Der große Kronleuchter für 170 Euro hing bis zum Schluss an der Decke des Asamfoyers, als die meisten Wandleuchten schon längst einen neuen Besitzer gefunden hatten. Eine Stunde nachdem am Samstag der öffentliche Inventarverkauf im Asamgebäude begonnen hatte, war kaum noch ein Einrichtungsgegenstand an seinem Platz und im Zuschauerraum des Saals klafften bereits große Lücken in den Stuhlreihen. Unermüdlich waren die Akkuschrauber im Einsatz, um zwei, drei oder vier Klappsitze am Stück für je zehn Euro aus der Verankerung zu lösen, damit sie dann von ihren neuen Besitzern hinunter auf den Marienplatz getragen und in einem der bereit stehenden Kleintransporter verladen wurden. Die Idee von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, das Inventar des Asamgebäudes nicht auf den Sperrmüll zu werfen, sondern günstig zu verkaufen, war ein voller Erfolg. Da das Gebäude vollständig saniert werde, habe auch die Inneneinrichtung ausgedient, die bereits in die Jahre gekommen und abgenutzt sei, sagte Rupert Widmann, Leiter des Hauptamtes der Stadt und Cheforganisator der Verkaufsaktion.
Insgeheim habe er gehofft, dass die Freisinger am Asamsaal hängen würden und ein Erinnerungsstück erwerben wollten. Der Ansturm habe ihn dann doch überrascht, so Widmann, der unermüdlich die Fragen der Käufer beantwortete. Vor den Kassen, an denen nur Bargeld angenommen wurde, hatten sich bereits kurz nach Beginn des Verkaufs um 15 Uhr lange Schlangen gebildet. Die schnellen Käufer, vor allem viele junge Freisinger und Familien mit Kindern, hatten sich rasch für Stühle, Schreibtische, einen der weißen runden Tische im Rokokostil, Lampen oder Gläser entschieden. Sie warteten geduldig mit ihrem Zettel und überlegten, nachdem sie Eigentümer eines Erinnerungsstückes aus dem Asamgebäude geworden waren, wie sie den schweren Spiegel oder die vier Stühle transportieren sollten.
Die meisten hatten sich schon auf den Transport vorbereitet, wie man an den zahlreichen Kombis sah, die auf dem Marienplatz parkten. Andere wollten nur neugierig schauen, konnten dann aber nicht widerstehen und mussten sich nach dem Kauf eines Schranks Gedanken über den Abtransport machen. Familie Krug aus Haag war ganz gezielt zu diesem besonderen Flohmarkt in das Asamgebäude gekommen, vier weiße Stühle im Rokokostil à 15 Euro sollten es sein. Ihr Sohn wohne im alten Haager Brauereigebäude und da passten die Stühle sehr gut, schilderte Ilona Krug. Außerdem seien sie stabil, den Bezug könne man später einmal erneuern. Für 15 Euro erhalte man im Einrichtungshaus nur wacklige Exemplare, freute sich die Familie, während sie die Stühle hinunter zum Auto trug. Selbst die altertümlichen, schmucklosen Garderobenständer und die Vorhänge fanden Liebhaber. Nach einer Stunde standen nur noch große Schreibtische, einfache Schränke und ein paar Pappkisten mit Biergläsern in den Räumen.
"Es hat uns widerstrebt, all diese Dinge wegzuwerfen", berichtete Widman. Das Asamgebäude sei ein zentraler Ort der Stadt, ein multifunktionales Gebäude, mit dem viele Menschen Erinnerungen an Theateraufführungen, Ausstellungen und Vorträge verbinden würden und das den Freisingern ans Herz gewachsen sei. Jetzt konnte sich jeder ein Erinnerungsstück mitnehmen. Für die jungen Käufer war es aber offensichtlich auch eine gute Gelegenheit, ihre Einrichtung günstig zu ergänzen. Die Preise seien mit einem Gerichtsvollzieher, einem Auktionshaus und auch nach Gefühl ermittelt worden, schilderte Widmann, der mit den Mitarbeitern der Stadt diesen besonderen Flohmarkt organisiert hatte. Das allermeiste Mobiliar seien ja keine Originale, sondern meist Rokoko-Nachbildungen.
Nur einige schwere Vollholzschreibtische seien wertvolle Stücke, deren Preis von einem Fachmann ermittelt wurde. Der Kassensturz am Montag erbrachte schließlich rund 5300 Euro, die übrigen Möbel werden nun entsorgt. Aber der große Kronleuchter aus dem Foyer hat dann zum Schluss doch noch einen Käufer gefunden. Wäre ja auch wirklich schade gewesen um das gute Stück.