Eine Tenniskarriere:Von Miami in die Regionalliga und zurück

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Tobias Summerer war einer der Großen im deutschen Tennis. Nach einer schweren Knieverletzung wird er Trainer, momentan von Philipp Kohlschreiber. Doch zwischendrin spielt der Ex-Freisinger auch selbst, für Zolling

Von Laura Dahmer, Freising

In Sportklamotten, die Arme verschränkt, sitzt Tobias Summerer im Oberhachinger Quartier des Bayerischen Tennisverbands, der sogenannten "Tennisbase". Er wirkt leicht erschöpft, vor ein paar Tagen erst ist er von einem Turnier zurückgekommen. Eigentlich wäre der Tennistrainer gerade in Dubai, sein Schützling spielt bei den Dubai Tennischampionships auf und ist einer von den ganz Großen: Philipp Kohlschreiber. "In ein paar Tagen stehen schon wieder drei Wochen in den USA an, Indian Wells und Miami. Jetzt noch nach Dubai, das wäre mir zu viel geworden", sagt der gebürtige Freisinger und lächelt müde.

Seine eigene Karriere als Profitennisspieler hatte der heute 36-Jährige wegen einer Verletzung schon früh beenden müssen. (Foto: Frank Leonhardt/dpa)

Die Zusammenarbeit mit Philipp Kohlschreiber ist noch jung. Neun Jahre lang war Summerer Trainer des ebenfalls sehr erfolgreichen deutschen Tennisprofis Florian Mayer, bevor dieser vergangenes Jahr seine Karriere beendete. Auch wenn der Abschied nach so langer Zeit schwer fiel, Wehmut hat Summerer nicht: "Ich war Flo dankbar, dass wir es gemeinsam zu Ende gebracht haben. Nach neun Jahren war es an der Zeit für eine neue Herausforderung." Mayer und Kohlschreiber seien zwei völlig unterschiedliche Charaktere mit unterschiedlichen Spielauffassungen. "Mich hat es schon gekitzelt, was Neues zu machen", gibt der Tennistrainer zu.

Tobias Summerer (Bild) trainiert jetzt einen von den ganz Großen: Philipp Kohlschreiber. (Foto: Privat)

Summerer ist nach wie vor ein sehr junger Trainer, mit 36 Jahren nicht einmal ein Jahr älter als Philipp Kohlschreiber. Ungewöhnlich jung dafür, dass er bereits zehn Jahre Erfahrung hat. Aber der Freisinger musste seine eigene Karriere als Profitennisspieler schon früh beenden. "Ich habe einen falschen Schritt gemacht, bei den BMW Open in München war das. Ich bin blöd ausgerutscht und habe einen Stich im Knie gespürt." Der damals 25-Jährige, der bereits Deutscher Meister geworden war, in Wimbledon stand und mal Nummer 159 der Welt war, zog sich einen Knorpelschaden zu. Nach mehreren Operationen mit Knorpeltransplantation und einem versuchten Comeback entschied Summerer sich dann für eine Karriere als Trainer. Bedauern tut er den Lauf der Dinge nicht, Summerer ist keiner, der viel zurückblickt im Leben. "Es hat vielleicht auch alles was Gutes. Ich konnte dadurch schon früh auf einem Niveau arbeiten, wo ich als Spieler wahrscheinlich nie hingekommen wäre."

Tobias Summerer als Fußballspieler. (Foto: Birgit Prestel)

Nach seiner Verletzung und dem Karriereende als Spieler fing ihn die Tennisbase auf und stellte Summerer als Trainer an. Immerhin ist er auch schon seit 1996 beim Stützpunkt, mit 13 Jahren kam der Freisinger als Jugendspieler nach Oberhaching. Schnell wurde er Trainer von Profi Florian Mayer. "Ich bin froh, dass Flo mir, damals noch so jung und unerfahren, das Vertrauen geschenkt hat." Der schönste Moment mit Florian Mayer, das war für Summerer sein Sieg beim ATP-Turnier in Halle gegen Alexander Zverev. "Das war eine Zeit, in der er schon gesagt hat: Puh, mein Körper, spiel ich weiter, spiel ich nicht weiter. Und man ihn überreden musste, es zu probieren."

Obwohl er so viel unterwegs ist - 150 Reisetage waren es im vergangenen Jahr - verschlägt es den 35-Jährigen noch recht häufig nach Freising, bis vor ein paar Jahren hat er hier auch gewohnt. Und wenn er doch noch mal im Ligabetrieb auf dem Platz steht, dann auch in seiner Heimat: "Ich hab letztes Jahr zwei Spiele für Zolling gemacht, für die Herren 30 in der Regionalliga. Das mach ich bestimmt dieses Jahr auch wieder, wenn es passt." Denn ab und an brauche er ihn selber auch, den Wettkampf.

Was in den nächsten Jahren noch für ihn ansteht und wie lange Summerer jetzt Philipp Kohlschreiber betreut, wird sich zeigen. "Mal gucken, was sein Körper macht, wie die Rangliste ist, er ist ja auch schon 35. Aber im Sport ist es immer schwer zu sagen, was noch kommt."

© SZ vom 06.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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