Ernährung der Kleinsten:Ganz unterschiedliche Rezepte

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Bei den einen gibt es Tiefkühlkost, bei den anderen wird frisch gekocht - in vielen Kindertagesstätten sind die Eltern mit dem Mittagsangebot zufrieden. Süßes kommt selten auf den Tisch

Von Katharina Aurich, Landkreis

Selbst gekocht oder aufgetaut, bio, ohne Schweinefleisch oder gleich ganz vegetarisch - was Krippen- und Kindergartenkinder im Landkreis mittags auf die Teller bekommen, unterscheidet sich erheblich. Der Preis für die Eltern ist allerdings beinahe überall gleich. Jede Einrichtung entscheidet selbst, je nach Personalsituation und räumlichen Gegebenheiten, was die Kinder mittags erhalten und welcher Caterer beauftragt wird. Einhellig berichten die Mitarbeiterinnen, dass das Essen in der Einrichtung für viele Kinder die einzige warme Mahlzeit am Tag sei und die Brotzeitboxen häufig überzuckerte Riegel oder Gebäckstücke enthielten.

Der Weg zum optimalen Mittagessen ist nicht einfach. Diese Erfahrung machen gerade die Eltern des Kindergartens in Haag. Sie suchen einen neuen Lieferanten für rund 70 Kinder, denn "eine Leberkassemmel, wie sie vom jetzigen Lieferanten regelmäßig angeboten wird, ist keine richtige Mahlzeit", kritisiert Elternbeiratsvorsitzende Jenny van den Graaf. Derzeit sind die Eltern zu Probeessen und Gesprächen bei Caterern unterwegs. Die Elternbeiratsvorsitzende erwartet, dass die Zutaten frisch sind, das Essen soll keine Zusatzstoffe enthalten, wenig Salz, Zucker und Gewürze und möglichst in der Nähe gekocht werden. Den passenden Caterer zu finden, sei eine Odyssee, bestätigt Rita Wendling, Leiterin des Freisinger Montessori-Kindergartens. Mit 3,80 Euro pro frischer Bio-Mahlzeit, die seit Kurzem ein Caterer aus München liefert, ist die Einrichtung preislich Spitzenreiter. Aber man könne täglich zwischen zwei Gerichten wählen, darunter ein vegetarisches. Das Essen sei schmackhaft und abwechslungsreich - Wendling ist zufrieden.

Auch in Attenkirchen hat man erst nach langer Suche einen Caterer aus dem Landkreis Landshut gefunden, der speziell für Kitas und Kindergärten mit biologischen Zutaten kocht, für 3,20 beziehungsweise 3,40 pro Mahlzeit. "Zu unserem Erziehungs- und Bildungsauftrag gehört auch die Ernährung", findet Kindergartenleiterin Martha Zeilhofer. Bereits Krippenkinder hätten Freude am Kauen, das die Mundmotorik, die Gesichtsmuskeln und die Sprachentwicklung fördere. Ihnen nur Brei zu geben, wäre fatal. Im Alter von ein bis zwei Jahren würden zudem die Geschmacksknospen eines Menschen entwickelt und die Grundlagen für sein späteres Essverhalten gelegt, weiß die Pädagogin. Erhalte das Kind in dieser Lebensphase häufig übersüsste Fertigprodukte oder Softdrinks, sei es schwer, diese Gewohnheiten später zu ändern. Jedes Gericht sollte Gemüse, frisch oder als Rohkost, enthalten, aber auch die sinnliche Wahrnehmung sei wichtig, so Zeilhofer. Es sollte knacken wie ein Crunchy oder grün sein wie zum Beispiel eine Gurke. Auf dem Speiseplan der 95 Attenkirchner Krippen-, Kindergarten- und Hortkinder stehen einmal in der Woche Fisch und wenig Fleisch, die Beilagen wechseln zwischen Kartoffeln, Nudeln, Reis und Couscous.

"Voll zufrieden" mit ihrem Essenslieferanten ist auch Doris Utz, Leiterin der Mittagsbetreuung der Neufahrner Grundschule. Die Mitarbeiter eines Münchner Caterers brächten täglich 75 frisch zubereitete Mahlzeiten samt Suppe und Nachspeise, Kostenpunkt: 3,40 Euro - und alles biologisch, schwärmt Utz. Als Nachtisch essen die Kinder am liebsten Obst, derzeit Orangen, Mandarinen und Kiwis. Den Schokopudding dürfe sie nicht abbestellen, ansonsten seien zuckerhaltige Nachspeisen aber gestrichen. Im katholischen Pfarrkindergarten Sankt Wilgefortis in Neufahrn kommt das Mittagsessen dagegen als kleiner Tiefkühlblock in einem Beutel und werde dann aufgetaut, sagt Leiterin Helene Walch. Die Mitarbeiterinnen ergänzten die Mahlzeit mit frisch zubereiteten Salaten und einer Nachspeise. Das Ganze koste 2,50 Euro. Der Vorteil sei, dass man flexibel, je nach Anzahl der Kinder, die Mahlzeiten auftauen könne und nichts übrig bleibe.

In den 15 Betreuungseinrichtungen der Stadt Freising, die ihr Essen von unterschiedlichen Caterern beziehen, sei man mit dem Essen zufrieden, informiert die Pressesprecherin der Stadt, Christl Steinhart. Dies ergebe die alljährliche Fragebogenaktion unter Eltern und Mitarbeitern. Optimal läuft die Versorgung offensichtlich in Eching. Eine Köchin und eine Küchenhelferin bereiten im Gemeinde-Kindergarten Sternschnuppe täglich 140 Essen für zwei Kitas und die Hortkinder zu, berichtet Leiterin Simone Schmidt. In der Sternschnuppenküche werde viel ausprobiert, zum Beispiel verschmähten die meisten Kinder Brokkoli, aber als Suppe sei er der Renner. Die Mahlzeit kostet in Eching für die Eltern 3,30 Euro, aber damit seien die Kosten nicht gedeckt. Das Defizit für die gesunde Ernährung der Kinder, die auch zwei Arbeitsplätze schaffe, übernehme die Gemeinde.

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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