Experten warnen:Sturmholz kann warten

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Waldbesitzer sollen sich vorrangig dem Borkenkäfer widmen

Von Marlene Krusemark, Freising

Das Unwetter, das am Freitagabend über den Landkreis Freising hinweggezogen ist, hat verschiedene Schäden verursacht - die meisten entstanden durch die Wassermassen und umgestürzte Bäume. Äste in den S-Bahn-Oberleitungen und von Baumstämmen blockierte Straßen - das vom Unwetter verteilte Holz bescherte den freiwilligen Helfern bei Polizei und Feuerwehr eine verlängerte Arbeitswoche.

Aber nicht nur in der Stadt und auf den Straßen erfordert das Sturmholz Handlungsbedarf - auch im Wald finden sich viele entwurzelte oder geknickte Bäume. Ralf Petercord, Leiter der Abteilung Waldschutz der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft, warnt die Waldbesitzer jetzt vor vorschnellem Handeln: "Durch den Sturm sind bayernweit sicher 700 000 bis eine Millionen Meter an Schadholz entstanden. Trotzdem rate ich den Waldbesitzern, sich jetzt nicht primär mit den Sturmholzschäden zu befassen. Wichtiger ist es, sich mit der Aufarbeitung des von Borkenkäfern befallenen Holzes zu beschäftigen."

Laut Petercord sei es sinnvoller, das Sturmholz in der Aufarbeitung nachrangig zu behandeln, schließlich rentiere sich dieses auf dem ohnehin übersättigten Holzmarkt gerade nicht. "Das Sturmholz bleibt relativ lang frisch, weil es teilweise immer noch über die Wurzeln mit Wasser versorgt wird. Man kann es auch in den Wintermonaten noch aufarbeiten", so der Experte.

Die Gefahr durch den Borkenkäfer, der sich dieses Jahr besonders stark vermehrt habe und den Waldbesitzern in Bayern Sorgen bereite, erfordere dringender Gegenmaßnahmen: "Das Problem Borkenkäfer ist gravierender. Da muss man schnell sein - schließlich ist der Borkenkäfer gerade aktiv und wird über den Herbst noch eine Generation hervorbringen." Petercord hält es für notwendig, diese Generation noch zu bekämpfen und die von den Buchdruckern und Kupferstechern befallenen Fichten zu finden. Man könne das am vergangenen Wochenende angefallene Sturmholz auch nutzen, um den Borkenkäfer mithilfe von Fangholzhaufen zu bannen.

Josef Denk, Vorsitzender und Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung des Landkreis Freising, stimmt dieser Herangehensweise zu: "Das Schadholz bekommt zu großen Teilen momentan noch Wasser. Daher müssen wir es aktuell nicht aufarbeiten und können uns weiter mit der Bekämpfung des Borkenkäfers beschäftigen. Trotzdem sollte regelmäßig kontrolliert werden, ob das Schadholz nicht auch vom Borkenkäfer befallen wurde - um es dann auch schnellstmöglich abzutransportieren."

© SZ vom 23.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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