Erstes Adventswochenende in Freising:Sogar der Weihnachtsmann streikt

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Von Adventsstimmung ist in Freising wenig zu spüren, dafür protestieren Aktivisten für Klimaschutz und Menschenrechte

Von Johann Kirchberger, Freising

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. In der Freisinger Innenstadt war am Samstagvormittag noch nicht viel zu spüren von adventlicher Stimmung, trotz oder vielleicht auch wegen der recht zurückhaltenden Weihnachtsbeleuchtung. Schnee gab's auch keinen. Allenfalls die vielen Adventskränze und Tannenzweige, die während des Wochenmarkts zwischen Obst und Gemüse angeboten wurden, erinnerten daran, dass am Sonntag ein erstes Lichtlein angezündet werden durfte.

Am Roider-Jackl-Brunnen hatten sich einige wenige Mitglieder von "Extinction Rebellion" eingefunden und verteilten einen Flyer mit Totenköpfen drauf. Weniger Kleidungsstücke kaufen, forderte die Initiative darauf, weil die Textilindustrie für 20 Prozent der weltweiten Abwässer und zehn Prozent der CO₂-Emissionen zuständig sei. Das Interesse an den Klimaschützern hielt sich freilich in Grenzen, weshalb sie dann auch schon um 11 Uhr ihre Sachen zusammenpackten. Kein Wunder nach der von 800 Menschen besuchten Demonstration für den Klimaschutz am Vortag, die von den Klima-Rebellen zusammen mit "Fridays for Future" organisiert worden war. Jeden Tag demonstrieren überfordert auch die Freisinger, zumal sie am Samstag mehr daran interessiert sind, ihren Einkaufszettel abzuarbeiten. Daneben hatten sich DGB, SPD und Linke zusammengefunden. An ihrem Stand forderten sie einen Mietpreisstopp und sammelten Unterschriften für ein Volksbegehren. Mehr Aufmerksamkeit fand am Schiedereck der Stand des Fairen Forums und des Weltladens. Ein Lieferkettengesetz forderten die Aktivisten, die auf Bierträgern standen und Plakate hochhielten. Sie demonstrierten für eine Welt, in der Unternehmen Menschenrechte achten und Umweltzerstörung vermeiden. Unternehmen, die Schäden an Mensch und Umwelt verursachten, müssten dafür haftbar gemacht werden, hieß es. "Das muss rechtliche Konsequenzen haben", stand auf einem selbst gemalten Plakat, die Verantwortung für den Klimaschutz dürfe nicht auf die Verbraucher abgewälzt werden. Auch auf die Hungerlöhne, die Näherinnen bei der Herstellung von Textilien erhielten, machten die Aktivisten aufmerksam. "Die Menschenrechte dürfen nicht durch den Kakao gezogen werden", stand auf einem anderen Schild. Während wir uns die süße Schokolade schmecken ließen, könnten die Kakaobauern von ihren Erzeugnissen kaum leben.

Das Faire Forum prangerte die Umweltzerstörung sowie die schlechten Arbeitsbedingungen in Asien, Afrika und Lateinamerika an. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein Weihnachtsmann stand ebenfalls dort, der einzige, der in der Innenstadt anzutreffen war. Und der befand sich auch noch im Streik, wie er auf einem Schild verkündete, das er an seiner Brust befestigt hatte. Heuer werde er aus Protest keine Geschenke bringen, ließ er wissen. Aber zum Glück bringt die bei uns ja immer noch das Christkindl. In der Mittleren Hauptstraße unterhielt ein Klarinettist die Passanten, vor der Mariensäule spielte eine Geigerin. Auf dem Altstadt-Christkindlmarkt, der wieder einmal gut versteckt hinter der ehemaligen St.-Georg-Schule aufgebaut worden ist, war am Samstagvormittag gar nichts los. Die Fressstände machen dort erst mittags auf, war zu erfahren, und der Kasperl kommt sogar erst um 15 Uhr. Na dann.

© SZ vom 02.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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