Freising:Auf einem guten Weg

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Der Realisierungswettbewerb für die Hauptstraße ist abgeschlossen. Die Freisinger Innenstadtkonzeption wird in vielen einzelnen Schritten umgesetzt. Stelle für einen City-Manager ist ausgeschrieben

Von Kerstin Vogel, Freising

2009 hat die Stadt begonnen, gemeinsam mit den Bürgern ein neues Konzept für ihre kränkelnde Innenstadt zu erarbeiten. Angesichts der Konkurrenz zu Städten wie Pfaffenhofen, Erding, Landshut und natürlich München sollte dem Freisinger Zentrum eine Fitnesskur verpasst werden. Eine Kaufkraftbindung von nur 70 Prozent wurde als Alarmsignal angesehen, zahlreiche Geschäftsaufgaben taten ein Übriges. Im Mai 2011 - ziemlich genau vor drei Jahren also - wurde die 23 Punkte umfassende Innenstadtkonzeption vom Stadtrat beschlossen. Die SZ hat zusammengestellt, was sich seither getan hat.

1 Konzept für die Einzelhandelsentwicklung

Ziel: Mit dieser verbindlichen Leitlinie soll gezeigt werden, welche Einzelhandelssparten für die Stadt von Bedeutung sind. Die Nahversorgung soll gesichert, die zentrale Funktion der Innenstadt gestärkt werden.

Status: Das Konzept ist fertig. Die Stadtverwaltung arbeitet bereits damit. Unter anderem wurde eine "Freisinger Sortimentsliste" festgelegt.

2 Gestaltungsleitlinie

Ziel: Eine Gestaltungsfibel soll den Bauherren in der Innenstadt Anregungen geben, um die Baugestaltung auf einem hohen Niveau zu halten. Das Erscheinungsbild der Stadt soll verbessert, die historische Baukultur erhalten werden.

Status: Diese Leitlinie kann nicht allein betrachtet werden. So müssen unter anderem die Sanierungsgebiete fortgeschrieben werden. Die Stadt möchte sich hier eng mit den Vereinen Stadtheimatpflege oder "Architektur aktuell" abstimmen. Daran wird laut Stadtbaumeisterin Barbara Schelle gerade gearbeitet. Ihre Hoffnung ist, dass man mit diesem Gestaltungsratgeber die Auseinandersetzungen um den Denkmalschutz in Freising befrieden kann.

3 Beleuchtungskonzept

Ziel: Die einheitliche Beleuchtung von Straßen, Plätzen und Fassaden soll die Aufenthaltsqualität und das Erscheinungsbild der Innenstadt am Abend und in der Nacht verbessern und Atmosphäre schaffen.

Status: Das Beleuchtungskonzept muss auf die -> Neugestaltung der Hauptstraße abgestimmt werden. Es war deshalb Bestandteil des Realisierungswettbewerbs, der dazu 2013 durchgeführt wurde. Die Ideen der siegreichen Architekten vom Büro "St Raum a" fließen jetzt in die Entwurfsplanung ein. Die Stadt möchte zudem eine Auftaktveranstaltung zu diesem Thema organisieren. Weil hier ja auch die privaten Akteure gefragt sind, soll versucht werden, dafür Geld aus dem -> Projektfonds zu erhalten - mit einbezogen werden sollte aber auch das neue -> Innenstadtmanagement.

4 Parkraumkonzept Innenstadt

Ziel: Das bestehende Konzept soll hinsichtlich Angebot, Parkdauer und Tarifstruktur überarbeitet werden.

Status: An dem Konzept wird aktuell gearbeitet. Die Idee ist, ein digitales, dynamisches Parkleitsystem für den noch fertig zu stellenden Parkring um die Altstadt aufzubauen. Gesucht wird eine Gesamtlösung, die zum Stadtentwicklungsplan passt, das macht die Aufgabe kompliziert.

5 Beschilderung

Ziel: Die bestehende Beschilderung soll überarbeitet werden. Angestrebt wird eine deutliche Reduzierung der Schilder und damit des Suchverkehrs in der Innenstadt.

Status: Die geplante Bestandserfassung ist abgeschlossen, die Mängel sind analysiert. Jetzt hängt es an der Umsetzung.

