Freising:Störende Plakate am Straßenrand

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Risiko Kinderzeichnung: Die Thalhausener müssen ihre Plakate am Straßenrand abhängen - weil sie gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen.

Steffen Heinzelmann

Der übergroße Wunschzettel am Wegesrand ist verschwunden. "Wir wollen eine Ampel" - diese Forderung stand seit dem Sommer an der Kreuzung bei Thalhausen auf einem mannshohen Plakat an der Staatsstraße (St) 2084. Darauf bunt gezeichnet zwei Kinder, die wegen vorbeirasender Autos eine Fahrbahn nicht überqueren konnten und sich traurig von beiden Seiten der Straße zuwinkten. Anfang dieser Woche musste Klaus Lüchau das von seinen Kindern gemalte Schild auf Wunsch des Landratsamtes wieder abnehmen. Nun stellt sich die Frage, ob auch andere Poster an der Staatsstraße verboten werden könnten.

Übergroßer Wunschzettel am Wegesrand: Zwar sympathisiert der Leiter des Straßenverkehrsamts mit den Forderungen der Thalhauser Bürger. Abhängen lassen muss er die Plakate trotzdem. (Foto: privat)

Denn der Leiter des Straßenverkehrsamtes im Landratsamt, Christian Wegscheider, berief sich in seiner Aufforderung auf Paragraph 33, Absatz 1, der Straßenverkehrsordnung (StVO) zu Verkehrsbeeinträchtigungen: Verboten ist danach "außerhalb geschlossener Ortschaften jede Werbung und Propaganda durch Bild, Schrift, Licht oder Ton". Für Lüchau ein Grund, sich einmal die anderen Schilder an der Staatsstraße anzusehen. Zwölf Plakate habe er zwischen Freising und Allershausen gezählt und fotografiert, erläutert er. Schon lange prangt dort zum Beispiel der Aufruf der Bürgerinitiative Flugabwehr Kranzberg, kurz: Flak, gegen den Bau einer dritten Startbahn am Flughafen München.

Er stehe hinter dem Wunsch der Initiative, sagt Lüchau, ihn würden aber kommerzielle Poster ärgern, "für einen Markt auf dem Pantaleonsberg, für ein Fischerfest, für eine Diskothek - da wird doch mit zweierlei Maß gemessen", klagt er: "Werbung für Feiern toleriert man, bei einem Plakat zum Wohl der Kinder wird aber eingegriffen." Seine Familie wohnt in einer Siedlung auf der südlichen Seite der St2084, um den Schulbus zu erreichen oder Freunde in Thalhausen zu besuchen, müssen seine Kinder die Fahrbahn überqueren.

Der Familienvater hat im für die Staatsstraße zuständigen Landratsamt Freising nach vorliegenden Ausnahmegenehmigungen für die anderen Aushänge gefragt. "Herr Wegscheider ist dabei, das zu überprüfen und die anderen Anbieter der Plakate anzuschreiben", sagt die Pressesprecherin der Behörde, Eva Dörpinghaus. "Es stehen allerdings häufig Plakate an unseren Staatsstraßen, bei denen man nicht sofort sieht, von wem sie sind." Mitentscheidend für die Zulässigkeit von Werbeschildern könnte der genaue Standort sein. So fallen beispielsweise die Großwerbetafeln an den Einfallstraßen nach Freising nicht unter den Paragraphen 33 der StVO, weil sie auf städtischem Gelände stehen, wie es im Rathaus der Domstadt heißt.

Dörpinghaus verweist derweil auf den letzen Stand der Diskussion mit Klaus Lüchau: Nach einem Ortstermin mit Vertretern des Staatlichen Bauamtes, Politikern und der Polizei sei geplant, eine Mittelinsel als Hilfe für die Überquerung der Straße zu bauen. Doch Lüchau kämpft nicht nur seit Monaten für die Ampel, er wünscht sich auch, dass die Höchstgeschwindigkeit auf der Staatsstraße bei Thalhausen herabgesetzt wird. Einmal hat er deshalb sogar am Straßenrand Attrappen von Blitzanlagen aufgestellt. Diese Woche werde er die Fotos der zwölf Plakate und 500 gesammelte Unterschriften für ein Tempolimit an Landrat Michael Schwaiger senden, sagt er.

© SZ vom 16.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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