Einkaufen in Marzling:Den Laden im Dorf lassen

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Noch sind die Regale leer - doch schon bald will Manuela Wahl im Dorfladen ein breites Sortiment anbieten. (Foto: Marco Einfeldt)

Anfang März können die Marzlinger wieder im Ortskern einkaufen: Manuela Wahl übernimmt das Geschäft des Ehepaars Aufschläger. Mit regionalen Produkten, einer Café-Ecke und einem Imbiss will sie einen Treffpunkt schaffen

Von Gudrun Regelein, Marzling

Noch steht die Werbetafel mitten im Raum an eine Leiter gelehnt. "Der Laden" steht auf dem grün verzierten Schild mit aufgemaltem Apfel. Und weiter unten "Ihrer Wahl". Die Tafel bekam sie zum Abschied von ehemaligen Kollegen der Isar-Sempt-Werkstätten für behinderte Menschen geschenkt, erzählt Manuela Wahl. Wegen ihres Nachnamens stehe der Zusatz "Ihrer Wahl" auf dem selbst gemachten Schild aus Holz, sagt die Inhaberin des neuen Dorfladens in Marzling. Der wird in wenigen Wochen, Anfang März, eröffnet. Und dann wird sie die Tafel auch an dem ihr zugedachten Platz vor der Ladentür platzieren.

Bis dahin gebe es aber noch viel zu tun, sagt Wahl. In dem lichtdurchfluteten Raum ist bereits der neue Vinylboden verlegt und bunte Fliesen zieren eine Wandseite. Von Wahl selbst zusammengebaute und dunkelgrün gestrichene Regale stehen entlang der Wände, daneben zwei große Kühlschränke und eine Vitrine. Jetzt müsse sie sich hauptsächlich um die Warenbestellung kümmern. Und die Bäckerei- und die Wursttheke, der Pizzaofen und die Kaffeemaschine fehlten noch. "Die Zeit ist knapp", sagt sie - und wirkt dennoch entspannt.

Sie wolle ein breites Sortiment anbieten, berichtet Wahl und zählt auf: Semmeln, Wurst, Mehl, Zucker, Käse, Milch, Butter, Obst, Gemüse, Eier und einige Drogerieartikel. "Fast alles, was man eben so braucht. Außer Fleisch." Daneben Pralinen von einem Freisinger Hersteller und Geschenkartikel, die in den Isar-Sempt-Werkstätten hergestellt werden, wie getöpferte Schalen. Das Besondere seien die vielen regionalen Produkte, wie die Eier und das Gemüse, die zeichneten sie aus, meint Wahl. Damit hofft sie, viele Kunden anzuziehen. Genauso wie mit dem warmen Mittagsimbiss: Pizzastücke oder Leberkässemmeln werde sie anbieten. "Der Dorfladen soll ein kleiner Treffpunkt im Zentrum werden, wo alle ein bisschen zusammenkommen können. Das würde ich mir wünschen", sagt sie. Deshalb werde sie auch eine Café-Ecke einrichten, wo sich Mütter, die ihr Kind in den Kindergarten gebracht haben, verabreden oder die älteren Marzlinger einen Kaffee trinken können.

Im Herbst habe sie erfahren, dass das Ehepaar Aufschläger, das viele Jahre lang an gleicher Stelle einen Laden führte, endgültig aufhören wolle. "Ich dachte mir damals, was ist ein Dorf ohne Laden, wo man Kinder schnell für eine kleine Besorgung hinschicken kann. Oder wo ältere Menschen zu Fuß ihre Einkäufe erledigen können", erzählt Wahl. Eigentlich sei sie ja gelernte Bürokauffrau mit pädagogischer Zusatzausbildung und keine Einzelhandelskauffrau. Aber: "Irgendwann dachte ich mir, das mache ich jetzt, ich wage den Schritt." Nach 25 Jahren in den Werkstätten sei das eine neue Herausforderung für sie. "Ich empfinde es aber nicht als mutig, für mich ist es richtig." Aber natürlich müsse letztlich der Umsatz stimmen, sonst sei das Projekt gescheitert.

In den vergangenen Wochen hat sich Manuela Wahl, eine gebürtige Oberpfälzerin, die seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Marzling lebt, verschiedene Dorfläden angeschaut. Sie habe viele Tipps von den Aufschlägers bekommen, habe viel im Internet recherchiert und schließlich ein eigenes Konzept erarbeitet. Ob das aufgehen wird, wisse sie nicht - aber schon jetzt kämen viele Passanten in den Laden und fragten, ob es eine Käsesemmel gibt, erzählt Wahl und lacht. Überhaupt, die Unterstützung durch die Marzlinger sei groß. Auch für ihr kleines Eröffnungsfest am 5. März haben sich schon viele Helfer angekündigt.

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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