6 Altstadtring

Ziel: Das Einbahnstraßensystem Kammergasse und Steinecker-Straße soll aufgehoben und durch einen Altstadtring ersetzt werden.

Status: Hier ist eine Verkehrsuntersuchung in Auftrag gegeben worden. Denn jede Maßnahme, die die Kammergasse vom Verkehr entlastet, führt andernorts zu neuen Belastungen. Wünschenswert wäre für die Umsetzung auch, dass Westtangente und Nordostumfahrung fertig sind.

7 Busparkplatz und Haltepunkt für Touristenbusse

Ziel: Es soll ein innenstadtnaher Haltepunkt für Touristenbusse geschaffen werden, an dem Besucher der Stadt ein- und aussteigen können. Für die Busse selber sollen Parkflächen an der Parkstraße entstehen. Damit soll der Busverkehr in der Innenstadt reduziert werden, Touristen sollen künftig schneller in die Innenstadt gelangen und für Frequenz sorgen.

Status: Vorgesehen ist für den Touristenhalt die kleine Grünfläche an der Johannisstraße, nahe der Karlwirt-Kreuzung. Alternativ wird laut Stadtbaumeisterin Schelle auch noch die Parkfläche hinter dem Karlwirt an der Wippenhauser Straße als Standort für so einen Haltepunkt untersucht.

8 Gestaltung der Innenstadteingänge

Ziel: Die Eingänge zur Innenstadt sollen optisch abgegrenzt werden. Autofahrer sollen merken, dass es hier in die Innenstadt geht und eher ferngehalten werden

Status: Die Gestaltung der Stadteingänge war Bestandteil des Realisierungswettwerbs für die -> Neugestaltung der Hauptstraße. Allerdings gab es keinen Beitrag, der für die Jury einen ersten Preis verdiente gehabt hätte, es wurden nur Anerkennungspreise vergeben. Weil einen solchen auch die Sieger des Gesamtwettbewerbs von "St Raum a" gewonnen haben, sollen sie sich weiter mit dem Thema befassen.

9 Parkierungsanlage Obere Altstadt

Ziel: Für den Bereich der Oberen Altstadt soll westlich der Innenstadt ein Parkhaus gebaut werden - ein weiterer Beitrag zur Reduzierung des Verkehrs im Zentrum und zur Generierung von mehr Publikumsverkehr in der Oberen Altstadt.

Status: Untersucht wurde, ob das gewünschte Parkhaus oder Parkdeck auf dem Grundstück an der Johannisstraße gebaut werden könnte, das jetzt für den -> Haltepunkt für Touristenbusse verwendet werden soll. Der Bau einer Tiefgarage ist hier aber nicht möglich und ein oberirdisches Parkhaus wäre ebenfalls problematisch. Unter anderem würden neue Abbiegespuren in der Johannisstraße den Verkehr erheblich beeinträchtigen, die angrenzende Wohnbebauung wäre zusätzlichem Lärm ausgesetzt. Alternativ soll nun das Areal an der Wippenhauser Straße vom Kriechbaumgrundstück über die Moschee bis hin zur Schönmetzlerstraße städtebaulich neu geplant werden. Hier könnte eine Tiefgarage entstehen, über der Wohn- und Geschäftshäuser denkbar wären, die zusammen mit der Moschee eine Art "Drei Höfe von Freising" bilden würden.

10 Neugestaltung der Hauptstraßemit Moosachöffnung

Ziel: Aus der Hauptstraße soll eine Begegnungszone werden. Die Straßen sollen niveaugleich ausgebaut und einheitlich neu gestaltet werden, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Dazu soll die Moosach in der Oberen Altstadt geöffnet werden. Funktion und Image der Innenstadt sollen verbessert werden.

Status: Ein Realisierungswettbewerb für dieses Vorhaben ist im November 2013 abgeschlossen worden. Gewonnen hat das Berliner Büro "ST Raum a". Nachdem die Freisinger Ende Mai 2014 die Moosachöffnung mit einer deutlichen Mehrheit von 74 Prozent befürwortet haben, kann das Büro jetzt die Detailplanung fortsetzen. Die genauen Kosten werden anschließend berechnet. Gedacht ist an eine Umsetzung in drei Bauabschnitten. Ende des Jahres könnte eine Ausführungsplanung vorliegen. Wenn alles optimal läuft, könnten die Pläne bis 2018 umgesetzt werden. Wie so eine Begegnungszone funktionieren kann, will sich der -> Innenstadtbeirat demnächst in Wiesbaden anschauen.

