Freising:Zu neuen Horizonten

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Junge Nachwuchstüftler stellen im Wettbewerb "Jugend forscht" ihre naturwissenschaftlichen Projekte aus. Unter ihnen sind auch vier Teams aus drei Schulen im Landkreis Freising.

Rot weiße Luftballons schmücken die Decke der Mehrzweckhalle am Flughafen München. Wie Atomverbindungen schauen die zusammengeknoteten Luftballonkunstwerke aus und beschreiben für den Besucher von weiten schon ganz treffend die Szene, welche sich darunter abspielt. Mehr als 100 Schülerinnen und Schüler aus den umliegenden Landkreisen treten beim Regionalwettbewerb München-Nord von Jugend forscht an.

Öffnet man die Tür zur Mehrzweckhalle taucht man als Besucher in die Welt der jungen und interessierten Nachwuchstüftler ein. An insgesamt 65 verschiedenen Ausstellungsständen werden die Ergebnisse aus den jeweiligen Projekten der Jungforscher mit Hilfe von Plakaten, anschaulichen Gegenständen oder anderem unterstützenden Material präsentiert. Außen an den jeweiligen Ständen ist für den Besucher und die Jury klar gekennzeichnet, in welchem Teilbereich das Forschungsprojekt anzusiedeln ist. So kann man bei einem Rundgang in sechs verschiedene Fachgebieten Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Mathematik/Informatik, Physik und Technik seinen Horizont in Naturwissenschaften erweitern.

Der vierzehnjährige Niclas Kiepe verwendet sein selbstgebautes Spektrometer. (Foto: Marco Einfeldt)

Dabei stößt man auch auf drei Schulen aus dem Landkreis Freising. Das Josef-Hofmiller-Gymnasium Freising (JoHo) schickte gleich zwei Teams in den Wettbewerb. Laura Nöhl (15), Daniel Hoisl (15) und Alicia Billand (16) präsentieren selbstbewusst ihre Forschungsergebnisse am Ausstellungsstand im Fachgebiet Physik. Die drei Schüler untersuchten das Thema "Schallgeschwindigkeit in verschiedenen Medien". "Gleich nach dem letzten Regionalwettbewerb im Jahr 2014 suchten wir uns ein neues Aufgabengebiet, um wieder bei Jugend forscht teilnehmen zu können", sagt Alicia Billand. Bereits zum zweiten Mal trete sie nun mit ihrer Freundin Laura Nöhl an, so die Jungforscherin weiter. Auf das komplexe und ungewöhnliche Thema seien sie vor allem durch den Physikunterricht in der 7. Klasse aufmerksam geworden, denn dort sei die Schallgeschwindigkeit ein Teil des Lehrplans, schaltet sich Daniel Hoisl in das Gespräch mit ein. "Will man den Abstand zu einem Gewitter wissen, zählt man die Zeitdifferenz zwischen dem Auftreten des Blitzes und dem Donnergrollen in Sekunden, dividiert diesen Wert durch drei und erhält ungefähr die Entfernung des Gewitters in Kilometer. Bei dieser Vorgehensweise sind also Schallwellen von großer Bedeutung", erklärt der Schüler. "Mit Hilfe von zwei Mikrofonen wollten wir zunächst die Schallgeschwindigkeit in Luft messen und anschließend noch andere Medien, wie Wasser und Helium, in unsere Betrachtungen miteinbeziehen", beschreibt Laura Nöhl das Projekt. Stolz erzählt Alicia Billand, dass in den Versuchen der Literaturwert in Luft von 343 Meter in der Sekunde mit nur geringfügigen Abweichungen erreicht worden sei und somit sei das Projekt erfolgreich fertiggestellt worden. Des Weiteren konnten die drei Nachwuchsforscher feststellen, dass die Schallgeschwindigkeit von Gas über Flüssigkeiten bis hin zum Festkörper ansteige und somit der Schall bei Wasser in Vergleich zu Luft und Helium am schnellsten sei, weil da mehr Teilchen im Festzustand vorhanden seien und der Schall sich über diese Teilchen am besten ausbreite.

