Dorfläden im Landkreis:Gegen den Trend

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Bayernweit sterben die Dorfläden. Im Landkreis Freising ist das anders: In den meisten Ortschaften gibt es Lebensmittelgeschäfte

Von Alexandra Vettori, Landkreis

Unvermindert geht das Ladensterben auf dem Land weiter, jede vierte Gemeinde in Bayern ist schon ohne Lebensmittelgeschäft. Im Landkreis Freising schaut es anders aus. In fast jeder der 24 Gemeinden gibt es zumindest einen Bäcker, Metzger und oder Getränkemarkt, die Zahl der Supermärkte hat auch in ländlich strukturierten Gegenden zugenommen. Der nächste wird in Hohenkammer eröffnet, vom kommenden Frühjahr an gibt dort gegenüber der Tankstelle einen Rewe-Markt.

Um fünf Geschäfte erweiterte sich das allgemeine Landkreisangebot in den vergangenen zehn Jahren - das geht aus den Daten der Firma "Trade Dimensions" hervor, die sie im Auftrag der Staatsregierung im Vorjahr erhoben haben. Damit entwickelte sich die Nahversorgungssituation im Freisinger Land besser als in den meisten Landkreisen und kreisfreien Städten Bayerns. Marktführer bei den Supermärkten im Landkreis ist Edeka - der Lebensmittelhändler betreibt hier insgesamt 20 Filialen. Nur noch Gemeinden wie das 25 Kilometer nördlich von Freising gelegene Rudelzhausen gelten als unterversorgt. Der Grund: Die 3 400 Einwohner sind auf eine Vielzahl kleiner Dörfer und Weiler verteilt, Siedlungsschwerpunkte bilden Rudelzhausen mit über 2100 und Tegernbach mit gut 900 Einwohnern. In Rudelzhausen selbst gibt es zwar noch einen Metzger und einen Bäcker, doch die haben nicht mehr täglich geöffnet, in Tegernbach hält ein Bäcker wacker die Stellung. In Attenkirchen ist es ebenfalls einer der zwei ortsansässigen Bäcker, der für die Grundversorgung der 2800 Einwohner im Ort sorgt. Bäcker Ulrich Schindele hat sein Sortiment an Broten, Brezen, Semmeln und süßen Teilchen längst um das erweitert, was der Mensch zum täglichen Leben braucht: Gemüse, Nudeln, Soßen, Öl, Konserven, Milchprodukte, Eis und eine Kaffee-Ecke. "Die Grundversorgung wäre gewährleistet, es müssen nur noch mehr Leute das Angebot annehmen", sagt Eugen Altmann, geschäftsleitender Beamter der Verwaltungsgemeinschaft Zolling, zu der auch Attenkirchen gehört. Es seien vorwiegend ältere Kunden und Alteingesessene, die örtliche Einkaufsmöglichkeiten nutzten. Die arbeitende Bevölkerung pendele in der Regel mit dem Auto in Richtung Freising und erledige die Einkäufe unterwegs. In Zolling etwa, wo sich inzwischen Aldi, Rewe und Edeka verkehrsgünstig an der B 301 konzentrieren.

Wenn es nicht der Bäcker ist, der in die Bresche springt, dann ist es ein türkischer Gemüsehändler wie in Wolfersdorf oder eben ein Dorfladen. In vielen Orten Bayerns nehmen engagierte Bewohner die Sache selbst in die Hand und eröffnen Läden. Ein Paradebeispiel gibt es in Paunzhausen, wo eine Genossenschaft schon seit zehn Jahren die Nahversorgung im Ort sichert. Mittlerweile gehören ein Getränkemarkt und ein Hermes-Versand zum Sortiment, dazu viel Bio und viel Regionales, worauf man von Anfang an Wert gelegt hat. So, wie im etablierten Dorfladen in Haag. Vor zweieinhalb Jahren hatte einige Engagierte aus dem Dorf das Hoffen auf einen Supermarkt satt und eröffnete einen Laden in einer ehemaligen Kegelbahn. Partner war eine Tochterfirma von Edeka, doch die Betreiber legen Wert auf regionale Produkte. Teils bringen die Bauern Kartoffeln, Gemüse, Honig, Käse, Milch oder Bio-Eier selbst vorbei, teils holt man sie vom Dorfmetzger oder von der örtlichen Brauwerkstatt. Mittlerweile, schätzt Marktleiterin Petra Rott, kommen im Durchschnitt täglich 160 Menschen in den Laden, der auch Lotto- und Postannahmestelle ist. Erweiterungspläne hege man nicht, sagt sie, "aber wir denken über eine Reinigungsannahme nach".

Dass es in Marzling gar nicht erst zur Unterversorgung kam, war Anfang des Jahres Manuela Wahl zu verdanken. Als sie von der Schließung des örtlichen Kramerladens erfuhr, hat sie die Räume übernommen, modernisiert und vor gut drei Monaten den "Laden Ihrer Wahl" eröffnet.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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