Freisinger Band-Geschichten:Greyhound: "Wir haben aus purer Leidenschaft gespielt"

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Greyhound im Jahre 1993 als die Band sich langsam einen Namen in der Region machte. (Foto: Greyhound/oh)

Anfang der neunziger Jahre startete die Freisinger Band Greyhound ihren Siegeszug über so gut wie alle Bühnen der Region. Sogar mit Supercharge, einer der damals führenden Bluesbands, hat die Gruppe schon gespielt. Der harte Kern der Musiker tritt heute als Heat auf.

Von Florian Beck, Freising

Sie heißen Eukalyptus, Schlagzeile, Wurff, Tutti Bandi oder Anabasis. Freising hat seit den Siebzigerjahren einige Bands hervorgebracht, die sich auch überregional einen gewissen Bekanntheitsgrad erspielt haben. Was ist aus den Helden von einst geworden? An was erinnern sich die Fans? In einer kleinen Serie geht die Freisinger SZ diesen Fragen nach.

Wenn man Hannes Sammann heute fragt, ob er stolz darauf ist, junge Leute durch sein Wirken inspiriert zu haben, dann antwortet er verschmitzt: "Man müsste lügen, wenn man sagen würde, dass das nicht so ist." Die Frage bezieht sich auf Sammanns Band Greyhound , die von 1991 an zahlreiche Konzerte im Großraum Freising spielte. Die Formation ging aus einigen Benefizkonzerten hervor, die Helge Köckert, seines Zeichens Ex-Eukalyptus-Gitarrist ab 1985 veranstaltete und die auf regen Zuspruch stießen. "Ich habe dafür ganz viele Musiker, die früher sehr aktiv waren, wieder aus ihrem Schlaf und auf die Bühne geholt", erzählt Köckert stolz. Diese Konzerte seien so gut angekommen, dass "wir das einfach wiederholen mussten", so Köckert weiter. Er holte zusammen mit anderen immer mehr namhafte Musiker aus der Region ins Boot, bis sich schließlich Greyhound  formte.

Feste Absicht der Gruppe war, ein "Abschiedskonzert" für den Lindenkeller zu geben

Die Gruppe bestand neben Hannes Sammann an Gesang und Mundharmonika aus Bassist Hans "Knifti" Scherrer, Schlagzeuger Max Leutmayr, Keyboarder Thomas Pausch, den Gitarristen Albert Klaus und Jiro Morinaga sowie Günter Janovsky, der einige Jahre zuvor bereits mit Wurff große Erfolge feiern durfte. Mit dabei waren auch Sänger Willi Sammann und Helge Köckert an der Gitarre. Die Neun probten bereits ab 1990 mit der festen Absicht, ein "Abschiedskonzert" für den Lindenkeller zu geben, der 1991 für einen Umbau vorübergehend geschlossen werden sollte. "Alle großen Freisinger Musiker waren dabei", erinnert sich Hannes Sammann, Willi Sammans großer Bruder. Und tatsächlich: Das Konzert, dessen Einnahmen die Musiker an die Freisinger Wärmestube spendeten, war ein voller Erfolg und bereits Wochen im Vorhinein ausverkauft.

Im Bild ist die Formation bereits mit ihrem Logo, einem Windhund, zu sehen. (Foto: Greyhound/oh)

Beflügelt vom Erfolg dieses ersten Auftritts spielte Greyhound zusammen mit Evi Melzer, die ursprünglich lediglich als Gastmusikerin dabei war, zahlreiche weitere Shows auf so gut wie allen Bühnen, auf die man sie ließ. "Wir haben echt alles abgegrast", erzählt Hannes Sammann. In diversen Kneipen trat die Band ebenso auf wie bei zahlreichen Abenden im nach dem Umbau wieder eröffneten Lindenkeller. Die Formation bespielte sogar einige Open Airs. "Wir sind zum Beispiel auf dem Vorgänger des ,Prima Leben und Stereo'-Festivals am Vöttinger Weiher aufgetreten", bestätigt Sammann. Und auch bei der ersten Ausgabe des "Plus-Festivals" selbst war Greyhound mit von der Partie, ebenso beim "Uferlos 96" in Aichach, einer Open Air-Reihe, die im Übrigen nichts mit dem gleichnamigen Freisinger Festival zu tun hat.

