Donnerstag, 11 Uhr auf dem Volksfestplatz: Das Festzelt ist wie leergefegt, zwei Arbeiter kehren den Dreck des vergangenen Tages von der Autoscooter-Fahrbahn und vereinzelt stehen Brauerei-Lastwagen in den sonst menschenleeren Straßen zwischen den Buden. Doch hinter einigen der größtenteils verhängten Ladenfronten wird bereits emsig gearbeitet. Man bereitet sich vor auf den kommenden Tag mit all seinen Besuchern. Peter Ziegeltrum ist seit knapp drei Stunden auf dem Gelände. "Jeden Tag sind wir von 8 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts hier", erzählt Ziegeltrum. Der 60-Jährige führt zusammen mit seinem Bruder Heinz in zweiter Generation den Imbissstand Ziegltrum mit anliegendem kleinen Biergarten. Dieses Jahr ist der Stand bereits zum 50. Mal auf dem Volksfest, lediglich die Fischbraterei Baumgartner kann auf eine noch längere Historie auf der Freisinger Wiesn zurückschauen.
"Unser Verkaufszelt ist auch schon 50 Jahre alt, das hat der Bap damals selbst gezimmert", erinnert sich Peter Ziegltrum. Er könne sich zwar ein leichteres Zelt zulegen, aber, so Ziegltrum: "Ich mag halt nicht." Überhaupt ist das Brüderpaar sehr darauf bedacht, die Tradition zu erhalten. So gehen auch ihre Pommes über fünf Jahrzehnte zurück: Georg Ziegltrum, der Vater der beiden, habe schon im Jahre 1968 eine Vision gehabt: "Er wollte Wasser mit der Gabel verkaufen!" Sein Trick dazu: Ins Wasser Kartoffelpulver schütten, sodass sich schließlich eine kartoffelbrei-ähnliche Masse formte. Diese Masse presste Ziegltrum Senior durch einige Löcher, sodass Stifte entstanden. Die wurden anschließend in heißem Öl frittiert und fertig waren die Pommes nach Familienrezept. "Damals gab's den Namen 'Pommes' noch gar nicht, mein Vater hat seine Erfindung also einfach als 'Kartoffelsteckerl' verkauft, ab 1969 dann auch hier auf dem Volksfest", erzählt Peter Ziegltrum. Heute, 50 Jahre später, hat sich an dieser Rezeptur nichts geändert.
Es habe sich inzwischen längst eine größere Gruppe an Stammkunden gebildet, man verkaufe diese Pommes ja nur einmal im Jahr für eine Woche, erklärt Peter Ziegltrum. Auf anderen Volksfesten sei der Familienbetrieb noch nie gewesen, immer nur in Freising. "Wenn wir jetzt gespickten Rehrücken anbieten würden, würde man uns sicher auch auf anderen Volksfesten verkaufen lassen, aber Steaksemmeln, Bratwürste und Pommes gibt es eh schon überall", bemerkt Ziegltrum lachend. Außerdem hätten er und sein Bruder ja gar keine Zeit dafür, neben ihrem Hauptberuf beim Sicherheitsdienst des Münchner Flughafens noch mehr als ein Volksfest im Jahr zu bedienen. "Wir nehmen uns fürs Freisinger Volksfest sowieso schon immer Urlaub", erzählt Ziegltrum.
Und was, wenn er oder sein Bruder einmal ausfallen? "Wir sind eine richtige Großfamilie, wir haben 18 Leute, die wir zur Not immer abrufen können", erklärt Peter Ziegltrum. "Und wir arbeiten schon fleißig an der nächsten Generation, in fünf Jahren schmeißt mein Sohn dann den Laden", verrät der 60-jährige Ziegltrum. Die Zukunft dieser Freisinger Institution ist bis auf Weiteres also gesichert. Trotzdem will sich Peter Ziegltrum nicht festlegen, ob der familiengeführte Imbiss die nächsten 50 Jahre überdauern wird. Zur Zeit tue sich so viel, allein schon was das Bargeld angeht. "Wenn das demnächst abgeschafft wird, soll ich mir dann meine Pommes mit der EC-Karte bezahlen lassen?", fragt Ziegltrum lachend.
Ob Bar oder mit Karte, fest steht jedoch, dass Ziegltrums Imbiss heuer wieder ein gutes Geschäft machen wird. Wobei, so Peter Ziegltrum: "Ich mach das eh nur noch wegen dem Spaß."