Flüchtlingsströme:Regional nicht zu lösen

Der Landkreis Freising muss eine Suppe auslöffeln, die ihm andere eingebrockt haben

Von Peter Becker

Jetzt ist der Krisenfall da, vor dem es Landrat Josef Hauner und alle, die im Landratsamt mit der Unterbringung von Flüchtlingen befasst sind, graute. Der Landkreis muss Sportanlagen akquirieren, um Flüchtlinge unterzubringen. Möglicherweise ballen sich bald 300 Menschen in einem Containerdorf an der Wippenhauser Straße. Konflikte sind da nicht ausgeschlossen, doch letztlich ist es auch ein Experiment, wie tolerant und gastfreundlich die Stadt Freising gegenüber Flüchtlingen ist.

Sicher wird es Ressentiments gegen die riesige Gemeinschaftsunterkunft an der Wippenhauser Straße geben. Manch einer mag sich fragen, warum sich diese ausgerechnet dort befinden muss. Diese Frage ist leicht zu beantworten: Das Grundstück gehört dem Landkreis. Er braucht dort nicht lange zu betteln, bis Verträge abgeschlossen sind. Eine Turnhalle in Beschlag zu nehmen, ist sicher eines der letzten Mittel, um die von der Regierung vorgeschriebene Flüchtlingsquote zu erfüllen. In der Situation, in der sich der Landkreis derzeit befindet, kann er es sich aber nicht mehr leisten, langwierige Entscheidungen abzuwarten, ob er eine Sammelunterkunft in einer Gemeinde errichten darf oder nicht.

Auf regionaler Ebene lässt sich das Problem mit der Unterbringung von Flüchtlingen nicht lösen. Der Landkreis muss als Vollstrecker der Regierung die Suppe auslöffeln, welche andere ihm auf internationalem Parkett eingebrockt haben. Ernsthaft die Ursachen zu bekämpfen, die zu den Flüchtlingsströmen führen, wäre der richtige Weg. Dann erübrigten sich Verteilungsschlüssel, wie viele Asylbewerber ein Land oder ein Landkreis aufnehmen müssen.

Doch zur Lösung dieser Probleme haben die Politiker, die jüngst beim G-7-Gipfel in Elmau zusammensaßen, nichts als wachsweiche Worte gefunden.

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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