Freising:Profilverlust

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Die Familie Fläxl hat das Bavaria-Kino verkauft. Der Investor will es abreißen und durch einen Neubau ersetzen, doch an den Plänen regt sich Kritik: Günther Lehrmann vom Historischen Verein, sieht das Altstadt-Ensemble in Gefahr

Von Kerstin Vogel, Freising

In die unendliche Geschichte um die Zukunft des alten Bavaria-Kinos kommt offenbar Bewegung. Fest steht, dass die Familie Fläxl das Gebäude an der Unteren Hauptstraße an einen Investor aus Baden-Württemberg verkauft hat. Dieser will nun offenbar die Pläne aus dem Jahr 2013 aufgreifen, das 2007 geschlossene Filmtheater abreißen und einen Neubau auf dem 750 Quadratmeter großen Grundstück errichten. Entstehen könnten bis zu 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf drei Geschossen - und das würde bedeuten, dass das Objekt für einen Mieter wie den Textilriesen H&M von großem Interesse wäre. Allerdings regt sich an dem Vorhaben Kritik. Günther Lehrmann, Vorsitzender des Historischen Vereins in Freising, fürchtet offensichtlich, dass sich der geplante Neubau nicht mit dem Schutz des Altstadt-Ensembles vereinbaren lässt.

An diesem Mittwoch findet in Freising eine Tagung zum Thema "Das denkmalgeschützte Ensemble - Strategien zum Erhalt" statt. Veranstalter sind das Landesamt für Denkmalpflege, die Regierung von Oberbayern und die Stadt - und Lehrmann findet, dass dieser Termin einerseits "eine große Ehre, aber auch eine verpflichtende Erinnerung" sei. Denn der Stadtrat habe vor Jahren dem vom Bayerischen Landesdenkmalrat beschlossenen "Ensemble Altstadt Freising" zugestimmt, schreibt Lehrmann namens des historischen Vereins. Diese Verpflichtung fordere "die maßstabsgerechte Einpassung von Neubauten ins gewachsene städtebauliche Gefüge".

Nun sind zu Lehrmann scheinbar Informationen durchgesickert, nach denen die neue Planung für das Bavaria-Grundstück an der Unteren Hauptstraße 8 nicht unbedingt dem entspricht, "was man sich im Ensemble Altstadt vorstellt". So sei unter anderem im Erdgeschoss eine Schaufensterzone ohne Stützen und Pfeiler vorgesehen, hat Lehrmann erfahren. Damit hänge alles, was sich über der Ladenzone befinde, "optisch in der Luft". Ein weiterer Kritikpunkt sind für ihn die angeblich geplanten "Fenstertüren vom ersten Geschoss bis in die Dachgauben hinein". In diesen Planungsfragen komme der städtischen Baubehörde eine zentrale Aufgabe zu, betont Lehrmann und fordert, "dass bei der Genehmigung solcher Bauvorhaben auf feste, das Profil der Stadt bestimmende Kriterien Rücksicht genommen wird".

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher hat den aktuellen Bauantrag für das Bavaria-Gebäude noch nicht gesehen, geht aber davon aus, dass sich der Bau- und Planungsausschuss in seiner November-Sitzung damit befassen wird. Die neuen Pläne würden auf dem bereits genehmigten Vorbescheid für das Neubauvorhaben basieren, so der Oberbürgermeister. Denn die Familie Fläxl hatte ihr altes Filmtheater schon 2013 selber abreißen und - nach einer Baugrund-Untersuchung - durch ein großes Einzelhandels-Geschäft ersetzen wollen, weil die Vorgaben für moderne Läden in dem alten Gebäude nicht mehr zu erfüllen waren. Mietinteressenten hatte man offensichtlich auch schon an der Hand - trotzdem entschied sich die Familie am Ende für den Verkauf an einen Investor. Dessen Namen will auch Eschenbacher immer noch nicht verraten, ihm zufolge handelt es sich jedoch um einen "bodenständigen Entwickler, keine große Investmentgesellschaft".

Unabhängig von dem Bauherren hofft Lehrmann, dass sich der "Ensemblegeist", der bei der Tagung an diesem Mittwoch von Experten beschworen werde, "nach dieser Veranstaltung nicht zu schnell wieder verflüchtigt." Er sollte stattdessen eine Ermutigung für die Verantwortlichen sein, "als Anwälte für das Freisinger Stadtbild aufzutreten, die Bauwerber und Planer auf die hohe Bedeutung des Altstadtensembles hinzuweisen und Verständnis einzufordern".

© SZ vom 29.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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