Fast wie zu Hause:Gäste aus aller Welt

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Antje und Manfred Schmid vermieten in Weng Zimmer an Urlaubsreisende und Geschäftsleute. Auf dem Portal "Airbnb" sind sie mittlerweile zum "Superhost" aufgestiegen. Das dokumentiert die Zufriedenheit der Besucher

Von Tobias Weiskopf, Freising

Die eigene Wohnung vermieten, wenn man verreist. Das war einst die Grundidee hinter der Plattform "Airbnb". Inzwischen vermieten tausende Menschen nicht nur ihre eigenen vier Wände, sondern auch professionelle Ferienunterkünfte. Weit über 20 Inserate gibt es im Landkreis, von der Freisinger Innenstadt bis hin aufs Land, zum Beispiel im Fahrenzhausener Ortsteil Weng. Doch wer übernachtet hier? "Die Leute kommen aus aller Welt", erzählt Vermieterin Antje Schmid und blättert stolz im Gästebuch. Grüße aus Ungarn, Botschaften aus Spanien, einen Dank für die schöne Zeit aus Finnland, Einträge aus Italien, Dauergäste aus Kanada und zahlreichen Staaten der USA, selbst einige Asiaten haben sich mit ihren Schriftzeichen verewigt.

Die Liste ließe sich noch eine ganze Weile weiterführen. "Wir haben drei Ferienwohnungen bei uns im Haus", sagt Schmid, "und sind fast das ganze Jahr ausgebucht." Entscheidend dafür ist sicher der Standortfaktor Flughafen sowie die Nähe zu München, Garching, Unterschleißheim und Freising und dennoch die ländliche Idylle. Das erklärt, warum ein Großteil der Gäste Geschäftsreisende sind. "Wenn du das ganze Jahr in Hotels bist, willst du auch mal deine Ruhe und deinen Kaffee irgendwann selbst kochen", erzählt die Vermieterin. Antje und ihr Mann Manfred versuchen ihren Gästen möglichst viel Alltag zu geben. "Wir wechseln nicht jeden Tag die Handtücher, das ist in Hotels immer so unpersönlich."

Jede der drei Ferienwohnungen hat eine kleine Küche mit allem, was man so braucht. "Bei uns hat zum Beispiel die Bauleiterin der Raststätte Fürholzen gewohnt", berichtet Antje Schmid. So bleiben manche Gäste, darunter auch Bauarbeiter, gleich für ein paar Monate, andere nur ein paar Nächte. Da erlebe man allerlei Geschichten.

Alle zwei Jahre bekommt Familie Schmid Besuch der Kanadier Kerry und Grant. Das Ehepaar macht regelmäßig eine dreimonatige Europareise mit dem Camper, den sie in der Nachbarschaft ausleihen. Vor und nach der Tour bleiben sie zwei Nächte im "Haus Ampertal" bei Familie Schmid. Mit solchen Gästen sitze man dann auch abends mal gemeinsam auf der Terrasse. Doch auch unangenehme Begegnungen seien dabei. Eine Gruppe feierwütiger, betrunkener, nackter junger Männer habe Antje Schmid mitten in der Nacht aus ihrem privaten Pool ziehen müssen. Um solche Begegnungen zu vermeiden, ziehen die Vermieter zur Oktoberfest-Zeit die Preise an. Familie Schmid verlangt dann schon mal den doppelten Preis, da solche Gäste kaum einzuschätzen seien. "Betrunkene können in einer Nacht schon einmal die ganze Bude zerlegen", warnt Schmid. Kleine Schäden seien kein Problem, doch viele Gäste scheuen sich ein kaputtes Glas zu melden. Aber zum Glück überwiegen die positiven Eindrücke und viele tollen Begegnungen.

Auf das Portal "Airbnb" seien sie eher durch Zufall gestoßen, ein Freund habe ihnen den Tipp gegeben. Als sie ihr Haus gebaut haben, hatten sie die kleinen Wohnungen eingeplant, doch Dauermieter wollten sie nicht. Ein Modell wie "Airbnb" war genau das Richtige. Inzwischen ist aus ihrem "Haus Ampertal" ein kleines Geschäft geworden. Antje und Manfred sind sogar zum "Superhost" aufgestiegen. Das bedeutet besonders gute Bewertungen, zufriedene Gäste und einige Vorteile. Zum Beispiel sei extra ein Fotograf vorbeigekommen und habe professionelle Fotos gemacht, bezahlt und organisiert vom Portalbetreiber. Die Abrechnung läuft online, alles akkurat vermerkt, die Steuerberaterin kümmert sich um die Abgaben und eine Reinigungskraft übernimmt das Putzen. Ein Wunsch für die Zukunft? "Eine Weltkarte auf der die Gäste mit einem Pin markieren können, wo sie herkommen", sagt sie.

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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