Empfang zum runden Geburtstag:Nah dran am Bürger

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Die CSU gibt am Wochenende einen Empfang zum 80. Geburtstag von Franz Jungwirth. (Foto: Marco Einfeldt)

Franz Jungwirth, 80, blickt auf eine bewegte Politikkarriere zurück

Von Nadja Tausche

Man muss sich für die eigene Umgebung engagieren", sagt Franz Jungwirth. Man könnte sagen: Das ist sein Lebensmotto. Jungwirth hat sich Jahrzehnte lang für die CSU politisch engagiert. An diesem Wochenende gibt die Partei einen Empfang zu seinem 80. Geburtstag, den er kürzlich gefeiert hat.

Jungwirth war Kreisvorsitzender der CSU und gut 22 Jahre lang deren Fraktionschef im Kreistag. Von 2000 bis 2008 war er oberbayerischer Bezirkstagspräsident. Jungwirth war außerdem im bayerischen Wirtschaftsministerium, ist später ins Umweltministerium gewechselt und war Gründungsvorsitzender der Seniorenunion im Kreisverband Freising. Dabei hat er eigentlich nie einen politischen Beruf angestrebt, wie er sagt. Wie in einer Spirale habe sich alles so ergeben.

Fragt man ihn nach seinen Erfolgen in der Politik, etwa im Kreistag, sagt er: "Mir war es wichtig mitzukriegen, was in den einzelnen Teilen des Landkreises los ist. Dass wir wussten, wo der Schuh drückt." Deshalb hat er die Reihe "Bürger fragen, Kreisräte antworten" eingerichtet: Bürger sollten regelmäßig und landkreisweit ihre Anmerkungen abgeben können. "So konnte niemand sagen: Ihr kommt nur zur Wahl." Man habe außerdem die Schulen des Landkreises saniert, andere neu gebaut. Und: Während seiner Zeit im Kreistag seien bessere Bedingungen für Menschen in Pflegeheimen geschaffen worden, sagt er. Wenn deren Geld nicht ausreiche, finanziere das heute der Bezirk.

Jungwirth ist in Niederbayern aufgewachsen und im Jahr 1970 nach Freising gekommen. Seine Frau hatte kurz zuvor eine Stelle als Lehrerin am Domgymnasium bekommen. Seitdem lebt das Ehepaar in Freising, hat heute drei Töchter und acht Enkel. Mit dem ältesten Enkel habe er mal diskutiert, erzählt Jungwirth. Es ging um Handys. Wofür er denn überhaupt das Schulfach Geschichte brauche, habe der Enkel gefragt - er könne schließlich alles auf dem Handy nachschauen. Gerade hatte der Enkel einen Sechser in dem Fach geschrieben. Er habe ihm geantwortet, sagt Jungwirth: Fakten könne man nachschauen. Aber was später im Beruf zum Problem werde, sei, wenn man die Zusammenhänge nicht kenne.

Handys an sich wolle er aber gar nicht verteufeln, sagt Jungwirth. Er selbst hat sich in den 70er Jahren mit Elektronischer Datenverarbeitung beschäftigt. Kurz nach der Gründung habe es im bayerischen Umweltministerium schon ein Rechenzentrum gegeben - in seiner Zuständigkeit, wie der studierte Volkswirt erzählt.

Was Jungwirth wichtig findet, davon spricht er öfter, ist der Erhalt von Kultur. Das gehört zu den Hauptaufgaben des Bezirkstags, dessen Präsident er war. "Die Bezirke haben die Aufgabe, ihre Region vor kultureller Verödung zu bewahren", zitiert er aus der bayerischen Verfassung. Dazu gehören Museen, in Freising finanziert der Bezirk etwa den Schafhof. Vor allem aber Freilichtmuseen wie das Bezirksmuseum Glentleiten bei Murnau findet er wichtig: "Um zu sehen, wie man früher gelebt hat." Um die Tradition weiterzugeben.

Die Rolle von Bezirken war dabei nicht immer einfach. Früher habe man Vorbehalte gegen Bezirke als eigenständige Einrichtungen gehabt, erinnert sich Jungwirth. Da gab es etwa eine Veranstaltung im Landtag: Zwei oder drei Tage lang habe man diskutiert, ob man Bezirke überhaupt brauche. Einer vom Landtag habe dann gesagt, wiederholt Jungwirth und freut sich sichtlich: "Wenn es die Bezirke nicht gebe, müsste man sie wegen der Aufgaben erfinden." Die Aufgaben des Bezirks, das ist neben kulturellen Angelegenheiten vor allem der soziale Bereich: Einrichtungen für Menschen mit Behinderung etwa. Der Bezirk springt da ein, wo Gemeinden und Landkreise nicht mehr weiterkommen, so formuliert er selbst es.

Was nicht zu Jungwirths beruflichen Errungenschaften zählt, ist das Verhindern des Flughafenbaus so nah an Freising. "Ich bin von Anfang an gegen einen Flughafen an der Stelle gewesen", sagt er. Ein Flughafen in Bayern, ja - aber nicht hier. Er sei zuvor in der Landesplanung tätig gewesen, habe gewarnt: Die Stadt München werde bis zu der Stelle wachsen. Jungwirth ist dann an der Spitze einer 10 000-Menschen-Demonstration in München marschiert, hat sich im Ministerium gegen den Flughafen eingesetzt - 1992 wurde der Flughafen trotzdem in Betrieb genommen.

An junge Politiker verteilt Franz Jungwirth ganz gerne noch einen Ratschlag. Sie müssten unabhängig entscheiden können. Deshalb, sagt er: Erst einmal einen Beruf lernen, bevor man in die Politik gehe. Damit sei man auch finanziell ungebunden. Dann aber sei Kommunalpolitik das Beste, was einem passieren könne. Dort, so sagt er, werde die gesamte politische Bandbreite abgedeckt. "Von der Abfallversorgung bis zu den Krankenhäusern."

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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