Altes Gefängnis Freising:Alles wirkt schön zusammen

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Johann Brandstetter ist einer von vier Künstlern, deren Werke im Alten Gefängnis in Freising noch bis zum 6. Oktober zu sehen sind. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Ausstellung "Naturkunden" ist auch ein Appell an die Menschen, das natürliche, geheimnisvolle Beziehungsgeflecht nicht zu stören, zu dem sie selbst gehören.

Von Rosanna Wegenstein, Freising

"Wenn jemand sagt, dass er meine Bilder schön findet, ist es mir wichtig zu betonen, dass die Natur schön ist, die ich versuche darzustellen" - das sagte der Künstler und Illustrator Johann Brandstetter bei der Vernissage der Ausstellung "Naturkunden", die am Donnerstagabend im Alten Gefängnis stattfand. Brandstetters Bilder, die einen gleich am Eingang mit farbenfrohen, tropischen Motiven aus dem Regenwald von Costa Rica begrüßen, sind dort neben den Werken dreier weiterer Künstler ausgestellt.

Zu sehen sind auch Arbeiten der Berliner Grafikdesignerin Pauline Altmann, des im Nationalsozialismus verfolgten bayerischen Theologen Korbinian Aigner, bekannt auch unter dem Namen "der Apfelpfarrer", sowie der Schriftstellerin und Buchgestalterin Judith Schalansky. Judith Schalansky ist auch die Herausgeberin des Bildbandes "Naturkunden". "Alle Werke in diesen Räumen sind durch die Tatsache vereinigt, dass sie sich auch in diesem Band befinden", erklärte Irmgard Koch in ihrer Eröffnungsrede. Sie ist Vorsitzende des Kulturvereins "Modern Studio Freising", von dem die Herbstausstellung mit Unterstützung der Sponsoren und der Stadt initiiert wurde.

Es geht um die Symbiose zwischen Tieren und Pflanzen

Helma Dietz, Zweite Vorsitzende des Vereins und Hauptorganisatorin der Veranstaltung, hatte sich bei Bücher Pustet in den Band "Naturkunden" verliebt. Grund dafür war auch, wie sie in ihrer Rede hervorhob, dass darin alles besonders schön zusammenwirke. Von Format und Einband bis hin zu Typografie, Schrift und Bilddruck. Auch das große Zusammenwirken von Mensch, Tier und Natur war an jenem Abend ein bedeutendes Thema, das in der gesamten Ausstellung eine zentrale Rolle spielt. "Es ist mir wichtig, Tiere und Pflanzen nicht nur abzumalen, sondern ich möchte in den Werken ihr Zusammenleben und die Symbiosen zwischen ihnen verstehen und zeigen", erklärte Johann Brandstetter. Der Prozess des Verstehens, seine Fragen und genauen Beobachtungen werden schnell spürbar auf den doppelseitigen Bildtafeln. Neben persönlichen Notizen, die der Künstler während seiner Erkundungsreisen macht, sind dort zum Beispiel Insekten aus verschiedenen Perspektiven oder Blumen in den verschiedenen Phasen ihres Wachsens und Aufblühens festgehalten.

"Der Unterschied zu den Werken von Pauline Altmann und Judith Schalansky ist, dass diese Künstlerinnen die Wesen, die sie zeichnen, nie gesehen haben", erläuterte Helma Dietz. Deren Illustrationen aus dem Buch "Wahre Monster - ein unglaubliches Bestiarum", herausgegeben von Caspar Henderson, zeigen auf dunkelblau-goldenem Hintergrund kleine Tiere aus den Tiefen des Ozeans, die geheimnisvolle Namen wie "Perlboot", "Dornenkronenseestern" oder "Seeschmetterling" tragen. Im Fokus von Korbinian Aigners Werken stehen wieder bekanntere Motive. Sie zeigen Äpfel und Birnen. Die Früchte werden allerdings so nahe und genau abgebildet, wie man sie sonst vermutlich nicht wahrnimmt. So, dass jeder kleine Farbunterschied und Lichteinfall darauf spürbar wird.

Die Ausstellung ist bis 6. Oktober zu sehen

Der Aufruf der Ausstellung, der sich hinter all jenen Bildern und ihren liebevollen Blicken auf die Natur verbirgt, sei, dass die Menschen sich hüten sollten, das geheimnisvolle Beziehungsgeflecht zu stören, zu dem auch sie gehören, wie Helma Dietz betonte. "Nicht nur Bäume verbrennen", sagte Brandstetter im Bezug auf die vielen Brände im Regenwald, von denen man in den vergangenen Jahren hörte. "Ganze ökologische Lebensgemeinschaften gehen verloren, das bricht mir das Herz", fügte der Künstler hinzu.

Die "Naturkunden" sind noch bis 6. Oktober im Alten Gefängnis zu sehen. Brandstetters Werke kann man anschließend, von 5. Oktober bis 1. Dezember auch in einer weiteren Ausstellung im Schafhof besichtigen.

© SZ vom 21.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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