Freising:Lange Nacht der Kletterkünstler

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Die kleine Freisinger Sektion des Alpenvereins organisiert eine Boulderveranstaltung, die sich sehen lassen kann.

Gudrun Regelein

Der schmale, aber muskulöse Körper verharrt konzentriert in einem kurzen Moment der Ruhe an der Kletterwand, dann schnellt er pfeilgleich durch die Luft, bis die Hände an einem abschüssigen Griff Halt finden. Noch zwei Züge und der Schlussgriff ist erreicht - ein kurzer Blick nach unten und dann der Sprung auf die dicke Weichbodenmatte. "Körperspannung, Kraft, Bewegungsgefühl und Kreativität braucht man beim Bouldern. Bouldern bedeutet klettern ohne Seil in Absprunghöhe, bei dem es darum geht, möglichst schwierige Einzelstellen zu schaffen", sagt Gerhard Wust, Initiator der Freisinger Bouldernacht.

Die Freisinger Sektion des Deutschen Alpenvereins hat eine Kletternacht organisiert - ein voller Erfolg. (Foto: Marco Einfeldt)

Diese ist am vergangenen Freitag zum vierten Mal von der Sportklettergruppe der Freisinger Sektion des Deutschen Alpenvereins organisiert worden. Wochenlang hatte Wust gemeinsam mit dem Geschwisterpaar Thomas und Lisa Knoche, beide international erfolgreiche Freisinger Wettkampfkletterer, die Veranstaltung vorbereitet. Schon am frühen Abend waren die Schrauberteams dabei, mit den bereitgelegten bunten Griffsets die Boulderprobleme für die lange Nacht zu kreieren. Auch sie trugen dabei einen Wettbewerb aus.

Innerhalb von einer Stunde wurden von den Profis dabei zehn nahezu sieben Meter hohe "Highballs" und von den Amateuren 15 andere, teilweise auch extrem anspruchsvolle Boulder eingeschraubt. Die "Crème de la crème der süddeutschen Szene", unter anderem zwei Boulderweltcupteilnehmer, beteiligte sich dabei an dem Schrauberwettbewerb der Profis. Im Laufe des Abends stimmten schließlich die Besucher über den besten Profi- beziehungsweise Amateurboulder ab.

Mit den von der Sportklettergruppe bereits zuvor geschraubten Bouldern waren es insgesamt 45 Probleme - von relativ leicht bis extrem schwer - die an diesem Abend von den Teilnehmern geknackt werden konnten. Zwei Stunden nach Ende der Schrauberzeit war die Kletterhalle im Seilerbrückl bereits brechend voll: Boulderer aus ganz Bayern (einer sogar aus Erfurt) waren gekommen, um gemeinsam zu bouldern, zu feiern und Spaß zu haben. "Bouldern liegt voll im Trend. Es ist kein Wunder, dass heute so viele Leute hier sind", sagt Tom, der mit Freunden für den Abend aus Franken kam. "Sehr gute, anspruchsvolle Boulder und ein unglaublich niveauvolles Teilnehmerfeld", schwärmt er.

Immer wieder versuchen die Kletterer die Probleme mit extremen Zügen, Sprüngen und akrobatischen Bewegungen zu lösen. Ein zierliches Mädchen im schwarzen Top arbeitet hartnäckig an einem Boulder, scheitert aber immer an der gleichen Stelle und ist überglücklich, als sie es endlich schafft. Ihre Freunde schauen zu, feuern sie an und geben Tipps. Daneben fachsimpelt ein Grüppchen aus Kempten, wie man am besten die Schlüsselstelle im schwarzen Highball löst und nickt beeindruckt, als ein Boulderer ihn einfach locker bewältigt. "Es geht darum, etwas auszuprobieren und gemeinsam zu lösen - und darum, Spaß zu haben", sagt Wust. "Und den haben wir heute. Es ist der Hammer."

Die Stimmung steigt und als die Live Band "Rain Tom" gegen Mitternacht anfängt zu spielen, wird immer weniger gebouldert und immer mehr getanzt - bis in die frühen Morgenstunden. "Für unsere kleine Sektion ist die Bouldernacht eine riesige Leistung", sagt ein müder, aber zufriedener Vorsitzender der Freisinger Sektion, Christian Rester. Es sei eine einzigartige Veranstaltung mit einer "wunderbaren Verbindung aus einem tollem Sport und Spaß". Es gebe inzwischen zwar Kopien, aber: "Wir in Freising waren die Ersten."

© SZ vom 17.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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