Ein etwas anderer Blick:Schattenseiten eines Urlaubsparadieses

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Der Fotograf Rainer Viertlböck zeigt nicht Spaniens Strände, sondern die Behausungen afrikanischer Saisonarbeiter

Urlauber verbinden mit Südspanien vor allem Sonne, Sand und Meer. Einen ganz anderen Blick auf die Region hat der Fotograf Rainer Viertlböck. Unter dem Titel "Die Schattenseite" stellt er im Alten Gefängnis in Freising berührende und verstörende Bilder aus - Ansichten, die Andalusien-Reisenden in der Regel verborgen bleiben: riesige Plantagen und die Behausungen afrikanischer Saisonarbeiter. Die Vernissage beginnt am Donnerstag, 7. April, um 19 Uhr, der Künstler, der in Gauting lebt, wird an diesem Abend anwesend sein.

In Südspanien, dort wo Afrika dem europäischen Kontinent ganz nahe ist, entstand vor 2012 über einen längeren Zeitraum hinweg die Fotoserie "Chabolas". Sie zeigt die primitiven Unterkünfte der Saisonarbeiter, zum Teil nicht mehr als durch Plastikfolien geschützte Zelte, und die aus der Luft aufgenommenen riesigen Erdbeerfelder in unmittelbarer Nähe meist veralteter chemischer und petrochemischer Fabriken und ihrer hochgiftigen Abraumhalden, die wie futuristische Landschaften anmuten. In direktem Kontrast zu den Hütten der Migranten stehen die Bilder leer stehender Siedlungen und Häuserzeilen, wie sie zwischen 1995 und 2008 zu Hunderttausenden in ganz Spanien entstanden sind.

Auf den ersten Blick wirken die großformatigen Arbeiten Viertlböcks wie schöne, altmeisterliche Gemälde, sie entfalten dann aber ihre beunruhigende Dialektik: Dem Betrachter ist es überlassen, den Bezug herzustellen zwischen den armseligen, aber menschliche Würde ausstrahlenden Hütten, den Plantagen und Industrieanlagen, die die Landschaft zerstören, und den Neubau-Komplexen mit ihren leeren Augenhöhlen. Viertlböcks Bilder dokumentieren die Schattenseite unserer Art zu leben.

Die Ausstellung des Modern Studio mit Fotografien von Rainer Viertlböck ist vom 8. bis zum 24. April im Alten Gefängnis in Freising zu sehen. Öffnungszeiten: Freitag 15 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 19 Uhr sowie nach Absprache. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 03.03.2016 / psc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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