Doppelte Geburtstagsfeier:Mit 666 Jahren ...

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Eingezwängt zwischen zwei Häusern, beherbergt der Bürgerturm heute wechselnde Ausstellungen zur Freisinger Geschichte. (Foto: Marco Einfeldt)

. . . ist für den Freisinger Bürgerturm noch lange nicht Schluss

Von Laura Caspari, Freising

Dass der Freisinger Bürgerturm im Nordosten der Altstadt dieses Jahr seinen 666. Geburtstag feiern kann, liegt vor allem an der "Interessengemeinschaft Bürgerturm". Weil die Bausubstanz des 1350 errichteten vierstöckigen Gebäudes mit dem charakteristischen Zeltdach immer schlechter geworden war, hatte die Stadt Freising schon einmal kurz davor gestanden, den Turm zu verkaufen. Die Interessengemeinschaft, die ihrerseits in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert, konnte das Gebäude mit Hilfe von Spendengeld aus der Freisinger Bevölkerung allerdings renovieren. Somit wurde der schmale, rot angestrichene Turm - heute eingezwängt zwischen zwei Häusern - zu einer Ausstellung über die Stadtgeschichte umfunktioniert.

Der Turm war als offener Wachturm als Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung errichtet worden. Diese Befestigung, mit dem Bürgerturm am Unteren Graben als letztem Überbleibsel, umschloss Freising bis ins späte 19. Jahrhundert. Erst 1704 wurde der Wachturm mit einem weiteren Stockwerk und dem Zeltdach versehen. Als die Stadtmauer schließlich nicht mehr genutzt und somit der Wachturm nicht mehr besetzt war, fand man andere Verwendungszwecke für das Bauwerk.

So diente es zunächst als Pulverturm der Stadt, später als Gefängnis und schließlich als Armenhaus, bevor der Turm wegen seines schlechten Zustands vom Stadtmagistrat für unbewohnbar erklärt wurde. Ein Abriss oder Verkauf wurde damals allerdings ausgeschlossen. Daraufhin verwendete ihn die Feuerwehr als Schlauchturm. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von der katholischen Jugend als Jugendheim genutzt, bis schließlich der Bund Naturschutz die Räumlichkeiten mietete.

Nach dessen Auszug überlegte die Stadt, den Bürgerturm zu verkaufen, anstatt ihn aus eigener Kasse sanieren zu müssen. Die Bürgerinitiative "Freisinger Bürgerturm" konnte das aber erfolgreich verhindern. Der Deal mit der Stadt sah so aus, dass die Initiative den Turm allein mit dem Sammeln von Spendengeld renovieren würde - und die Stadt stimmte zu. Nach seiner Sanierung 1994 bis 1996 wurde der Bürgerturm am 11. Mai 1996 in Verbindung mit dem "Grabenmuseum" der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aus der Bürgerinitiative ging 1996 die "Interessengemeinschaft Bürgerturm" hervor.

"Zunächst hatten wir Dichterlesungen, Ausstellungen von Malern oder Musikabende bei uns", erzählt Martin Maier, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Bürgerturm. Seit 2001 beherbergt das Gebäude jährlich wechselnde Ausstellungen mit dem Motto "Freising - einst und jetzt". "Da hatten wir als Themen schon die Gastronomie in Freising, beim Jubiläum der Feuerwehr die Geschichte der Freisinger Feuerwehr und im vergangenen Jahr Uhrmacher, Juweliere und Optiker", erinnert sich Maier.

Die Ausstellungsreihe wird heuer unter dem Motto "Der Turm und seine Geschichte" fortgesetzt. "Wir haben dafür viele alte Dokumente aus dem Freisinger Stadtarchiv bekommen", erklärt Maier, darunter alte Baupläne des Bürgerturms samt damaliger Bauauflagen der Stadt und alte Zeitungsberichte über die Interessengemeinschaft. Heute bildet der Bürgerturm den einzig sichtbaren Rest der mittelalterlichen Stadtbefestigung und befindet sich nach wie vor im Besitz der Stadt Freising.

Die neue Ausstellung wird am Samstag, 10. September, um 14 Uhr eröffnet. Bis zum Spätherbst können Interessierte dann jeden Samstag von 14 bis 17 Uhr in den Bürgerturm gehen, um sich die Ausstellung anzusehen.

Zu den Ausstellungen "Freising - einst und jetzt" der vergangenen Jahre gibt es Begleithefte, die im Bürgerturm und der Touristinformation erhältlich sind. Auskunft zu Führungen im Bürgerturm gibt es ebenfalls bei der Touristinfo. Eine Besichtigung des Turms ist auch bei gebuchten Stadtführungen möglich. Die regulären Öffnungszeiten des Bürgerturms sind von Mai bis Oktober jeden Samstag von 14 bis 17 Uhr.

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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