Fair  einkaufen in Freising:Neun Schritte weiter

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Das bewährte Sortiment verkauft Susanne Lehmann im Weltladen an der Ziegelgasse. (Foto: Marco Einfeldt)

Unweit seines alten Standorts an der Ziegelgasse eröffnet der Freisinger Weltladen neu

Von Tobias Wagenhäuser, Freising

"Das ist aber schön geworden", meinen gleich zwei Kundinnen, die nacheinander den hellen Laden betreten. Zugegeben, der Umzug war vergleichsweise einfach zu bewältigen. Von der Ziegelgasse 10 zog man gute neun Meter weiter zur Hausnummer 14. Nach seinem Umzug hat das Fachgeschäft für fairen Handel vor Kurzem neu eröffnet. Auf der doppelten Fläche entdeckt jetzt so mancher Kunde das Sortiment neu.

"Hattet ihr das vorher auch schon?", fragt eine Kundin eine ehrenamtliche Verkäuferin. Ja, man hatte, antwortet diese. Sie kümmert sich mit 29 anderen Ehrenamtlichen um den Verkauf. Am Sortiment habe sich vorerst nichts geändert. Es reicht weiterhin von Kochzutaten über Handwerk, Kaffee und Tee bis hin zu Schmuck und ein paar Kleidungsstücken. Vor ihnen hängt ein Infoblatt und preist die besonderen Eigenschaften der Alpakawolle.

In Sachen Kleidung wolle man zwei anderen, gleichgesinnten Geschäften, die ebenfalls Kleidung aus fairer Produktion verkaufen, nicht unnötig Konkurrenz machen, sagt die Verkäuferin. Trotzdem sei es schön, dass man Kunden jetzt auch eine Umkleide bieten könne.

Das Konzept der "Weltläden" ist seit 40 Jahren das gleiche: Sichere Verträge, eine faire Entlohnung und menschenwürdige Arbeitsbedingungen sollen die Ausbeutung benachteiligter Produzenten verhindern. Der Handel soll gerechter, Kinderarbeit unterbunden und die Welt somit ein Stück fairer werden.

Für dieses Ziel setzt sich der Trägerverein "Partnerschaft Eine Welt Freising" seit über drei Jahrzehnten ein. Gewinne, die der Laden abwirft, werden deshalb genutzt, um Projekte in den "Ländern des Südens" zu unterstützen. Dieser Gedanke ist auch der Grund, warum Produkte oft von Händlern stammen, die weit weg leben - und nicht etwa vom Schreiner um die Ecke. In den reichen, europäischen Ländern hätten die Erzeuger ja bereits ein Mindestmaß an sozialen Rechten.

Das hat sich vor fünf Jahren wohl auch die Stadt gedacht, als sie sich auf das Banner schrieb, das Bewusstsein für den fairen Handel zu stärken. 1673 Tage, so lange ist Freising offiziell schon "Fairtrade-Stadt". Die Auszeichnung war maßgeblich das Werk des Weltladens und seiner jahrelangen Vorarbeit. Damit war Freising die 45. von mittlerweile fast 400 Fairtrade-Städten in Deutschland. München zog zwei Jahre später nach.

Eine der fünf Grundvoraussetzungen für den Titel war ein Ratsbeschluss. Seitdem wird bei öffentlichen Sitzungen im Rathaus nur noch fairer Kaffee genossen. Des Weiteren muss die Bewerberstadt zeigen, dass der faire Handel immer wieder öffentliches Thema ist. Das erfüllen beispielsweise die Freisinger Schulen mit ihren Projekten. Das Camerloher Gymnasium verpasste jüngst um Haaresbreite den Fairtrade-Award 2016. Eine dritte Voraussetzung war und ist eine sogenannte Steuerungsgruppe aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die Aktionen zum Thema koordinieren soll - in Freising das Faire Forum. Man trifft sich jedes Quartal und plant für den Erhalt des Städtetitels. Das nächste Treffen ist an diesem Dienstag, 26. Januar, von 17 Uhr an im kleinen Sitzungssaal des Rathauses.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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