Entsetzen im Kreistag:Kostenexplosion bei den Realschulen

Lesezeit: 2 min

Der Umbau der Auer Mittelschule und der Bau der neuen Freisinger Realschule werden deutlich teurer

Von Peter Becker, Freising/Au

Kreisrat Rupert Popp (FW) ist regelrecht frustriert. Die finanzielle Entwicklung, die der Bau der beiden Realschulen in Au und Freising nimmt, hat ihn im Schulausschuss des Kreistags sichtlich mitgenommen. Da berichteten die Planer von erheblichen Kostensteigerungen, die sich aufgrund gründlicher Kalkulationen ergeben haben. Zuletzt hatte der Landkreis für die Auer Realschule etwa neun Millionen Euro in den Haushalt eingestellt. Am Donnerstagnachmittag haben die Kreisräte einer Variante zugestimmt, welche die Sanierungskosten auf zwölf Millionen Euro klettern lässt. Und der Endbetrag, den die neue Realschule in Freising verschlingt, ließ nicht nur Popp erblassen. Ungefähr 42,3 Millionen Euro soll das neue Gebäude in den Guten Ängern in Lerchenfeld kosten. Dies rechnete Planer Helmut Grepmair den Kreisräten vor. Noch im April war der Schulausschuss von einer Gesamtsumme von 30 Millionen Euro ausgegangen.

Ursprünglich hatten die Kreisräte, die vor fünf Jahren den Bau einer neuen Realschule beschlossen haben, dafür grob 26 Millionen Euro erwartet. Seither sind die Kosten erheblich gestiegen. Besonders, die Leistungen, die Baufirmen für ihre Arbeit verlangen. "Das war nicht vorhersehbar", nahm Landrat Josef Hauner (CSU) die damaligen Kreisräte in Schutz. Einen Teil der Kostensteigerungen hat das aktuelle Gremium selbst draufgesattelt, in dem es sich Ganztagsbetreuung (1,3 Millionen Euro) wünschte und sich für das pädagogische Konzept der Lern-Cluster (eine Million) aussprach. Dazu kommen die Tücken, die das Gelände mit sich bringt. Weil das Grundstück zwei Meter unterhalb des Niveaus der Straße Gute Änger liegt und das Grundwasser sehr hoch steht, sind umfangreiche Bodenverbesserungen und Entwässerungsanlagen (2,6 Millionen) nötig. Der Schulbau mit Außenanlagen selbst ist mit 29,9 Millionen Euro veranschlagt. Zusätzliche Anlagen, Vorgaben und Sonderwünsche draufgepackt, ergibt sich ein Gesamtpreis von 38,6 Millionen Euro. Zu diesen Gesamtkosten kommen 3,7 Millionen Euro hinzu, die der Landkreis an die Stadt Freising für den Grunderwerb zahlen muss. Kein Wunder also, dass der Schulausschuss dem Antrag von Rudolf Heinz (CSU) folgte, nach weiteren Einsparungsmöglichkeiten zu suchen. Ebenso lehnte es das Gremium ab, 748 000 Euro zusätzlich für eine energetische Aufwertung des Gebäudes auszugeben, die über den Standard der Energieeinsparungsverordnung (ENEV) 2016 hinausgeht.

Der Teufel steckt beim Umbau der Mittelschule in Au zu einer Realschule im Detail. Ein Planungsbüro hatte Untersuchungen zum Zustand des Gebäudes wohl nur oberflächlich durchgeführt. Dadurch war der Schulausschuss der Meinung, bei der Sanierung glimpflich davonzukommen. Nagel belehrte ihn eines Besseren. Der Architekt hatte unter anderem Brandschutzmängel festgestellt, die noch nicht einmal den Vorschriften aus dem Jahr 1972 genügt hätten, aus dem das Gebäude stammt. Zudem müsse es energetisch saniert werden. Der als Zuhörer anwesende Auer Bürgermeister Karl Ecker sah sich Anfeindungen ausgesetzt. "Ich fühle mich gepratzelt", sagte Albert Schindlbeck (Linke). Wie Popp waren andere Kreisräte der Meinung gewesen, dass die Marktgemeinde dem Landkreis "ein voll funktionsfähiges Gebäude überstellt". Der Auer Kreisrat Hans Sailer (FW) verwehrte sich gegen den Vorwurf, das Gebäude sei eine "Mogelpackung". Der wahre Zustand des Gebäudes habe die Auer selbst überrascht.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: