Europameister aus der Domstadt:Tanz mit dem Herzen

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Die Fresh Colourz Crew, die einzige Breakdance-Gruppe in Freising, hat im Mai die Europameisterschaft gewonnen. (Foto: privat)

Die Fresh Colourz Crew ist die einzige Breakdance-Gruppe Freisings

Von Rebecca Seeberg, Freising

Schwitzende Körper in der Hitze und faule Stunden am See sind alles bekannte Anzeichen für den Beginn der großen Ferien. Schwitzen ist den acht Breakdancern der Fresh Colourz Crew nur zu gut ein Begriff. Faulenzen nicht. Seit 2011 leiten der bekannte Freisinger B-Boy Benedikt Mordstein und sein Tanz-Kollege Ben Küster die einzige aktive Breakdance-Crew Freisings.

Was die acht Jungs dazu bewegt, an den heißen Sommertagen nicht durchgehend am Weiher zu liegen, sondern bis zu sieben mal die Woche zu üben, das erklärt Ben Küster, selbst ernannter Crew-Papa, ohne zu zögern: "B-Boying ist ein Gefühl, eine Lebenseinstellung." Etwas also, nach dem man sein Leben richtet und viele Stunden seiner Freizeit opfert. Die acht Jungs der Fresh Colourz Crew sind zwischen 14 und 22 Jahre alt. Natürlich wollen sie durch ihr Training besser werden, gewinnen, die Muskeln spielen lassen. Doch Tanzen dreht sich nicht nur um Erfolg und Bekanntheit. "Es geht um den Spaß dabei, es geht darum, zusammen zu jammen", erklärt Küster und fasst damit die vier Grundsäulen der Hip-Hop-Kultur zusammen. Peace, Love, Unity and Having Fun sind Regeln, die alle B-Boys, DJs, Graffiti-Künstler, Rapper und Beatboxer rund um die Welt befolgen. So einfach sie klingen, diese Grundsätze finden ihren Ursprung nicht im Handbuch für Hippies, sondern in der New Yorker Hip-Hop-Szene der Siebzigerjahre, in der diese der alltäglichen Gewalt etwas entgegensetzen wollte. Besonders die Gemeinschaft sei für die Breakdancer wichtig, so Ben Küster. "Denn eine Crew", betont er, "ist nicht nur eine Gruppe von Sportlern, sondern eine richtige Familie."

In den vier Jahren, in denen es die Truppe schon gibt, hat sich einiges getan. Die Hobbytanzgruppe hat sich zu einer professionellen Crew entwickelt, die Tänzer werden fest für Auftritte gebucht und haben in lokalen und überregionalen Kreisen schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Prominentestes Crew-Mitglied ist wohl Benedikt Mordstein. Dieser tanzt seit seinem zehnten Lebensjahr, hat bereits mehrfach den Weltmeistertitel geholt und hält zur Zeit acht Weltrekorde. Denn trotz aller hehren Ziele, "auf den Erfolg will man nicht verzichten", stellt Ben Küster mit einem Schmunzeln fest.

Besonders stolz ist die Fresh Colourz Crew auf ihre zwei Siege bei der jährlich von A.S.D.U., einem Dachverband europäischer Tanzschulen, veranstalteten Europameisterschaft. 2014 belegte Ben Küster im Duo mit Mike Pollard den ersten Platz, im Mai 2015 gewann dann die gesamte Fresh Colourz Crew. "So ein Titel kommt nicht von irgendwo her", so Küster, "man muss schon mit dem ganzen Herzen dabei sein." Und das ist die Crew, auch beim Tanzen von Battles, bei denen ein ordentliches Maß an Kreativität gefragt ist. Denn bei dieser Art von Wettkämpfen treten die B-Boys ohne eine einstudierte Show gegeneinander an, tanzen also frei auf zuvor unbekannte Musik. Für die Tänzer ist das eine Möglichkeit, ihr Können zu zeigen und dadurch bekannter zu werden.

Für die Fresh Colourz Crew läuft das Showbusiness mittlerweile so gut, dass sich die Gruppe immer professioneller mit der Organisation ihrer Auftritte befasst. Trotzdem bleiben die Crew-Papas Benedikt Mordstein und Ben Küster bescheiden in ihren Zielen: "Wir wollen Nachwuchstänzer fördern, Talente erkennen, aber vor allem wollen wir mit mehreren Leuten zusammen nicht einfach nur eine Tanzgruppe bilden, sondern" - und hier führen die B-Boys gekonnt back to the Roots -, "eine richtige Crew."

Mehr Informationen zur Crew und ihrer Mitglieder sind auf deren Facebookseite oder unter welcome@bboy-bench.de zu finden.

© SZ vom 03.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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