11 Entwicklung Angerbaderareal

Ziel: Der Bereich um die Angerbadergasse und die alte Schule St. Georg soll städtebaulich neu geordnet werden. Hier könnten die größeren Einzelhandelsflächen entstehen, die in der Innenstadt fehlen. Zudem geht es auch um die gewünschte neue -> Gestaltung der Innenstadteingänge.

Status: Der Planungsausschuss des Stadtrats hat im Mai eine städtebauliche Feinuntersuchung inklusive Markteinschätzung beschlossen, um ein Bebauungskonzept erarbeiten zu können.

12 Entwicklung Hummelareal

Ziel: Zwischen Hummelgasse und Hauptstraße sollen untergenutzte Grundstücke entwickelt werden, private Eigentümer sollen dazu animiert werden. Durch eine intensivere Einzelhandelsnutzung sollen Angebotslücken geschlossen werden.

Status: Der Bereich liegt im Sanierungsgebiet, weshalb die Pläne auch hier ein wenig an der Fortschreibung der Sanierungssatzung hängen. Diese würde den Eigentümern bei einem städtebaulichen Engagement dann steuerliche Vorteile bieten.

13 Entwicklung Bauhof

Ziel: Auf dem Bauhofgelände an der Erdinger Straße soll langfristig eine Wohnnutzung ermöglicht werden.

Status: Die Umsetzung der Pläne ist zum einen schwierig, weil natürlich erst ein neuer Standort für den Bauhof gefunden werden muss. Außerdem geht es in diesem Bereich auch um die angestrebte -> bessere Anbindung Lerchenfelds für Fußgänger und Radfahrer - und hier müssen aktuell neue Überlegungen angestellt werden, weil die bereits beschlossenen Pläne für die Unterführung am ehemaligen Bahnposten 15 so nicht umgesetzt werden können.

14 Neuordnung

Reweareal/Bahnhof

Ziel:Der Supermarkt zur Nahversorgung soll hier erhalten bleiben. Langfristig sollen die städtebaulichen Missstände in diesem Bereich behoben werden.

Status:Wichtiger ist der Stadt derzeit die Entwicklung des Angerbaderareals. Ganz wichtig aber auch: Die Firma Rewe hat ihren Vertrag hier gerade um zehn Jahre verlängert.

15 FreiraumkonzeptDomberg Südhang

Ziel: Die Stadt würde hier gerne den Grünzug am Fuß des Dombergs schließen. Auch die Fuß- und Radwegeverbindungen sollen damit verbessert werden.

Status: Das Thema ist laut Stadtbaumeisterin Schelle sehr virulent. Die Erzdiözese erarbeite aktuell einen Masterplan für den Domberg und habe sich daher bei der Stadt nach deren Wünschen für dieses "Herzstück" erkundigt. "Wir sind da dran", versichert Schelle, schließlich gehe es hier um eine weitere Parkanlage für die Freisinger, aber auch um die Fortsetzung des Radweges zum Sondermüllerweg.

16 Bessere Anbindung Lerchenfeldsfür Fußgänger und Radfahrer

Ziel: Der größte Stadtteil Lerchenfeld soll für Radfahrer und Fußgänger näher an die Innenstadt rücken. Dazu soll vor allem die Unterführung am ehemaligen Bahnposten 15 barrierefrei umgebaut werden.

Status: Die Maßnahme galt lange als einer der Punkte aus der Innenstadtkonzeption, der relativ zeitnah umzusetzen sein würde. Für den Umbau der Unterführung unter der B 11 wurden für 2014 bereits 600 000 Euro an Planungskosten in den Haushalt aufgenommen. Der Bau sollte 2015 begonnen und fertiggestellt werden. Doch das Vorhaben ist im Mai im Planungsausschuss erst einmal gekippt worden. Die gewählte Planungsvariante hatte auf der Lerchenfelder Seite eine lange, flache Rampe vorgesehen - und die kollidiert nun mit dem geplanten Neubau des Vermessungsamts an der Erdinger Straße.

