Freising hat Potenzial:Grün, futuristisch, gewagt

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Studenten entwickeln architektonische Visionen für die Stadt, besonders gut gefällt Stadtbaumeisterin Barbara Schelle die Idee einer ungewöhnlich gestalteten Jugendherberge am Fuße des Dombergs

Von Clara Lipkowski, Freising

Denkt man an Bahnhof, denkt man oft: irgendwie schmuddelig. Freising kann sich da nicht unbedingt ausnehmen. Die Unterführungen etwa, die unter den Gleisen Verbindungen der Stadtteile schaffen, gewinnen wohl vorerst keinen städtebaulichen Schönheitswettbewerb. Betrachtet man aber die architektonischen Entwürfe, die Studierende der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und der TU München noch bis 20. November im Oberhaus des Lindenkellers ausstellen, versteht man schnell: Der Bahnhof, aber auch andere Orte in Freising haben enormes Potenzial.

Einige Studenten präsentieren mit computerbasierten Zeichnungen zum Beispiel einen "Green Link", ein begrüntes und begehbares Dach, das über den Gleisen die Stadtteile von der Bahnhofshalle bis zur Lerchenfelder Seite des Bahnhofs verbindet. Fußgänger gelangen damit sogar bis zu den Isarauen. Der Ort wäre offen und weniger düster als die Unterführungen. Und, sagte Christoph Jensen, Architektur-Professor an der HSWT und Projektbetreuer, als er am Dienstagabend zur Ausstellungseröffnung vor die interessierten Freisinger trat, so kämen die Isarauen, die umgeben vom Park-und-Ride-Platz so "kümmerlich" seien, zur Geltung. Außerdem betonte er, hätten die Studenten den Bahnhof erstmals in Bezug zur Stadt umgestaltet. "Man sucht dort ja den Weg zur Uni oder in die Innenstadt, zurzeit ist das sehr schwach."

Ein Kino unter der Freisinger Hochtrasse – mit ihren kreativen Ideen haben die Studenten, zumindest im Modell, so manche unschöne Ecke in Freising deutlich aufgewertet. (Foto: Marco Einfeldt)

Unter dem Motto "Hochschule trifft Stadt: Studenten planen Freising" haben rund 150 angehende Architekten und Stadtplaner im vergangenen Sommersemester bedeutende städtische Bauprojekte in Abschluss- und Studienarbeiten planerisch umgesetzt. Darunter waren auch Visionen eines Kinos auf dem brachliegenden Angerbaderareal in der Nachbarschaft zur Altstadt-Galerie. Eine Projektgruppe gestaltete ein kreisförmiges Kino, genannt "Circle", das optisch von der Hochstraße geteilt wird. "Die Säle sind aber unter der Straße geplant", sagte Hannelore Deubzer , die Architektur an der TU München lehrt, "so wird aus dem Trennenden der Hochstraße etwas Verbindendes."

Besonders die Umsetzung der Aufgabe: "Gestaltung einer Jugendherberge" gefiel Deubzer. Nahe dem Grünstreifen am Fuß des Dombergs platzierte ein Team von Studierenden virtuell ein futuristisches, zackenförmiges Gebäude. "So wie die Jugendherberge stehen würde, hätte sie den Domberg im Rücken und gleichzeitig den Grünstreifen erhalten", sagte Deubzer. Der Entwurf war als Masterarbeit mit "sehr gut" benotet worden. Deubzer fand sie sogar so gut, dass sie sie der Stadt "unmittelbar zur Ausführung" empfahl.

Stadtbaumeisterin Barbara Schelle war ebenso begeistert von der Idee. "Eine Jugendherberge steht ja im Stadtentwicklungsplan" und die Masterarbeit, die von Mittwoch, 15. November, an auch im Lindenkeller ausgestellt wird, sei sehr detailliert ausgearbeitet. Zwar könne man die Entwürfe so nicht einfach umsetzen. Sie könnten aber bei der Planung helfen. "Damit sitzen wir niemals mehr vor einem weißen Blatt." Auch der Stadtrat und Referent für Stadtplanung, Franz Bernack, lobte die Ergebnisse. "Das sind hochaktuelle Projekte, wo wir in Freising sagen: Da müssen wir was machen. Im Stadtrat sitzen ja außer ein paar Stadtplanern vor allem Laien. Jetzt zeigen uns angehende Profis Chancen und Möglichkeiten für die Stadt. Das sind tolle Synergien zwischen Politik und Wissenschaftsstandort." Und, fügte er hinzu, "eine schöne Möglichkeit für Studenten, sich auszutoben. Das sind mal keine Abschlussarbeiten, die in der Schublade oder im Papierkorb landen".

© SZ vom 09.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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