beschlossene Sache.

Weil das Areal fast vollständig in privater Hand ist, will die Stadt hier jedoch gemeinsam mit den Eigentümern Lösungen entwickeln, wie Eschenbacher versichert. Gedacht ist an einen Investoren- oder Architektenwettbewerb, der parallel zum Bebauungsplanverfahren laufen könnte. Auch hier würden sicher noch einige Jahre vergehen, bis man wirklich Ergebnisse sehe. Das Projekt sei für Investoren offensichtlich jedoch sehr interessant. Das habe sich bereits gezeigt.

5) Bavaria-Kino

Zu den "prominentesten" Leerständen in der Freisinger Altstadt gehört seit dem Jahr 2007 das einst so stolze Bavaria-Filmkino an der Unteren Hauptstraße. Die Tage des 1956 errichteten Gebäudes sind jedoch gezählt, seit der Bau- und Planungsausschuss des Stadtrats die Pläne des neuen Besitzers genehmigt hat. Die "EEW GmbH Gesellschaft für Grundbesitz und Projektentwicklung" hat das alte Kino von der Freisinger Betreiberfamilie Fläxl gekauft und will hier nun ein großes Bekleidungsgeschäft einrichten. Zur Freude vor allem der jüngeren Generationen hat er mit dem Branchenriesen H&M auch schon einen Mieter parat.

Drei Etagen und eine Verkaufsfläche von fast 1700 Quadratmetern sollen hier künftig auch "Magnetfunktion" für die übrigen Geschäfte in der Freisinger Innenstadt erfüllen. Man erhofft sich schlicht zusätzliche Kunden, die dann nicht nur bei H&M einkaufen.

Mit dem Abriss des Gebäudes kann laut Oberbürgermeister Eschenbacher im Prinzip jederzeit begonnen werden. Ganz einfach wird das Bauvorhaben indes nicht, weil der Neubau auch ein Untergeschoss erhalten soll - die Stadt Freising aber wegen des sumpfigen Untergrundes bekanntlich auf Pfähle gebaut ist. Natürlich sei auch hier schon in diesem Jahr mit Behinderungen zu rechnen, sagt Eschenbacher. Wenn man die Stadt aber langfristig "zukunftsfähig aufstellen" wolle, müsse man jetzt leider die eine oder andere Unannehmlichkeit in Kauf nehmen, so sein Appell.

6) Asamgebäude

Am Beispiel des hochgradig sanierungsbedürftigen Asamgebäudes am Freisinger Marienplatz, das in ein Bürger- und Kulturhaus, ein "merkantiles Zentrum", verwandelt werden soll, hat der Oberbürgermeister gelernt, "wie komplex eigentlich so eine Planung sein kann". Nachdem man zum Jahresbeginn die Decke im Asamsaal noch durch ein aufwendiges und teures Gerüst habe sichern müssen, laufe nun aber die letzte Planungsphase. Das, was danach in den Plänen stehe, das werde dann auch umgesetzt, so der Oberbürgermeister. Die Bauzeit wird auf gut fünf Jahre geschätzt und es ist nicht ausgeschlossen, dass der Marienplatz in dieser Zeit als Baulager genutzt werden muss.

Die zweite große Aufgabe, die von der Stadt 2015 in diesem Zusammenhang zu bewältigen ist, hat er freilich auch vor Augen: "Wir müssen jetzt klären, wie wir das Ganze bezahlen wollen." Die Kosten für die Sanierung des Asamkomplexes wurden zuletzt auf mindestens 40 Millionen Euro geschätzt. Die üblichen Baupreissteigerungen sowie die Kosten für die notwendigen Interimslösungen für die Kulturschaffenden in der Stadt Freising sind da noch gar nicht eingerechnet. "Positive Signale von oben" hat die Stadt in Sachen Zuschüsse von verschiedener Seite zwar bereits empfangen, wie Eschenbacher sagt, konkrete Zahlen würden aber noch nicht vorliegen. "Da kommt es heuer irgendwann zum Schwur."

7) Moosachöffnung

Das meist diskutierte Projekt der neuen Freisinger Innenstadtkonzeption, die Öffnung der Stadtmoosach unter der Oberen Hauptstraße, dürfte im neuen Jahr ein gutes Stück vorangebracht werden, wie der Oberbürgermeister schildert. Sehen wird man davon allerdings nichts, denn für dieses Projekt muss wegen des Eingriffs in das Gewässer Stadtmoosach zunächst noch ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt werden.

Warum die - seit Mai 2014 auch durch einen sehr deutlich ausgefallenen Bürgerentscheid abgesicherte - Moosachöffnung zumindest in Teilen mehr oder weniger unausweichlich ist, kann Eschenbacher derzeit an der Ecke Bahnhofstraße/Obere Hauptstraße zeigen. Die seltsamen Metallbügel, die dort seit einigen Wochen stehen, seien nicht etwa dazu gedacht, dort ein Pferd anzubinden, wie in der Stadt schon gescherzt werde, erklärt der Oberbürgermeister. Tatsächlich sei der Deckel über der Stadtmoosach an dieser Stelle bereits so marode, dass man beispielsweise Lieferverkehr daran hindern müsse, hier noch zu parken.

Mit dem Gewicht von Fußgängern oder Radfahrern gebe es freilich keine Probleme, beruhigt der Oberbürgermeister und stellt sich zum Beweis gleich selber auf die abgesperrte Fläche. Langfristig aber sei damit zu rechnen, dass weitere Stellen der Moosachabdeckung ihre Tragfähigkeit verlieren könnten. Dem werde man mit der Öffnung des Bachlaufs jedoch sicher zuvorkommen.

8) Parkhaus im Westen

Die Umsetzung dieses Ziels aus der Innenstadtkonzeption gestaltet sich nach wie vor sehr schwierig, wie der Oberbürgermeister zum Ende des Stadtspaziergangs hin einräumt. Nach wie vor liebäugele die Stadt mit dem so genannten Kriechbaumgrundstück an der Wippenhauser Straße, doch es würden auch Alternativen untersucht. Leider seien die fraglichen Grundstücke hier im Westen der Stadt oft schmal und eng und zum Teil eben auch in Privathand, "und wir überlegen jetzt, wie wir dem entgegenkommen können", so Eschenbacher: "Die Eigentümer sollen auch einen Nutzen davon haben, wenn wir als Stadt Freising hier ein Parkhaus bauen können."

9) Westtangente

Seit September 2013 ebenfalls durch einen positiven Bürgerentscheid abgesichert, soll im Stadtteil Vötting die jahrzehntelang umstrittene Westtangente für die Stadt Freising gebaut werden - und es wird in diesem Jahr auch den symbolischen ersten Spatenstich geben, wie der Oberbürgermeister bestätigt. Er erwartet, dass man "im Frühsommer" so weit sein wird und anschließend die Baustelle einrichten und noch einige vorbereitende Maßnahmen treffen kann. Die insgesamt 3,6 Kilometer lange Freisinger Westtangente wird mindestens 87 Millionen Euro kosten.

An der Finanzierbarkeit hegt Eschenbacher anders als die Kritiker des Projekts im Stadtrat keine Zweifel, auch wenn es noch keinen Förderbescheid mit konkreten Zahlen gibt. Der Freistaat Bayern habe jedoch verbindlich zugesichert, dass er 70 Prozent der förderfähigen Kosten übernehme, der Landkreis habe der Ko-Finanzierung der Hälfte der verbleibenden Summe ebenfalls zugestimmt und im Haushalt der Stadt seien die entsprechenden Summen vorgesehen.

© SZ vom 17.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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