Bei Greyhound gab es über die Jahre einen ständigen Wechsel in der Besetzung

Trotz der Menge an Konzerten änderte sich die Besetzung der Formation so gut wie ständig: Willi Sammann, Günter Janovsky, Jiro Morinaga und Thomas Pausch verließen Greyhound bereits im Jahr 1992 wieder, sie wurden ersetzt durch Saxofonist Stefan Märzluft, Sänger und Gitarrist Hans Pramberger und Keyboarder Jörg Raabe. 1997 stieß Trompeter Roberto Pecunia zur Band und Schlagzeuger Max Leutmayr wurde durch Bernhard Weithofer ersetzt, dem wiederum zwei Jahre später der Anfang diesen Jahres verstorbene langjährige Tontechniker des Lindenkellers, Lutz Röhmuß, folgte. Kurz nach der Jahrtausendwende verließ dann schließlich Gitarrist Helge Köckert die Band.

Während dieser Zeit spielte Greyhound viele weitere denkwürdige Auftritte, unter anderem im "Circus Gammelsdorf", der Institution der damaligen Musikszene schlechthin, auf dem Freisinger Altstadtfest oder in der Luitpoldhalle zusammen mit Supercharge, einer der damals führenden Bluesbands, die auch heute noch erfolgreich durch Europa tourt. Letzteres sei laut Hannes Sammann einer der Höhepunkte der Band gewesen: "Das war eine echt coole Geschichte unter wirklich professionellen Bedingungen", erinnert sich der 66-Jährige. Dennoch will sich Sammann ungern festlegen, ob dies sein bestes Erlebnis mit Greyhound war. "Wir haben schon immer aus purer Leidenschaft gespielt, damit ist eigentlich jeder Auftritt ein Highlight", resümiert Sammann.

Auch Evi Melzer sieht das ähnlich: "Wir hatten so viele schöne Auftritte, da ein Highlight rauszupicken ist schwer." Dennoch hat auch Melzer ein Erlebnis, an das sie sich besonders gerne erinnert. "Nach zehn Jahren Greyhound haben wir 2001 in Italien in Riomaggiore eine Art Abschiedskonzert gespielt", erinnert sich Melzer. "Das war zwar traurig, aber auch ein echtes Highlight." Verabschiedet wurden auf dem Konzert Trompeter Roberto Pecunia, kurz danach gingen auch Frontmann Hans Pramberger und Keyboarder Jörg Raabe. "Jörg war wirklich ein genialer Keyboarder", erzählt Melzer, "und Hans hat als Frontmann die Leute richtig in seinen Bann gezogen. Als die weg waren, war das für mich schon nicht mehr Greyhound."

Im Bild das Plakat, das den ersten Auftritt der Gruppe, ein Benefizkonzert, ankündigte. (Foto: Greyhound/oh)

2008 wurde aus Greyhound die neue Band Heat

Dennoch trat die Band noch weitere Jahre mit notwendigerweise verändertem Stil auf, weg von den eher funkigen Stücken, bis im Winter 2006 schließlich ganz Schluss war. Es folgten zwei Jahre Pause, bis Bassist "Knifti" Scherrer, auf den die Pause ursprünglich zurückging, per Telefon anstieß, man solle doch wieder etwas zusammen auf die Beine stellen. Mit Evi Melzer, Hannes Sammann und ihm war der harte Kern von Greyhound wieder vereint, allerdings unter dem Namen Heat . "Mir war die Namensänderung sehr wichtig, wir konnten einfach nicht mehr Greyhound sein", erinnert sich Evi Melzer.

Nach diesem Umbruch suchten sich viele der ehemaligen Mitglieder neue Bands: Helge Köckert spielt beispielsweise inzwischen bei der Shakers Bluesband, Roberto Pecunia ist professioneller Jazztrompeter geworden und Hans Pramberger, ebenfalls Profi-Musiker, spielt für die Band Siggy Stardust Gitarre. Auch Heat tritt immer noch auf und hat sich wie einst Greyhound zu einer regionalen Größe hochgearbeitet. Jedoch: "Momentan hat einer unserer Musiker einen Hörsturz, aber das wird wieder", erklärt Sammann. Eigentlich kein Wunder, denn auch für Musiker steht die Zeit nun mal nicht still.

© SZ vom 18.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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