Drohendes Fahrverbot:Nachfrage nach Diesel-Autos sinkt

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Vor allem Gebrauchtwagenhändler bekommen das zu spüren. Bei Neuwagen setzen die Hersteller auf alternative Antriebe

Von Patrick Bäuml, Landkreis

Das mögliche Fahrverbot für Diesel-Autos in deutschen Innenstädten trifft vor allem Gebrauchtwagenhändler, auch in Freising. "Gebrauchte Dieselfahrzeuge verkaufen sich sehr schlecht", sagt zum Beispiel Michael Müller, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses, und fügt hinzu, "es werden jetzt mehr Benziner gekauft." Im Durchschnitt verkauft das Autohaus Müller jährlich gut 1300 Fahrzeuge, Autos mit Dieselmotoren werden immer weniger darunter sein, prognostiziert Müller. An Zahlen ließe sich der Rückgang jedoch noch nicht festmachen, dafür sei die Entwicklung zu frisch.

Große Probleme sieht der Geschäftsführer aber noch nicht für sein Unternehmen. "Unser großer Vorteil ist, dass wir sehr viele E-Autos anbieten", erklärt Müller. Etwa 40 Prozent der Fahrzeuge im Sortiment seien bereits elektrisch betrieben. "Und die Elektroautos werden jetzt natürlich immer beliebter", betont Müller. Diese Entwicklung müssten die Autohändler nutzen, um bestehen zu können, ist er überzeugt. "Man sollte am besten den Umstieg von Benzin- und Dieselfahrzeugen zur Elektromobilität machen", erklärt er. Gleichzeitig rät Müller aber zu Gelassenheit: "Da braucht man jetzt keine Panik machen. Wir wissen ja noch nicht einmal, was passieren wird."

Er sieht in der aktuellen Situation Parallelen zur Einführung des Katalysators vor wenigen Jahrzehnten. "Es ist zwar schon lange her, aber damals waren die Diskussionen auch groß", so Müller. Schon seit den achtziger Jahren sind Katalysatoren, die den Schadstoffausstoß des Fahrzeuges erheblich reduzieren, in Deutschland verpflichtend. Ob es jetzt eine neue bundesweite Regelung zur Abgasreduzierung geben wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Das Bundesverwaltungsgesetz machte unlängst den Weg für Dieselfahrverbote frei, allerdings unter der Prämisse, dass das Verbot "verhältnismäßig" ist. Möglicherweise werden die Städte die Entscheidung fällen dürfen, ob sie innerhalb ihrer Grenzen auch Fahrzeuge mit der Abgasnormen Euro 5 zulassen, oder die Nutzung ihrer Straßen nur den Verbrennungsmotoren mit der Euro 6-Plakette vorbehalten. Auch das Autohaus Vollmann in der Ismaninger Straße bekommt die Auswirkungen des möglichen Verbotes schon zu spüren. "Die Nachfrage von Dieselautos ist um etwa 50 Prozent zurückgegangen", berichtet Geschäftsführer Nikolai Kusnezow. Betroffen seien hauptsächlich die Gebrauchtwagen. Toyota, der Hersteller des Autohauses Vollmann, investiere jetzt allerdings in umweltfreundlichere Methoden wie Wasserstoffantrieb, Elektromobilität und Hybridfahrzeuge, so Kusnezow.

Audi registriert anscheinend bisher wenig Veränderungen. "Negative Auswirkungen durch das Leipziger Urteil sehen wir bislang nicht: Angebotspreise, Fahrzeugverkäufe und Standzeiten sind auf stabilem Niveau", konstatiert Oliver Scharfenberg, Pressesprecher für Vertrieb und Marketing der Audi AG. Zum Gebrauchtwagen-Zentrum in Eching könne man allerdings keine Aussage treffen. Auch Audi vermeldet im Gesamtmarkt seit etwa einem Jahr "eine Verschiebung der Nachfrage vom Diesel hin zu Modellen mit Ottomotor", so Scharfenberg. Der Gebrauchtwagenmarkt zeigt sich bei Audi offensichtlich ebenfalls unbeeindruckt vom drohenden Diesel-Fahrverbot. "Im Januar lagen die Verkäufe von jungen Gebrauchtwagen im deutschen Audi-Handel mehr als 15 Prozent über dem Vorjahreswert", erklärt Scharfenberg.

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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