Die beiden fünfzehnjährigen Lucas Plank und Simon Gandorfer präsentieren ihren SELF Copter mit Ultraschallsensoren. (Foto: Marco Einfeldt)

Ebenfalls auf dem Gebiet der Physik präsentierte das Team bestehend aus Niclas Kiepe (14) und Johannes Plank (14) vom JoHo-Gymnasium das Thema "Untersuchung der spektralen Zusammensetzung unterschiedlicher Leuchtmittel mit Hilfe eines Spektrometers". "Durch den Wahlkurs "Jugend forscht" sind wir auf diesen Wettbewerb und das Thema aufmerksam geworden", erklärt Niclas Kiepe. In ihrem Physikraum gebe es unterschiedliche Lampen, aber alle seien weiß, so der Jungforscher in seinen Ausführungen weiter. "Nun wollten wir unterschiedliche Spektralinien nachweisen mit Hilfe eines Spektrometers", sagt Johannes Plank. Der Physiklehrer Stefan Bäumel sei den beiden Schülern stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden, so der Teilnehmer. "Anfang November 2014 haben wir mit unseren Tests begonnen und meistens am Wochenende daran gearbeitet, meint Niclas Kiepe.

Müde und erleichtert lümmeln die Nachwuchsforscher auf den riesigen gemütlichen Sitzsäcken und tauschen sich mit anderen Teilnehmern aus. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Weg führt nun vorbei an dem Fachgebiet Chemie hinüber zu den Experten in der Rubrik Mathematik/Informatik. Die beiden Schüler Corvin Meyer (15) und Janek Blankenburg (16) vom Oskar-Maria-Graf-Gymnasium Neufahrn beschäftigten sich mit der Thematik " Mehrfarbiger 2-dimensionaler Barcode zum Aufrufen eines Datenbankeintrags". "Unser Projekt verfolgt das Ziel, ein vielfältiges Barcode-System zu entwickeln, um mehr Informationen auf einer kleineren Fläche darstellen zu können, erklärt Corvin Meyer. Die Inspiration für solch ein Projekt sei den beiden Gymnasiasten im Informatikunterricht gekommen. Denn dort habe es die Problematik gegeben, wie man das momentane analoge System zur Verwaltung der Schulbücher digitalisieren kann. Man benötige auf jeden Fall eine Datenbank, doch alles andere, wie die Erfassung aller Daten, gestalte sich schwierig, so die Jungforscher. Aus diesem Grund fassten die beiden den Entschluss einen farbigen Barcode zu entwickeln, der mit einer handelsüblichen Digitalkamera erfasst werden könne. "Auf die Anschaffung oder Entwicklung spezieller Lesegeräte kann somit verzichtet werden", meint Janek Blankenburg stolz.

Die Jungforscher Corvin Meyer (15) und Janek Blankenburg (16) stellen ihren selbstentwickelten mehrfarbigen zweidimensionalen Barcode vor. (Foto: Marco Einfeldt)

Im weiteren Rundgang erkennt man an einem Ausstellungsstand von Weiten ein technisches Flugobjekt. "SELF-Copter sind zurzeit sehr in Mode, doch entsteht oftmals gerade für Anfänger die Problematik, dass Hindernisse im Weg sind und nicht rechtzeitig ausgewichen werden kann", meint Lucas Plank (15). Gemeinsam mit seinem Freund Simon Gandorfer (15) bauten die beiden Schüler des Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasiums Moosburg vor diesem Hintergrund einen Copter selbständig zusammen und fügten Ultraschallsensoren, die Hindernisse wahrnehmen, an. "Unser Copter schafft es, einer großen Kartonwand auszuweichen, somit haben wir unser Ziel erreicht", erklärt der Jugend forscht Teilnehmer Simon Gandorfer. Mit dem Projekt sei Ende der Sommerferien gestartet worden und man habe sich zwei bis drei Mal in der Woche getroffen, so der Nachwuchsforscher weiter. "Es ist unsere erste Teilnahme und wir sind sehr dankbar, dass es Jugend forscht beziehungsweise der Förderverein ermöglicht hat, dieses Projekt umzusetzen, denn die 700 Euro hätten wir finanziell nie stemmen können", erzählt Lucas Plank. Der Rundgang endet vor einem riesigen Berg Sitzsäcken, die in der Mitte der Mehrzweckhalle aufgebaut sind. Gemütlich, müde und erleichtert lümmeln einige Jungforscher auf den bequemen Sitzgelegenheiten und schweifen in Gedanken bereits zu neuen Projekten ab.

© SZ vom 12.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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