Nach Attentat:Urlauber bleiben gelassen

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Tunesien wird allerdings nach dem Terror-Anschlag als Reiseziel von vielen vorerst ausgeschlossen

Von Gerhard Wilhelm, Freising

Terroranschläge in Ägypten und Tunesien, Ungewissheit, wie es mit Griechenland weiter geht. Auf die Reisebranche hat dies meist direkte Auswirkungen. Auch die Reisebüros im Landkreis Freising erhalten Anfragen und Stornierungswünschen - aber fast ausschließlich für Tunesien. Bei Griechenland gebe höchstens Bedenken, ob man im Urlaub genügend Geld vor Ort bekomme.

"Wir hatten Samstagfrüh schon die ersten Kunden da, die ihren Urlaub nach Tunesien stornieren wollten", sagt Alexandra Trapp vom Reisebüro Travel Star in Neufahrn. Alle seien umgebucht worden. Seit dem Anschlag sei das Land in Nordafrika komplett als Ziel weggefallen. Nach ihren Erfahrungen seien oft die Kosten mit ein Grund, sich doch für Länder zu entscheiden, in denen vielleicht das Thema Sicherheit etwas bedenklicher sei. "Andere zahlen in dem Fall einfach mehr." Bei Griechenland seien ihre Kunden "eher entspannt". Die Reise sei sicher, da sie ja nicht an den Staat Griechenland bezahlt haben. Man sollte aber mehr Bargeld als sonst mit nehmen. Auf jeden Fall werde man auf den griechischen Inseln freundlich empfangen. "Die Leute dort leben vom Tourismus und entscheiden schon deutlich, was Politik ist und was nicht."

Volker Steinhauser vom Reisebüro FS-Reisen sagt, dass die meisten Pauschalreisenden schon seit längerem vorsichtiger geworden seien, was die Wahl ihres Urlaubslandes betreffe. "In den 90er Jahren war es die Türkei mit den PKK-Anschlägen, Ägypten, Nordafrika seit dem Islamischen Frühling, jetzt Tunesien, das lange Zeit verschont geblieben ist. Die Leute suchen sich vorab lieber Orte aus, wo es ungefährlicher erscheint für die Tage ihres Urlaubs aus." Tunesien sei schon immer mehr ein Lastminute-Reiseziel gewesen, das seiner Meinung nach wegen des Preises und nicht wegen der Qualität kauft werde. Anders sei es bei Griechenland. Stornierungsanfragen hat er bisher nicht. "Es ist eher die Ungewissheit, wie es dort weiter geht, was die Reisenden beunruhigt. Was die Reisekosten betrifft, muss man sich keine Sorgen machen. Das Geld dafür wurde an deutsche Reiseunternehmen oder Fluggesellschaften bezahlt. Das ist sicher", sagt Steinhauser. Es treffe eher Individualreisende. "Da könnte sich bald die Frage stellen, wie komme ich an Benzin, wie lange gibt es Geld aus Geldautomaten." Auch er rät, lieber mehr Bargeld mit zu nehmen.

"Natürlich haben wir Anfragen, ob man den geplanten Tunesienurlaub stornieren kann. Ob das geht, hängt vom jeweiligen Reiseveranstalter ab. Und vom Reisetermin", sagt Christine Auer-May vom ADAC-Reisebüro in Freising . Durch den Anschlag auf Touristen am Strand von Sousse in Tunesien sei das Land als Reiseziel zum "No-go-Land" geworden. Bei Griechenland sei die Lage noch zu unübersichtlich, was die Auswirkung auf Touristen betreffe, sagt Auer-May, als dass man Stornierungswünsche erhalte. Sicherheitsbedenken gebe es aber nicht. Aber auch sie hat beobachtet, dass die Leute "sensibler" geworden seien und mehr auf Sicherheit im Urlaubsland achten würden.

Das kann Susanne Faltermeier von HTS-Reisen in Moosburg bestätigen. "Auf den Inseln ist aber nichts zu befürchten, die Leute dort leben vom Tourismus. Wir raten nur dazu, etwas mehr Bargeld mitzunehmen, statt sich auf die EC-Karte zu verlassen." Anders sei es vielleicht an Brennpunkten, wie in Athen. "Generell informieren wir unsere Kunden vorab über die aktuelle Lage in den Zielländern. Es bleibt dann ihnen überlassen, ob sie dennoch dorthin wollen oder nicht. Passieren könne einem überall was. "Auch in der U-Bahn in München", sagt Susanne Faltermeier. Und manchmal sei eben auch der Preis bei der Entscheidung ausschlaggebend. Im Fall Tunesien habe man schon am Samstag die Kunden angerufen. Die HTS-Kunden würden aber eh nicht in unmittelbar nächster Zeit dorthin fliegen. "Manchen werden es trotzdem machen, andere wollen es sich noch überlegen", sagte die Reiseverkehrsfachfrau. Ob eine Umbuchung oder Stornierung möglich sei, hänge vom einzelnen Reiseveranstalter ab.

Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik spricht derzeit keine generelle Warnung aus: "Da noch keine näheren Informationen zu den Hintergründen und der Zahl der Täter vorliegen, wird insbesondere in dieser Region zu besonders umsichtigen Verhalten und größter Vorsicht geraten."

© SZ vom 30.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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