Forderung von allen Seiten:Lohn muss zum Leben reichen

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Auch Birgit Mooser-Niefanger verlangte als Vertreterin des Landrats Löhne, von denen man auch leben kann. (Foto: Marco Einfeldt)

Am Tag der Arbeit gibt sich der DGB im Lindenkeller kämpferisch

Von Johann Kirchberger, Freising

Die Einführung des Mindestlohns sei ein großer Erfolg, freute sich DGB-Kreisvorsitzender Guido Hoyer bei der Mai-Kundgebung im Lindenkeller, "dafür haben wir jahrelang gekämpft". Nachbesserungen, wie von der Staatsregierung gefordert, erteilte er eine Absage. Er könne bei der Kontrolle des Mindestlohns kein Bürokratiemonster erkennen. "Was soll kompliziert daran sein, die Arbeitszeit korrekt zu erfassen?", fragte Hoyer und mahnte, dass manche Unternehmen kreativ sein könnten, die Arbeitnehmer um den Mindestlohn zu prellen.

Dabei reichten 8,50 Euro in einer Region wie Freising gar nicht aus, sagte Bürgermeisterin Eva Bönig als Gastrednerin, schon wegen der hohen Mieten. Wie zuvor Birgit Mooser-Niefanger als Vertreterin des Landrats, forderte sie, Löhne zu zahlen, von denen man auch leben könne. Knapp 100 Gewerkschafter hatten sich am Freitag zur Mai-Kundgebung eingefunden. Einige hatten rote Blumen am Revers und DGB-Abzeichen anstecken. Transparente und Fahnen waren aufgehängt und die "Freisänger" gaben Arbeiterlieder zum Besten. "Wir brauchen diese Maifeier", sagte Bönig, "wir brauchen starke Arbeitnehmervertreter", um die Arbeit der Zukunft mit zu gestalten.

Verständnis zeigten alle Redner für die streikbereiten Erzieherinnen - und Verdi-Vertreterin Carolin Hofer stellte die provozierende Frage, "warum wir Leuten, denen wir unsere Kinder anvertrauen, weniger zahlen als solchen, denen wir unser Geld anvertrauen". Wie Hoyer forderte auch Hofer ein Ende der befristeten Arbeitsverträge, das sei "eine Leidenszeit" vor allem für junge Arbeitskräfte. 40 Prozent aller Neueinstellungen seien heutzutage Leiharbeits- und Werksverträge zu niedrigen Löhnen oder gar Minijobs. "Die Niedriglöhner von heute sind die Niedrigrentner von morgen", rief sie. Hoyer sah das ähnlich: "Wir fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit", auch was die Bezahlung von Männern und Frauen angehe, sagte er. Den Bereich der Scheinselbständigkeit verteufelte er ebenfalls. "Da werden Arbeitnehmer schamlos ausgenutzt, das ist moderne Sklaverei".

Kämpferisch gaben sich auch die Vertreter der Verdi-Gruppe SGM (Sicherheitsgesellschaft am Flughafen München). 35 000 Beschäftigte gebe es am Flughafen, sagte Sepp Winderl. "Aber das sind zum Großteil Jobs, von denen man kaum leben kann." Warum so wenig bezahlt werde, wusste er auch: "Weil die ehrenwerten Gesellschafter den Kragen nicht voll kriegen". Bei der SGM seien die Beschäftigten streikbereit, um ihre Forderungen durchzusetzen. "Wir kontrollieren die Passagiere", sagte er, "wenn wir nicht kontrollieren, fliegt keiner". Die SGM-Gewerkschafter seien entschlossen den Flughafen notfalls lahm zu legen, "wenn wir dazu gezwungen werden".

In diesem Zusammenhang verurteilte Hoyer die geplante Einschränkung des Streikrechts für kleine Gewerkschaften, um zu verhindern, dass die womöglich etwas "lahm legen" könnten. Das sei deren gutes Recht, "was ist ein Streik, der ein zahnloser Tiger ist?" Die Bundesregierung forderte er auf: "Hände weg vom Streikrecht".

© SZ vom 02.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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