Ein ganz normales Jahr:Dank der Hitze wenig Mücken

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Lästig und manchmal schmerzhaft: die Mücke und ihr Stich. (Foto: dpa)

Im Landkreis Freising gibt es derzeit keine Klagen über eine Plage, wie etwa am Ammersee. Sollte es wieder mehr regnen, wird sich das rasch ändern. Ein breitflächiger Einsatz von Insektengift ist aber kaum möglich

Von Gudrun Regelein, Landkreis

Kaum begann die Badesaison Anfang Juni, waren auch die Mücken wieder da. In einigen Regionen ist es in diesem Jahr besonders schlimm: Am Ammersee beispielsweise waren die Quälgeister so lästig, dass ein Lokal am Nordufer vorübergehend schloss. Im Landkreis Freising aber ist es bislang "für uns noch ein ganz normales Mückenjahr", sagt Lorenz Weigl, Leiter des Freisinger Gesundheitsamts. Weder gebe es vermehrt Anrufe, noch sei eine verstärkte Beratung notwendig.

Auch in Marzling, das wegen seiner Nähe zur Moosach und den Auwäldern der Isar immer wieder von heftigen Mückenplagen betroffen ist, habe es in diesem Sommer noch keine heftigen Beschwerden von Bürgern gegeben, berichtet Bürgermeister Dieter Werner. Nach einem sehr trockenen Winter sei 2017 ein "normales" Mückenjahr. "Das hat sich bislang im Rahmen dessen, was wir an unseren Gewässern gewöhnt sind, gehalten", sagt er. So schön Wasser und eine Flusslandschaft auch seien, "sie bringen eben diverse Probleme mit sich, darunter auch Mücken." Zum Glück gebe es in der Gemeinde in Bebauungsnähe überwiegend fließende Gewässer, die Seen seien alle weiter weg, sagt er noch.

Eine Bekämpfung mit Sprühmittel mit dem Wirkstoff Bti, der aus dem Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) gewonnen wird - und derzeit beispielsweise auch am Ammersee diskutiert wird -, aber sei in seiner Gemeinde nicht zielführend: "In den Auwäldern, die teilweise ja im Landschaftsschutzgebiet liegen, gibt es einen Haufen kleiner Tümpel mit Lückenlarven - da kann man nicht alle besprühen." Ein Einsatz von Hand ist an strenge Naturschutzauflagen gebunden und nur für überschwemmte Mulden und Tümpel ohne Ablauf möglich. Bei anderen Gewässern setzen die Behörden dagegen auf die Kraft der Natur; dort gebe es genügend natürliche Feinde, die die Mückenlarven auffressen. Im heimischen Garten versucht der Bürgermeister mit Eukalyptus und Tomatenpflanzen an der Hauswand und in Kübeln auf dem Balkon, die Quälgeister fern zu halten. Die Pflanzen hätten einen mückenabwehrenden Effekt, sagt Dieter Werner. Bei längeren Aufenthalten in Mückengebieten, wie den Auwäldern, könnten eine helle und langärmelige Kleidung helfen, berichtet Gesundheitsamtsleiter Weigl. Dazu sollte man ein Repellent, also ein Schutzmittel, auf die unbedeckten Hautstellen auftragen und auf die Knie- und Ellbogenregion der Kleidung ein sprühbares Insektizid auftragen. "Das alles zusammen bietet einen maximalen Schutz."

In der Gemeinde Haag ist es die sogenannte Überschwemmungsmücke, die dort zum lästigen Quälgeist wird, berichtet Bürgermeister Anton Geier. Er habe sich nach dem schlimmen Hochwasser 2013 und der darauffolgenden Mückenplage intensiv mit dem Thema beschäftigt - und sogar einen Experten in das Ampertal eingeladen. Aber eine effiziente Bekämpfung sei sehr schwierig: Denn in den Überschwemmungsgewässern oder von Regen gefüllten Pfützen vermehrten sich die Mücken extrem stark, unter anderem, da der natürliche Feind fehle.

"Wir werden damit leben müssen", sagt Anton Geier trocken. In der Gemeinde gebe es Bereiche, wo man es ohne einen Mückenschutz nicht aushalte. Bei trockener Wetterlage, wie sie momentan herrsche, würden die Mücken von Tag zu Tag weniger. Erst wenn es viel regnete und das Wasser stehen bleibe, vermehrten sich die Quälgeister rasant. Ein bis zwei Wellen gebe es jedes Jahr, wo es etwa zehn Tage lang "wirklich schlimm" sei. "Dagegen machen kann man aber nichts. Eine flächendeckende Bekämpfung mit Sprühmitteln - also ein Bti-Großeinsatz, der gegen zwei Arten von Überschwemmungsmücken erlaubt ist - mit einem Hubschrauber ist bei uns nicht möglich." Gewisse Dinge müsse man eben akzeptieren, sagt Bürgermeister Geier pragmatisch. "Sich groß darüber aufzuregen, bringt auch nichts - es gibt kein Rezept dagegen."

Die Behandlung nach einem Stich sei abhängig von den Beschwerden, sagt der Freisinger Apotheker Florian Haustein. Bei Juckreiz und einer leicht geröteten Stelle sei als Sofortmaßnahme eine Kühlung - beispielsweise mit einem feuchten Umschlag - hilfreich. Auch antihistaminikahaltige Gele könnten den Juckreiz lindern. Bei einer leichten Schwellung könne man Cortisonsalben verwenden. "Bei allergischen Reaktionen, wie extremen Schwellungen, sollte man aber unbedingt einen Arzt aufsuchen", betont Haustein. Dass durch Mückenstiche aber Krankheiten übertragen werden, sei zumindest derzeit im Landkreis äußerst unwahrscheinlich, beruhigt Lorenz Weigl. "Bislang gab es keinen Fall", sagt der Gesundheitsamtsleiter. Allerdings könnte sich das durch den Klimawandel in Zukunft ändern: "Es ist zu befürchten, dass irgendwann dann auch Stechinsekten Krankheiten zu uns bringen könnten."

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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