Außerdem haben Untersuchungen Zweifel an der Barrierefreiheit des geplanten Umbaus ergeben. Weil die Unterführung in einer S-Form verlaufen müsste und Radfahrer möglicherweise mit recht hohem Tempo einfahren würden, besteht zudem eine erhöhte Unfallgefahr. Die Stadtverwaltung soll nun eine andere Lösung suchen.

17 Umgestaltung Hofgarten

Ziel: Der ehemalige Hofgarten rund um das VHS-Gebäude an der Kammergasse soll als Bestandteil des Parkrings erhalten bleiben. Die Freiflächen sollen aufgewertet und weiterentwickelt, die Fußwege in die Innenstadt verbessert werden

Status: Diese Planung soll laut Stadtbaumeisterin Schelle als nächstes angegangen werden. Wichtig sind hierfür aber auch die Ergebnisse der Verkehrszählung, die für den -> Altstadtring bereits angestellt wird. Außerdem muss dieses Vorhaben in Zusammenhang mit der -> Gestaltung der Innenstadteingänge gesehen werden, weil der Hofgarten quasi gegenüber zur Einfahrt über die Amtsgerichtsgasse liegt.

18 Fortführung der Lenkungsgruppeals Innenstadtbeirat

Ziel: Der Beirat soll für alle innenstadtrelevanten Entwicklungen und Projekte als Steuerungsgremium fungieren. Die Mitglieder sollen Fortschritte bei der Umsetzung des Innenstadtkonzepts überprüfen.

Status: Der Innenstadtbeirat ist inzwischen eingerichtet worden. Er wird von der Stadtplanerin Sonja Rube moderiert und trifft sich aktuell dreimal im Jahr - zuletzt im März 2014. In dieser Sitzung ist die Planung für die Hauptstraße vorgestellt worden. Auch der neu gegründete Verein "Aktive City" Freising ist Mitglied in dem Beirat.

19 Evaluierung des Projekts

Ziel: Das Projektstadium soll nach drei Jahren überprüft werden.

Status: Diese Evaluierung hat noch nicht stattgefunden.

20 Innenstadtmanagement

Ziel: Ein Innenstadt- oder Citymanager soll sich zentral um die Belange der Innenstadt kümmern. Er soll als Initiator, Ratgeber und Moderator fungieren.

Status: Der Job des Citymanagers ist aktuell ausgeschrieben worden, wie der Vorsitzende des Vereins Aktive City, Max Kirchmaier, bestätigt. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 20. Juni.

21 Projektfonds

Ziel: Kleinere private Maßnahmen zur Aufwertung der Innenstadt sollen aus einem Projektfonds unterstützt werden.

Status: 2012 waren es die Wanderbäume, 2013 die "lebenden" Bänke, die aus dem Projektfonds finanziert wurden und zur Belebung der Innenstadt beigetragen haben. Mit weiteren Aktionen will der Verein Aktive City laut Kirchmaier warten, bis der City-Manager da ist und man weiß, welcher Projekte man sich genau annehmen möchte.

22 Kommunales Förderprogramm

Ziel: Unterstützung von Privatleuten bei der Umsetzung von Sanierungszielen.

Status: Stadtbaumeisterin Schelle könnte sich die Durchführung eines Fassadenwettbewerbs vorstellen. Einen Preis könnte gewinnen, wer seine Fassade im Zentrum besonders schön gestalte, so Schelle: "Es geht darum, Anreize zu schaffen."

23 Freising-Festival

Ziel: Das überregionale Image der Stadt soll durch ein bedeutendes Kulturprojekt gesteigert werden. Gedacht ist an ein namhaftes Symphonieorchester, das zusammen mit den örtlichen Kulturschaffenden ein jährliches Festival auf die Beine stellt.

Status: Die Idee hat die Stadträte noch nicht so richtig überzeugt und auch Kirchmaier findet: "So weit sind wir noch lange nicht." Für Belebung durch Kultur in der Innenstadt sei trotzdem gesorgt: Im Juli kommt der Musicalsommer, 2015 folgt das oberbayerische Kulturfestival "Zamma".

© SZ vom 07.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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