OB-Wahl in Freising:Grüne nominieren Sebastian Habermeyer

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Der vierte Kandidat für die OB-Wahl in Freising steht fest: Sebastian Habermeyer setzt sich parteiintern gegen Grünen-Stadtrat Jürgen Maguhn mit deutlicher Mehrheit durch - und macht erste Versprechungen.

Kerstin Vogel

Der vierte Bewerber um das Amt des Freisinger Oberbürgermeisters steht fest: Die Grünen haben am Donnerstagabend in einer gut besuchten Nominierungsversammlung den 47-jährigen Sebastian Habermeyer zu ihrem Kandidaten bestimmt. Er ließ seinen Konkurrenten Jürgen Maguhn, den Fraktionssprecher der Grünen im Stadtrat, mit 24:13 Stimmen hinter sich.

Sonnenblumen für den Kandidaten: Sebastian Habermeyer soll OB werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Habermeyer wird nun im März 2012 gegen Rudi Schwaiger (CSU), Eva Bönig (SPD) und Benno Zierer (Freie Wähler) antreten, um den bisherigen Freisinger Oberbürgermeister Dieter Thalhammer (SPD) abzulösen. Wie berichtet, darf Thalhammer nach 18 Jahren im Amt aus Altersgründen kein weiteres Mal zur Wahl antreten.

Die Nominierungsveranstaltung der Grünen war nicht ganz so pompös inszeniert wie die Kandidatenkür der CSU vor rund drei Wochen, vielmehr setzte man auf ein "kleines Fest der Demokratie", wie es hieß. Einiger Spannung entbehrte jedoch auch dieser Abend nicht. Ursprünglich hatte es geheißen, es würden sich sogar vier Mitglieder des Ortsvereins zur Wahl stellen.

Der Fraktionsgeschäftsführer der Grünen im Stadtrat, Christoph Bauer, und der Freisinger Tierarzt Constantin von Schaubert, die Interesse an einer Kandidatur bekundet hatten, hatten es sich jedoch im Vorfeld der Wahl anders überlegt, so dass es auf die erwartete Auseinandersetzung zwischen Maguhn und Habermeyer hinauslief.

Unabhängig vom Ausgang der Abstimmung stand der Abend jedoch vor allem im Zeichen des "grünen" Aufbruchs - und das nicht nur, weil allenthalben noch die Baugenehmigung für die dritte Startbahn am Flughafen für Empörung sorgte. Die Freisinger würden sich wünschen, dass sich etwas bewegt, so Ortssprecher Maximilian Breu: "Und wer könnte das besser als ein Grünen-Oberbürgermeister?"

Ganz sicher brauche die Stadt für den Kampf gegen die dritte Startbahn viele gute Anwälte, erklärte Breu weiter: "Aber wir brauchen keinen weiteren Advokaten, der die Stadt die nächsten acht Jahre verwaltet".

Von einer "historischen Stunde" sprach gar der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl: "Wir brechen hier heute auf, um deutlich zu machen, dass wir den Oberbürgermeister in Freising stellen wollen", sagte er. Die Mitbewerber seien "auf jeden Fall zu packen" - und: Jetzt mitten in der Startbahnauseinandersetzung einen starken Grünen-Kandidaten aufzustellen, sei auf jeden Fall ein deutliches Signal auch an die überregionale Politik.

Ähnlich äußerte sich Dieter Janecek, der Landesvorsitzende der bayerischen Grünen, der als Wahlleiter nach Freising gekommen war. Er machte den Freisinger auch mit Blick auf den Kampf gegen die Startbahn Mut: "Der gemeinsame Widerstand aus der Mitte der Gesellschaft wird am Ende erfolgreich sein."

Wie stark sie als Kandidaten sind, davon versuchten Habermeyer und Maguhn anschließend die rund 50 Besucher der Veranstaltung - davon 38 Mitglieder der Grünen - zu überzeugen. Die ursprüngliche Idee, beide Bewerber zunächst fünf Minuten sprechen zu lassen, scheiterte indes bereits an Habermeyer, der sich schnell in Fahrt redete und am Ende locker auf 15 Minuten kam.

Er betonte seine Heimatverbundenheit, aber auch Respekt vor dem Amt des Oberbürgermeisters und versicherte, dass er vor der damit verbundenen Arbeit nicht davonlaufen werde. Er sei nicht frei von Fehlern, räumte er ein, sei manchmal zu ungeduldig und zu direkt, "aber eines bin ich sicher nicht: wischiwaschi. Auf mich kann man sich verlassen."

Die kommunalpolitische Arbeit habe er als Stadtrat von 1990 bis 2008 von der Pike auf gelernt, sagte Habermeyer. Nach seiner selbstgewählten Auszeit in den vergangenen drei Jahren wolle er nun die Chance ergreifen und dazu beitragen, das große Potenzial der Stadt zu nutzen.

Stichworte dazu wären für Habermeyer neben dem Kampf gegen die Startbahn und dem Schuldenabbau unter anderem die Öffnung der Moosach, die Umgestaltung des Asamkomplexes, und die Schaffung von senioren- und familiengerechtem Wohnraum. Habermeyer: "Das geplante Stein-Areal ist schön, aber nur für Leute, die Geld haben."

Jürgen Maguhn versuchte anschließend, mit seiner Arbeit im Stadtrat in den vergangenen Jahren zu punkten. Als Oberbürgermeister müsse man vermitteln können, sagte er, man müsse mit Stadträten und der Verwaltung kooperieren - "und ich glaube, das kann ich". Doch obwohl der 56-Jährige auch in der anschließenden Fragerunde durchaus einigen Zuspruch in der Versammlung fand, unterlag er in der Abstimmung am Ende doch recht eindeutig.

Habermeyer erklärte abschließend, dass man nun auf das grüne Potential, "das in Freising ohnehin phänomenal hoch ist", nur noch "eine Schippe drauflegen" müsse - und versprach: "Dann habt ihr nächstes Jahr einen Grünen-Oberbürgermeister."

© SZ vom 30.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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