Freising:Ausgemustert

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Mit 63 ist bei der Feuerwehr Schluss, doch viele Aktive fühlen sich in dem Alter noch fit. Kreisbrandrat Heinz Fischer fordert deshalb, diese Grenze abzuschaffen - auch weil sonst viel Erfahrung verloren geht

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Nach den beiden Großbränden in Freising wird niemand mehr den Sinn und Zweck der Freiwilligen Feuerwehr anzweifeln. Auch bei der Feuerwehr selbst ist der ehrenamtliche, also unbezahlte Einsatz durchaus geschätzt. Dennoch wurden beim Sommergespräch mit dem CSU-Landtagsabgeordneten Florian Herrmann etliche Probleme angesprochen, welche die Arbeit der Rettungskräfte erschweren. Da ist zum einen die Altersgrenze. Seinen Dienst muss man bei der Feuerwehr in Bayern mit 63 Jahren quittieren, aus Haftungsgründen. Nicht jedem, der sich noch fit fühlt, gefällt das. Ein anderes Thema ist die Nachwuchsarbeit: Im Landkreis sind derzeit 350 Jugendliche in 40 Jugendgruppen bei der Feuerwehr aktiv. "Da sind wir noch gut dabei", versicherte Kreisbrandrat Heinz Fischer. Aber das müsse nicht so bleiben. "Wir brauchen ein paar Zuckerl für die Jugend", forderte er.

Das Thema Altersgrenze und die Nachwuchsarbeit will man bei der Feuerwehr nicht getrennt sehen. Denn das eine hat mit dem anderen ganz unmittelbar zu tun. In den nächsten Monaten und Jahren erreichten bei der Feuerwehr im Landkreis viele Kameraden die Altersgrenze für den aktiven Dienst, so Kreisbrandrat Fischer. "Die gehen dann, und uns fehlt ihre Erfahrung und ihr Können." Vor allem bei den Feuerwehren auf dem Land könnte es dann eng werden. Die Altersgrenze für Feuerwehrmänner solle darum abgeschafft werden, forderte Fischer ebenso wie Anton Frankl, Kommandant der Feuerwehr Freising, und Michael Hinterholzer, Kommandant aus Fahrenzhausen. Ersetzt werden solle sie durch eine jährliche ärztliche Kontrolluntersuchung ab 65. Außerdem müssten ältere Kollegen auch nicht immer zwingend mit schwerem Atemschutzgerät schwierige Brände löschen wie den in der Freisinger Altstadt. "Es gibt so viel zu tun, sie können den Funkbetrieb leiten, sie können das Einsatzfahrzeug fahren oder das Bürokratische erledigen", so Frankl. Auch der Papierkram werde bei Feuerwehreinsätzen immer mehr.

Den Jungen wiederum müsse man vieles beibringen, was früher ganz selbstverständlich gewesen sei. Auch weil die meisten von den Eltern zu Abitur und Studium geführt würden, sagte Michael Hinterholzer, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes. Hinterholzer hat als Kommandant der Feuerwehr in Fahrenzhausen die Erfahrung gemacht, dass sich immer weniger Jugendliche für eine rein handwerkliche Ausbildung interessieren. "Die gehen bei uns alle zu Audi oder zu BMW". Handwerkliches Geschick ist bei der Feuerwehr aber oft vonnöten, ebenso der Besitz eines entsprechenden Führerscheins, um die großen Löschfahrzeuge fahren zu können. Die älteren Kollegen haben alle noch Führerscheine der Klasse drei, damit sind sie berechtigt, die 7,5-Tonner der Feuerwehr zu fahren. Für den Nachwuchs gilt das nach der neuen Führerscheinordnung von 1999 nicht mehr. Sie müssen diesen neuen Führerschein der Klasse C erst erwerben. Die Kosten dafür übernimmt in der Regel die Kommune.

Ein weiteres lästiges Problem: Die zahlreichen Fehlalarme der Brandmeldeanlagen. "Wer steht schon gerne nachts um zwei auf, rast zur Wache und dann war es doch wieder nur eine Brandmeldeanlage mit Fehlfunktion", so Frankl. Hier müssten die Betreiber dazu angehalten werden, ihre Geräte besser zu warten, auch wenn das Geld koste. "In Freising sind es auch immer wieder dieselben", weiß Frankl. "Es gibt Anlagen, die funktionieren einwandfrei, von denen habe ich noch nie eine gesehen."

© SZ vom 22.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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