Frauenhaus Freising:Viel zu wenig Platz

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Nur ganz selten ist im Frauenhaus ein Zimmer frei. Ein Grund dafür ist die steigende Verweildauer - für die Frauen wird es immer schwieriger, ein neues Leben zu beginnen, weil sie keine bezahlbare Wohnung finden

Von Gudrun Regelein, Freising

Derzeit ist im Frauenhaus Freising ein Zimmer frei. "Das kommt mal vor, ist aber eine absolute Ausnahme", sagt Mitarbeiterin Ulrike Friedrich. Zwischen 230 und 250 Anfragen verzweifelter Frauen zählt das Team durchschnittlich im Jahr. Auch wenn nicht alle Fälle für das Frauenhaus in Frage kämen - Ausschlusskriterien sind beispielsweise eine Drogen- oder Alkoholabhängigkeit oder Obdachlosigkeit -, findet nur ein Bruchteil dieser Frauen einen Platz. "Wir können pro Jahr maximal 45 Frauen und ihre Kinder aufnehmen und auf ihrem Weg begleiten", sagt Friedrich. Einige Anruferinnen können weitervermittelt werden - aber viele müssen "in einer sehr schwierigen Situation weiter ausharren", schildert Elisabeth Miller, die Mitbegründerin des Freisinger Frauenhauses.

Laut einer aktuellen Studie, die das bayerische Sozialministerium in Auftrag gegeben hat, müssen in Bayern jährlich bis zu 2000 Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, abgewiesen werden, da die notwendigen Plätze fehlen. Zudem wird kritisiert, dass die Finanzierung der Schutzeinrichtung oftmals nicht ausreichend sei: Viele Häuser müssten Spenden oder Eigenmittel einsetzen, um ihrer Arbeit nachgehen zu können.

Im Freisinger Frauenhaus gibt es fünf Plätze für Frauen in Notsituationen. Viele bleiben sehr lange dort, im Durchschnitt ein halbes Jahr. "Wir beobachten, dass die Verweildauer zunimmt", berichtet Friedrich. Grund dafür ist, dass es in Freising kaum noch bezahlbaren Wohnraum gibt. Selbst wenn sich die Frauen stabilisiert haben und ein neues, selbstbestimmtes Leben beginnen wollen, gelingt ihnen das häufig nicht - denn sie finden keine Wohnung. Immer mehr Frauen kehrten nach monatelanger vergeblicher Suche aus Verzweiflung sogar zu ihrem gewalttätigen Partner zurück. "Alleinerziehend und ALG-II-Empfängerin: Wenn Vermieter das hören, kommt in fast allen Fällen sofort eine Absage", schildert Friedrich . "Viele Vermieter haben auch Bedenken wegen des gewalttätigen Partners, befürchten, dass der Ärger machen könnte." Eine absolute Sicherheit gebe es natürlich nicht, räumt Friedrich ein, aber die Frauen, die das Frauenhaus verlassen wollen, seien stabilisiert, ihre familiäre Situation sei geklärt.

Finanziell aber laufe es derzeit gut, "wir sind eine gut funktionierende Institution und stehen gesettelt da". Die Freisinger Einrichtung könne deutschlandweit Frauen aufnehmen, mit der Finanzierung habe man - auch dank der vielen Spender - kein Problem. Nur Frauen aus anderen EU-Ländern, die keinen Arbeitnehmerstatus haben, bekommen den Aufenthalt im Frauenhaus nicht finanziert. Die müssten dann durch Spenden unterstützt werden. "Das sind beispielsweise Frauen aus Tschechien oder Rumänien, die zwar hier in Deutschland leben, aber nicht gearbeitet haben", erklärt Friedrich. Bei diesen Frauen sei es besonders schwierig mit der Existenzsicherung: "Da müssen wir uns jeden Fall genau anschauen und nach Ressourcen suchen, um neue Lebenswege zu finden."

Das Freisinger Frauenhaus hat derzeit aber noch ein ganz anderes Problem: Seit dem Weggang von Alexandra Mozelewski Ende 2015 ist die Stelle der Leiterin vakant. "Optimal ist das nicht", sagt Elisabeth Miller, die selber 17 Jahre das Frauenhaus leitete und sich dort noch immer ehrenamtlich engagiert. Der Markt an Sozialpädagogen sei leer gefegt, trotz aller Anstrengungen habe man bislang keine geeignete Nachfolgerin gefunden. Aufgefangen werde das im Frauenhaus durch das große Engagement der Mitarbeiterinnen und der ehrenamtlichen Kräfte. Aber: "Natürlich wäre es wünschenswert, wenn es bald wieder mit einer Leitung weitergehen würde", sagt Miller.

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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