Eching:Hauptschüler gründen Firma

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Rasenmähen, Gassigehen, ein Handy-Kurs für Senioren - und alles für fünf Euro die Stunde: Echinger Hauptschüler haben eine Firma gegründet. Und wohin die Gewinne fließen, wissen sie auch schon.

Alexandra Vettori

Die Hauptschule Eching war nicht nur eine der ersten in Bayern mit Ganztagesklasse. Sie ist auch eine der ganz wenigen Schulen, aus deren Reihen eine Firma hervorgegangen ist. Die Achtklässler der Echinger Ganztagesklasse haben eine gegründet : "Schüler Service & more - das etwas andere Dienstleistungsunternehmen". Die ersten Aufträge haben die 14- bis 15-Jährigen schon absolviert, demnächst starten sie eine Kampagne, um noch mehr Privatkunden zu werben.

Echinger Hauptschüler haben ein Dienstleistungsunternehmen gegründet. Um das Startkapital zu erwirtschaften, half auch die Klassenlehrerin aus. (Foto: Marco Einfeldt)

Rasenmähen, Einkaufen, Gassigehen mit dem Hund, Babysitten, das Geschäftsfeld von Schüler Service & more ist breit gefächert. Beim Kooperationspartner, der Flughafen München Gesellschaft (FMG), waren sie schon mehrmals, haben am Airport verstreute Rollstühle aufgeräumt, Info-Boxen mit Zetteln aufgefüllt und Fluggäste befragt. Auch das Alten- und Service-Zentrum Eching ist Stammkunde. Dort schenken die Schüler bei Empfängen Sekt aus oder helfen am Buffet.

Der Renner war ein Handy-Kurs für Senioren. "Die Herrschaften waren so begeistert, dass sie unbedingt einen weiteren Kurs und einen Computerkurs haben möchten", erzählt Sybille Schmidtchen, die Klassenlehrerin der 8a. Schmidtchen hatte die Idee zur Firmengründung. Schon seit ein paar Jahren ging die engagierte Pädagogin damit schwanger. Zu Beginn diesen Schuljahres hat sie es an die Jugendlichen und Eltern herangetragen. Wie es eben so ist bei 25 Schülern, "nicht alle waren gleich mit dem selben Enthusiasmus dabei, schließlich sind die Aufträge teils auch in der Freizeit auszuführen", erzählt sie. Als die Firmengründung anstand, "wollten alle".

Im Mai war die feierliche Unterzeichnung des Gründungsvertrages für die Offene Handels-Gesellschaft Schüler Service & more, mit den Gesellschaftern, Bürgermeister Josef Riemensberger als Aufwandsträger der Schule, Rektorin Christina Grasse, Sybille Schmidtchen, Peter Maeke von der FMG, Differenzierungslehrerin Katharina Schwarzhuber - und 25 Schülern, für die ihre Eltern mitunterzeichnen musste.

"Reden auch privat über die Firma"

Das Startkapital haben sich die Schüler im Vorfeld erarbeitet, zusammen mit je 100 Euro Spende von Schmidtchen und Maeke waren gut 800 Euro in der Kasse. Inzwischen ist einiges dazugekommen. Fünf Euro pro Stunde und Person kostet der Service, die Anfahrt ermöglichen Lehrer und Eltern. Als es um ein Interview geht, rückt die Presseabteilung mit Denis, Samuel, Aaron und Patrick an. Was die Firma der Klasse gebracht habe, lautet eine Frage. "Der Zusammenhalt ist besser, wir sind eben ein Team", sagt Patrick und Samuel fügt hinzu: "Wir reden auch privat viel über die Firma."

Und Aaron diktiert, ganz professioneller Öffentlichkeitsarbeiter: "Wir möchten, dass die Leute wissen, dass wir zuverlässig sind und kommen, wenn sie uns brauchen." Einen Sponsor hat die junge Firma auch: Der Echinger Günter Zillgitt, tätig im Bereich Kunstförderung und Marketing, unterstützt sie. Am kommenden Freitag veranstaltet er für die 16-köpfige Marketing-Abteilung von Schüler Service & more einen Workshop. "Das findet dann im Rahmen des Schulfaches ASK, also Arbeit, Wirtschaft und Technik, statt", so Schmidtchen. Moderne Unterrichtsgestalter wären hellauf begeistert - so sieht praxisnaher Unterricht aus.

Auf die Frage, was mit dem Gewinn geschieht, blitzt ein Lächeln über das Gesicht der Lehrerin: "Das verpulvern wir bei unserer Klassenfahrt nach Hamburg." Richtig gut gehen lässt es sich die Klasse dann - und keiner muss daheim bleiben, weil sich die Eltern den Ausflug nicht leisten können. Das Programm zählt Schmidtchen auf: "Wir werden nicht in der Jugendherberge übernachten, sondern im Hotel und wir gehen jeden Abend Essen. Wir werden eine Wattwanderung machen, wir besuchen Helgoland, machen eine Stadtführung und vielleicht noch eine Ballonfahrt."

© SZ vom 23.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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