Einkaufen  am  Heiligen Abend:Lieber den Baum schmücken

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Heiligabend fällt an diesem Tag auf einen Sonntag. Eine gesetzliche Sonderregelung erlaubt, dass die Geschäfte an diesem Tag dennoch ein paar Stunden öffnen. Nicht alle sind davon begeistert

Von Luise Helmstreit, Freising

Heiligabend fällt dieses Jahr auf einen Sonntag. Wegen einer gesetzlichen Sonderregelung dürfen viele Läden, die an diesem Wochentag eigentlich geschlossen bleiben müssten, dennoch verkaufen, zumindest bis in die frühen Nachmittagsstunden. Das ist gut für alle, die in letzter Sekunde noch Geschenke kaufen oder sich mit Lebensmitteln für die darauf folgenden Weihnachtsfeiertage eindecken wollen. Weniger erfreulich ist die Regelung für Arbeitnehmer, die am 24. Dezember arbeiten müssen, anstatt den Tag mit ihren Angehörigen zu verbringen. "Das Gesetz, das das überhaupt möglich macht, stammt aus den 50er Jahren, als die Leute noch keinen Kühlschrank hatten", erklärt dazu Benedikt Kopera, DGB-Regionssekretär, zuständig auch für Freising. "Heutzutage ist es kein Argument mehr, wenn die Leute es nicht schaffen, bis zum 23. Dezember ihre Einkäufe zu erledigen."

Damit nicht alle Läden drei Tage hintereinander geschlossen haben, dürfen laut Ladenschlussgesetz neben Bäckern, Blumengeschäften oder Zeitungsläden sowie Läden an Flughäfen oder Bahnhöfen, die ohnehin auch an Sonntagen verkaufen dürfen, alle Geschäfte öffnen, die hauptsächlich Lebens- oder Genussmittel anbieten, also Supermärkte und auch Metzgereien. Auch Weihnachtsbäume dürfen noch bis an Heiligabend verkauft werden.

Für die letzten Weihnachtsgeschenk-Käufer wird es also unter Umständen sogar schwierig, noch das Richtige zu finden, weil längst nicht alle Läden geöffnet haben. Einige Verkäufer müssen dennoch sonntags in die Arbeit, die Öffnungszeiten sind jedoch begrenzt: maximal drei Stunden und nicht länger als bis 14 Uhr. Jeder Ladenbetreiber darf selbst entscheiden, ob und wie lange sein Geschäft innerhalb dieser Zeit geöffnet sein soll. "Ich weiß aber bisher von keinem Ladenbesitzer in Freising, der da am Sonntag tatsächlich aufsperren will", sagt Julia Bönig, Geschäftsführerin des Vereines Aktive City Freising. "In der Freisinger Innenstadt gibt es noch viele Geschäfte, die von den Inhabern geführt werden. Die haben auch alle ein Privatleben. Egal ob man katholisch ist oder nicht, ich wüsste nicht, wer an Heiligabend vormittags noch losrennt und einkauft. Da schmückt doch jeder den Weihnachtsbaum oder schiebt den Braten in den Ofen." Einmal im Jahr müsste man es doch schaffen, für ein paar Tage ohne Supermarkt auszukommen und rechtzeitig einzukaufen, findet sie, "und wenn alle Stricke reißen, dann kann man immer noch ins Wirtshaus gehen oder zur Tankstelle. Es gibt genug Leute, die ohnehin arbeiten müssen." Genauso sieht das Christian Bindl, Leiter der Katholischen Arbeitnehmerbewegung München-Freising: "Es gibt einen gesetzlichen Sonntagsschutz bei uns. Nur weil dieses Jahr zufällig ein Sonntag mit Heiligabend zusammentrifft, heißt das nicht, dass das nicht trotzdem ein freier Tag bleiben sollte, auch für die Leute im Einzelhandel. Ich halte wenig von einem verkaufsoffenen Sonntag an Heiligabend und glaube kaum, dass es in der katholischen Kirche jemanden gibt, der das anders sieht."

© SZ vom 14.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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