Ehemalige Wehrkirche saniert:In alter Pracht

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Mesner Paul Kaindl weiß viel über die Kirche zu erzählen. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Gotteshaus in Thonhausen ist aufwendig renoviert worden, den Löwenanteil der Kosten übernimmt die Erzdiözese. Heizung gibt es nach wie vor keine, für Mesner Paul Kaindl ist das kein Problem

Von Katharina Aurich, Thonhausen

"Tannhusa", Häuser bei den Tannen, hieß der kleine Ort Thonhausen in der Gemeinde Wolfersdorf in der ersten Urkunde aus dem 12. Jahrhundert, die die Ansiedlung erwähnt. Irgendwann in dieser Zeit bauten sich die Einwohner von Tannhusa eine Wehrkirche, sie war nur über Leitern zugänglich und diente den Bewohnern nicht nur für den Gottesdienst, sondern auch um sich vor Angreifern zu schützen. Jetzt wurde das Kleinod, das dem irischen Wanderprediger Sankt Koloman geweiht ist, aufwendig für rund 330 000 Euro saniert, den Löwenanteil übernahm das Erzbischöfliche Ordinariat.

Paul Kaindl ist seit 43 Jahren Mesner des Gotteshauses und kann viel erzählen. Noch immer sind in den Außenmauern die Schießscharten zu erkennen, aber natürlich muss die Kirche schon lange nicht mehr über Leitern betreten werden. Im Laufe der Jahrhunderte erhielt sie einen richtigen Eingang und das Kirchenschiff wurde verlängert, der Übergang ist im Mauerwerk gut zu erkennen. Auch der Turm mit seinem Kupferdach kam erst später dazu, berichtet Kaindl. In den Siebzigerjahren Jahren des vergangenen Jahrhunderts sei zum letzten Mal Hand an die Fassade gelegt worden und die Kirche erhielt erst damals ein richtiges Fundament. Mittlerweile war vieles verwittert und verrostet. Die kleine Kirchengemeinde, in Thonhausen leben 100 Menschen, hätte die Summe für eine Renovierung nie aufbringen können, sagt Kirchenpfleger Anton Kammerloher. Aber nach langen Verhandlungen muss sie jetzt nur zehn Prozent, 33 000 Euro, übernehmen, "Das ist machbar", glaubt er. Die Kirchengemeinde brauche ihre Rücklagen auf, die weltliche Gemeinde überweise einen Zuschuss und es wird auch noch eine Sammlung geben.

Am Anfang der Renovierungsarbeiten, die von April bis November 2015 dauerten, wurde zunächst einmal vieles demontiert: das Turmkreuz und die gesamte Zwiebelkuppel aus Kupferblechen. Die Zeiger der Turmuhr sollten eigentlich nur ausgebessert werden, aber sie seien aussichtslos verrostet gewesen und mussten erneuert werden, erinnert sich Kaindl. Das waren komplizierte Arbeiten, zumal wenn es in Strömen regnete oder die Sonne vom Himmel brannte.

Auch die Zimmerer hatten am Dachstuhl über dem Kirchenschiff einiges zu tun, denn marode Balken mussten ausgetauscht und neue Bodenbretter verlegt werden. Jetzt können das Turminnere und der Dachboden wieder gefahrlos betreten werden. Damit sich die Holzwürmer nicht zerstörerisch durch Balken und Bretter fressen, wurde drei Tage lang Gas in den abgedichteten Innenraum geleitet, niemand durfte die Kirche betreten, alle Schlüssel waren eingesammelt, schildert Kirchenverwalter Kammerloher. Die Farbgestaltung für Fassade und Turm musste natürlich mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden. Besonders stolz sind die Thonhauser auf das große Holzkreuz aus Eiche, das ein einheimischer Tischler baute und an dem jetzt eine vergoldete, gusseiserne Jesusfigur über den Friedhof wacht. Ein besonderer Blickfang in der Kirche sind die bunten Glasfenster, die ausgebaut und ebenfalls fachgerecht restauriert wurden. Als Letztes ist nun noch der Altar eingerüstet, er wird vom Kirchenmaler Bernd Flassak wieder in seine alte Pracht versetzt. Anton Kammerloher ist "absolut froh, dass es vorbei ist". Es sei erstaunlich schnell gegangen, alle Termine und auch der Kostenrahmen seien eingehalten worden, bilanziert der Kirchenverwalter. Eines hat sich allerdings nicht geändert, die kleine Kirche hat keine Heizung. Die Kälte sei noch nie ein Problem gewesen, erzählt Kaindl. Er erinnere sich an eine Christmette in seiner Kindheit, als die Gläubigen bei minus 20 Grad in den Kirchenbänken saßen.

© SZ vom 18.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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