Förderung für fünf Jahre:Pfarrbücherei St. Lantpert vor dem Aus bewahrt

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Auch wenn sich die Fassade gerade nicht im optimalen Zustand präsentiert: Die Pfarrbücherei St. Lantpert ist für die nächsten fünf Jahre gerettet. (Foto: Marco Einfeldt)

Fast hätte Lerchenfeld seine 40 Jahre alte Bibliothek verloren. Doch kurz vor dem Aus gewährt der städtische Finanzausschuss einen jährlichen Zuschuss von 1500 Euro - zunächst für fünf Jahre. Die neue Leiterin hat bereits Pläne.

Von Kerstin Vogel, Freising

Gute Nachricht für Bücherwürmer und Leseratten in Lerchenfeld: Der Fortbestand der Pfarrbücherei St. Lantpert ist zumindest vorläufig gesichert. Dafür haben am Montag die Mitglieder des Freisinger Finanzausschusses gesorgt, als sie einen Zuschuss von jährlich 1500 Euro für die nächsten fünf Jahre bewilligten. Die Pfarrkirchenstiftung St. Lantpert hatte schon früher mehrmals um finanzielle Unterstützung der Bibliothek gebeten. Zuletzt hatte außerdem die Stadtratsfraktion der Freisinger Mitte beantragt, einen möglichen Zuschuss zu prüfen.

Bereits im Februar dieses Jahres hatte die neue Leiterin der Einrichtung, Marion Strauß, Alarm geschlagen. Weil sich das Defizit der Pfarrbücherei in den vergangenen zehn Jahren auf gut 45 000 Euro summiert hatte, drohte der mehr als 40 Jahre alten Bibliothek im größten Freisinger Stadtteil das Aus. Denn sollten die Schulden die Grenze von 50 000 Euro übersteigen, müsste der Kirchenvorstand mit seinem Privatvermögen haften - und darauf wollte es keiner ankommen lassen.

Das 20-köpfige Team arbeitet ehrenamtlich, das Problem ist der Medienetat

Inzwischen hat die Freisinger Stadtverwaltung überprüft, wie es genau um die Pfarrbücherei bestellt ist. Das Gebäude gehöre der Kirchenstiftung, die auch Bauunterhalt und Betriebskosten bezahlt, informierte Stadthistorikerin Ulrike Götz die Mitglieder des Finanzausschusses. Das 20-köpfige Team der Bibliothek arbeite ehrenamtlich, insgesamt verfüge die Einrichtung aktuell über etwa 11 000 Medien. 2014 sei die Bücherei von 3048 Menschen benutzt worden, geöffnet sei sie an sechs Tagen in der Woche für jeweils zwei bis drei Stunden. "Doch das Problem ist der Medienetat", hat Götz festgestellt. Etwa 4000 Euro brauche die Bibliothek im Jahr und diese Summe müsste aus freien Mitteln der Pfarrei bestritten werden. Die aber sind nicht vorhanden und mit den Benutzergebühren und zwei kleineren Zuschüssen von anderer Seite allein bleibt eben eine Finanzierungslücke von 1500 bis 2000 Euro im Jahr.

Gegründet 1972 in der Grundschule St. Lantpert, hatte die Bücherei 1983 ihre endgültige Heimat im Lerchenfelder Pfarrzentrum gefunden - und dort stellt sie nach Einschätzung der Stadtverwaltung inzwischen einen "wertvollen Bildungsort und sozialen Treffpunkt" dar, der sogar noch Potenzial berge, wie Götz weiter erläuterte. Die Lage sei verkehrstechnisch wie auch "symbolisch" hervorragend, inhaltlich wolle die sehr engagierte, neue Leitung der Bibliothek "künftig einen noch größeren Schwerpunkt auf besonders zu unterstützende gesellschaftliche Gruppen legen: Kinder, Jugendliche, Senioren und Migranten."

Die Stadt unterstütze damit eine Einrichtung der katholischen Kirche, sagt Eva Bönig. Das gehe eigentlich nicht an.

Mit Blick auf den Stadtentwicklungsplan für Freising könne die Bibliothek zur dort gewünschten Aufwertung der Ortsmitte beitragen, warb Götz weiter - doch die meisten Stadträte im Finanzausschuss musste sie eigentlich gar nicht mehr überzeugen. Eva Bönig (Grüne) gab zwar zu bedenken, dass es eigentlich nicht angehen könne, dass die Stadt Freising hier eine Einrichtung der katholischen Kirche finanziell unterstütze. Ihre Fraktion sei dennoch mehrheitlich für den Zuschuss - auch weil ein sehr niederschwelliges Angebot unter anderem für Migranten gemacht werde. Außerdem bestehe nicht die Gefahr, einen Präzedenzfall zu schaffen - es gebe schlicht keine anderen Pfarrbüchereien in der Stadt.

Am Ende stimmte lediglich Rosi Eberhard (Grüne) gegen den Zuschuss für die Bibliothek, "weil ich nicht verstehe, dass sich eine Institution wie die Kirche da nicht besser einspreizt. Die haben genügend Schäfchen da draußen." Die Mehrheit des Ausschusses aber hielt es eher mit Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, der erklärte, es gebe da schließlich noch einen Unterschied zwischen Diözese und Pfarrei. Außerdem gelte es, den Lerchenfelder Stadtteil zu unterstützen und zu stärken.

© SZ vom 23.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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