Eigene Stelle für die Kreisarchäologie:Die Vergangenheit für die Zukunft sichern

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Delia Hurka und ihre Mitstreiter kümmern sich seit einem Jahr um vor- und frühgeschichtliche Funde aus dem Landkreis

Von Peter Becker, Freising

Bald ein Jahr lang gibt es am Freisinger Landratsamt nun schon eine Stelle für die Kreisarchäologie. Damit, so heißt es im Jahresrückblick, betone der Landkreis die Bedeutung, die er der frühen Vergangenheit beimesse. Über mangelnde Arbeit braucht man sich dabei nicht zu beklagen. Das sofort angelaufene Tagesgeschäft besteht aus der Erfassung der zahlreichen vor- und frühgeschichtlichen Funde aus den Ausgrabungen des Archäologischen Vereins. In über 1500 Kisten lagern die seit dem Jahr 2013 dem Landkreis gehörenden Fundstücke in dessen Depot.

Zunächst musste eine Funddatenbank geschaffen werden. Diese ist Grundlage einer erfolgreichen Inventarisierung. Im Sommer des vergangenen Jahres waren die Arbeiten und Testläufe abgeschlossen. Die Inventarisierung konnte beginnen. Um die Fundstücke sachgerecht lagern zu können, sind mittlerweile drei Messstationen für Temperatur und Feuchtigkeit installiert worden. Besonders zerstörungsanfällige Objekte werden künftig bei geringer Feuchtigkeit in einer Kleinklimatisierung gelagert.

Von besonderer Bedeutung ist auch die Archivierung der Dokumentationen. Denn nur durch die Sicherung von Grabungsdokumentationen, Fundmeldungen und anderer Angaben zum Fundkontext sind überhaupt kulturhistorische Aussagen zu treffen.

Ein besonderes Ereignis war für Kreisarchäologin Delia Hurka der Besuch des Landeskonservators Sebastian Sommer sowie des Vorsitzenden der Gesellschaft für Archäologie in Bayern, Bernd Päffgen. Sie stellten im Frühjahr den aktuellen Band "Das archäologische Jahr in Bayern" vor. Seit dem ersten Band im Jahr 1980 ist der Landkreis Freising mit über 40 Einträgen in dieser Reihe vertreten.

Die Kreisarchäologen klagen stets aufs Neue über die Zerstörung von Bodendenkmälern. Deren dauerhafter Erhalt lässt sich nur selten erreichen. Falls dies nicht möglich ist, bleibt nur die fachgerechte Dokumentation durch eine Ausgrabung. Besonders tragisch, so lautet die Klage im Jahresbericht, "sind Fälle, in denen gesetzeswidrig diese letzten Relikte unserer Vergangenheit ohne Rücksicht weggebaggert werden". Auch im Landkreis Freising komme es immer wieder zu solchen Fällen.

Spannende Einblicke gewähren laut Jahresrückblick die Vorberichte zu den Kampagnen in Siedlungen in Mauern und Zolling, die aus der Mittelsteinzeit stammen. Eisenzeitliche Siedlungsspuren sind unter einem Neubaugebiet in der Gemeinde Neufahrn zu finden. Vorgeschichtliche Spuren förderte der Bentonitabbau bei Gammelsdorf zu Tage.

Die Freisinger Kreisarchäologin Delia Hurka und ihre Mitstreiter wollen indes nicht so lange warten, bis Besucher aus eigenem Antrieb die Fundstücke besichtigen wollen. Die Vermittlung und Präsentation von Archäologie sei der Fachstelle eine Herzensangelegenheit, heißt es im Jahresbericht weiter.

Mit dem Konzept der "Mobilen Archäologie im Klassenzimmer" können sich Schüler den direkten Zugang zu ihrer Vergangenheit erschließen. Zusammen mit dem Archäologischen Verein konnten im Juni und Juli in der Wolfersdorfer Grundschule bereits mobile Geschichtsstunden stattfinden. Projekttage zu den Themen "die ersten Ackerbauern" und "die Römer" liefen an der Grundschule Sankt Korbinian in Freising.

© SZ vom 02.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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