Freising:Baggypants und Faltenröcke

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Schüler des Josef-Hofmiller-Gymnasiums gestalten eine sehenswerte Ausstellung zur 50-jährigen Schulgeschichte.

Jessica Sadeler

Wird eine Schule älter, bedeutet das gleichzeitig, dass sie wächst. Oftmals auch an Größe, aber in jedem Fall wächst der Kreis der Ehemaligen mit dem Alter der Schule. Das zeigt auch die erste Station der Ausstellung "50 Jahre JOHO - Ein Blick zurück": Eine 2,40 mal drei Meter große Fotowand, aufgezogen mit alten und neuen Klassenfotos in Schwarz-Weiß aus dem Archiv des Josef-Hofmiller-Gymnasiums. Der Titel "Menschen in der Masse" passt, betrachtet man die Leinwand von weiter weg, sieht man nur einen dichten Pulk von Menschen.

Einen Blick zurück in 50 Jahre Schulgschichte bieten die Joho-Gymnasiasten. (Foto: Marco Einfeldt)

Tritt man näher heran, kann man Schülerinnen mal in Faltenröcken und Kniestrümpfen, mal in Karottenhosen erkennen. Schüler in Baggyhosen, die in den 90er Jahren "in" waren, grinsen in die Kamera, genauso wie Köpfe mit unverschämt stillosen Vokuhilas.

Die Ausstellung, die noch bis zum 20. Januar im Oberhaus des Lindenkeller gastiert, ist ein Projekt der Q 12 des Josef-Hofmiller-Gymnasiums. Im projektorientierten-Seminar (P-Seminar) Kunst mit dem Thema "Organisation einer Ausstellung" nähern sich die zwölf Schüler der Klasse aus dem besonderen Blickwinkel der 50-jährigen Schulgeschichte. Kern des Seminars ist es, Schüler eigenverantwortlich handeln zu lassen und so verstärkt Kompetenzen in Bereichen des Projektmanagements und der Teamarbeit auszubilden. Grundgedanke des P-Seminars "Organisation einer Ausstellung" war daher eigentlich nur, eine Ausstellung zu planen.

Doch die Schüler des Seminars sahen es als eine Ehrensache an, auch den Inhalt der Ausstellung selbst zu gestalten: "Wir hatten einfach eine zu genaue Vorstellung von dem Gesamtbild", sagt Ivonne Steiner, die das Projekt mit auf die Beine gestellt hat. Der Unterricht reichte dafür natürlich nicht aus, die meisten Arbeiten entstanden zu Hause: "Das Seminar sollte kein Kunstunterricht sein, wir konnten aus Zeitdruck nur über Organisatorisches sprechen", sagt Judith Treimer-Schebler, Leiterin des Seminars.

Da das Josef-Hofmiller-Gymnasium 2010 50-jähriges Bestehen feierte, bot sich die Gelegenheit, dieses Ereignis zu thematisieren: "Die Schwerpunkte haben wir besonders auf die Menschen und ihr Verhältnis zueinander sowie auf die Baugeschichte des Gymnasiums gelegt. Vor allem das Foto als Medium der Präsentationsform steht dabei im Vordergrund", erklärt Filip Sokolowski.

Der 18-Jährige zeigt in seinem Teil der Ausstellung eindrucksvoll, wie sich Gebäudeteile und das Umfeld der Schule über die Jahre verändert haben, aber auch, wo alles beim Alten geblieben ist. Indem er alte Fotografien von der Schule nachstellte und die beiden Aufnahmen übereinanderlegte, entstanden beeindruckende Bilder, in denen etwa ein Baum von damals plötzlich in Mitten der Aula steht. Wo früher nur ein Mülleimer war, muss heute Müll getrennt werden und ein Basketballspieler von heute scheint mit einem Ball von damals zu spielen.

Während man von der Station "Von der Masse ins Detail" die, im Gegensatz zur großen Fotowand, auf einzelne Individuen eingeht, zur interaktiven Geschichts-Station "JOHO Zauberwürfel" schlendert, ertönen der Schulgong, Stimmengewirr und Durchsagen: "Mit der Klanginstallation wollen wir die Schulatmosphäre in den Lindenkeller bringen", schildert Alex Freyberg. Die Station "Time Laps" soll den Verlauf eines Schulalltags zeigen. Mit Hilfe von Zeitraffer wurde acht Stunden Filmmaterial auf 15 Minuten reduziert. "iVision", ein 360 Grad Panorama, bietet Besuchern die Möglichkeit sich interaktiv in der neuen Aula zu bewegen. Zuletzt mag die "Wunderkammer", ein Sammelsurium von Objekten wie Lexika und Physikexperimenten, bei manchem Erinnerungen an seine Zeit im JOHO hervorrufen.

© SZ vom 15.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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