Firmen stellen sich vor:Auf gute Nachbarschaft

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Fast fertig: In etwa drei Monaten will die Firma PE Tec ihren Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Ziegelwerks in Leonhardsbuch beziehen. (Foto: Marco Einfeldt)

Gleich drei Betriebe schätzen mittlerweile das Ziegelwerk-Gelände in Leonhardsbuch als guten Standort. Sie bieten interessante Beschäftigungsmöglichkeiten und suchen Zimmer für ihre Arbeitskräfte

Von Petra Schnirch, Allershausen

Bisher waren sich die Nachbarn eher fremd, über die Betriebe auf dem Ziegelwerk-Gelände im Süden der Ortschaft wussten die meisten Leonhardsbucher recht wenig. Entsprechend groß war das Interesse, als sich die drei Firmen am Mittwochabend auf Einladung der Gemeinde im Feuerwehrhaus vorstellten. Auch sie könnten von der neuen Öffentlichkeit profitieren: Die Grupo Antolin sucht dringend weiteres Personal. Eingefädelt hatten die Veranstaltung die beiden SPD-Gemeinderäte Josef Lerchl und Christian Huber.

Eine Zeitlang war es auf dem "Campus", wie die Firmenvertreter das Gelände nennen, sehr ruhig, denn 2011 zog die Lear Corporation mit 300 Mitarbeitern von dort nach Schwaig. Im Dezember 2015 aber siedelte sich mit der Grupo Antolin - Hauptsitz ist im spanischen Burgos - erneut ein Autozulieferer dort an. Die Antolin Interiors Deutschland GmbH startete mit 60 Mitarbeitern, inzwischen sind es 130. "Für eine solide Basis" sollten es sogar zwischen 200 und 250 sein, sagte Georg Laukart, globaler Direktor Entwicklung für Cockpits und Mittelkonsolen. Ziel sei es, im Schnitt zehn bis zwölf Projekte zu betreuen, für jedes seien etwa 20 Mitarbeiter erforderlich.

Für fast alle großen Autohersteller entwickelt Antolin Instrumententafeln, Mittelkonsolen, Tür-Innenverkleidungen, Formhimmel und Lichtelemente für den Innenraum. Zweieinhalb bis drei Jahre dauere es in der Regel, bis sie in Serienproduktion gehen können, schilderte Laukart. Produziert werde an anderen Standorten wie Straubing. Zumindest den Prototypenbau würde Laukart gerne nach Leonhardsbuch holen. Dafür eignen würde sich die leer stehende Halle, in der die Lear Corporation ihre Autositze testete. Für Allershausen entschied sich das Unternehmen nach dem Aufkauf der Magna-Interieur-Sparte, da die Standorte München und Wolnzach zusammengelegt werden mussten. Martin Hock, Personalverantwortlicher für den Standort Leonhardsbuch, versicherte, dass Antolin langfristig hier bleiben wolle.

Im Herbst bietet Antolin Ausbildungen zur Industriekauffrau/-mann und zur Informatikauffrau/-mann an. Auch Praktikanten werden gesucht, ebenso Zimmer für die Mitarbeiter, die wegen des Personalmangels hierzulande zum Teil in Spanien angeworben werden. Wer also Spanisch lernen oder dies mit einem Kochkurs verbinden wolle, könne sich gerne melden, scherzte Laukart.

Mit 14 Mitarbeitern sehr viel kleiner ist die M+W Instruments GmbH, die zur holländischen Bronkhorst-Company gehört. 2004 bezog die 1987 gegründete Firma das kleine, weiße Haus am Campus, das Bürogebäude der ehemaligen Ziegelei. "Wir sind in einer Nische unterwegs", sagte Geschäftsführer Nicolaus Dirscherl. M+W Instruments hat sich auf Produktion und Vertrieb thermischer Massendurchflussmesser und -regler für Gase spezialisiert.

Dirscherl beruhigte aber gleich: In Leonhardsbuch werde nur mit Luft gearbeitet, die in dem hochmodernen Container vor dem Haus gefiltert wird. Die Geräte, die hier zusammengesetzt, kalibriert und verschickt werden, kommen in den verschiedensten Branchen zum Einsatz, auch im Lebensmittelbereich oder in der Tier- und Pflanzenzucht, wie Dirscherl weiter erklärte. Als Beispiele nannte er die Sauerstoffzufuhr in der Fischzucht oder kohlensäurehaltige Getränke. Den Standort in Leonhardsbuch habe er schätzen gelernt, weil es genügend Parkplätze gebe, außerdem seien Flughafen und Autobahn gut erreichbar. "Wir sind gerade außerhalb vom Münchner Staugürtel." M+W Instruments habe ein schwieriges Jahr hinter sich, sagte Dirscherl. 2017 aber habe gut angefangen. Von 2018 an will er auch ausbilden.

Ebenfalls 14 Mitarbeiter beschäftigt die Firma PE Tec, Fachhändler für Kunststoff-Rohrsysteme und Zubehör. Sie baut gerade auf dem Ziegelwerk-Gelände und wird voraussichtlich Ende April aus Platzgründen von Hörenzhausen (Gemeinde Fahrenzhausen) nach Leonhardsbuch umziehen. Abnehmer sind, vor allem im süddeutschen Raum, Industriebetriebe, Kommunen, Landwirte und Rohrleitungsbauer, wie die geschäftsführende Gesellschafterin Herta Meiershofer schilderte. Sonderformteile konfektioniere PE Tec selbst. Außerdem biete man einen Mietpark für Schweißmaschinen und eine Wartungsstation.

Auch PE Tec sucht zum 1. September Auszubildende zur Großhandelskauffrau/-mann und Fachkraft Lager/Logistik. Auf Nachfrage sagte Meiershofer, dass in der Saison zwei bis drei Lastwagen pro Tag das Gelände anfahren würden. PE Tec setzt auf gute Nachbarschaft: Auch Privatleute könnten ganz unkompliziert mal ein Rohrstück holen, wenn Not am Mann sei, bot sie an. "Einfach reinlatschen."

© SZ vom 10.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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